Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

1877 Nr. 4

Spalte:

77-79

Autor/Hrsg.:

Nestle, Eberhard

Titel/Untertitel:

Abgar-Literatur 1877

Ansicht Scan:

Seite 1, Seite 2

Download Scan:

PDF

77

Theologifche Literaturzeitung. 1877. Nr. 4.

78

Meinungen und Anregungen fehr brauchbar für den,
der nicht glaubt, fondern zufieht, gefährlich für den, der
nicht zufieht, fondern glaubt.

Uebcr die Entftehungszeit des B. lob heifst es in
^ 56 der Einleitung: ,Dafs diefes Mcifterwerk religiöfer
Reflexion und planmäfsig fchaffender Kunft, diefes un-
erfchöpflich originelle und nach Luther's Ausdruck
reifige und prächtige Buch, in welchem alles furchtbar
Erhabene was Naturwelt und Menfchengefchichte bietet
wie in einem Alpenthale ringsum aneinander gereiht ift,
keiner anderen Zeit angehört als der falomonifchen,
könnten wir beinah vorausfetzen, wenn es nicht ohnehin
von allen Seiten fleh beftätigte'. Die Sprache führt auf
fpätere Zeit, vgl. ü~ni:n5:, MBit (fchwere Arbeit), rrs

deffen armenifcher Ueberfetzung unabhängigen Tradition
gefolgt ift.

3) Im Jahre 1868 wurde der armenifche Text zu
Venedig gedruckt (71 SS. 8°) und gleichzeitig erfchien
dafelbft eine Ueberfetzung: Labot/bnia. Lettre d'Abgar
011 histoire de la conversion des Edesseens pur Laboubnia,
ecrivain contemporain des Apotres, traduite sur la Version
armenienne du Vme stiele. Venezia ic?b'6?, Tipogr. Mechitha-
rista di San Lazaro. 58 SS. 8°. Beide Publicationen,
die zu fehen mir bis jetzt nicht gelungen ift, find offenbar
das Werk des Dr. Alishan, der fchon am 23. Jan.
1863 in einem Brief an Cureton von der Auffindung
diefes armenifchen Manufcripts {probablement de XILue
Steele') und der beabfichtigten Herausgabe desfelben

(Lohn), T>Jtn (Zweig), Vap (2, 10 in Profa), x-vs, Xitu Mittheilung gemacht hatte (f. Cureton, Anc. Docuntc/tts
(11,7), nap, Vti:, njna— mms (13, 17), mrtBJ» p. 166), und letztere Ueberfetzung ift offenbar die von

niflVa mnnn. Die religiöfen Hauptgedanken haben eine Phillips (Pre/aee p. V und fonft) citirte, der Datum, Ort
überrafchende Aehnlichkeit mit denen in Jef. 40—66; ' und genauen Titel diefer Publication in feiner Aus-
nur find fle etwas individualiftifcher, wie in den Pfalmen. gäbe nirgends angegeben hat.

Dafs Jerem. 20 von lob 3 abhänge, ift nicht klar. Des I 4) Die Gefchichte von der Kreuzauffindung durch
Propheten Worte find einfach und natürlich, offenbar die Königin Protonice ift übrigens hier nicht zum erften

dem Moment entquollen und von grofser fubjectiver
Wahrheit; lob 3 ift gefchraubt und geht nicht zu Plerzen.
Wird einer am Grabe feiner Mutter feinen Schmerz,
wenn er wahr ift, in entlehnten Vcrfcn ausfprechen? Und
Jeremia's Schmerz ift wahr und gröfser als der Schmerz
um die Mutter. — Auf den Reden Elihu's ,ruht der
Verdacht, dafs fie nicht nur formell an die künftlcrifche
Höhe des Werkes nicht heranreichen, fondern auch der

Mal mitgetheilt, fondern fchon im fiebzehnten Jahrhundert
aus einer nach Dublin gebrachten fyrifchen Hds.
in's Englifche überfetzt und, mit einer italienifchen Vorrede
an die Königin Maria verfehen, in einer kleinen
Brofchüre von 51 Seiten, 160 gedruckt worden unter
dem Titel: An History of the Twofold Invention of
the Cross whereon Our Saviour zvas crueified. Translatcd
out of an antiettt Aramcean Biologist. Together zvith an

Idee und dem Plane desfelben zuwiderlaufen'. Die Be- j Account of the Conversion of the Ethiopians, out of Abttl-
fchreibung des Behemoth und des Leviathan fei echt, pharagius' Ecclesiastical History. By Dudley Loftus, f.

ebenfo c. 28. Einen Zufammenhang von c. 28 mit c. 27
kann übrigens auch Delitzfch nicht herftellen, ohne den
Vers 28, 28 das Gegcntheil von dem befagen zu laffen,
was er wirklich befagt.

Grcifswald. Wellhaufen.

Abgar-Literatur.

Zur Anzeige von Phillips' Doctrine of Addai. Jahrg. 1876,

Nr. 25.

1) Im neueften Bande der Acta Sanctorum (Octo-
bris Tomus XII. Bruxellis i8(>j fol.) finden fich zum
28. Oct. S. 421—468 verfchiedene Abhandlungen aus
der Feder eines der Bearbeiter diefes Bandes Joseph
van Hecke, die das bis dahin bekannte Material der
Abgar-Sage im katholifch-traditionellen Sinne verarbeiten
. Die Echtheit wird feftgehalten, aber wegen des
Gelafianifchen Decrets von 494 kann den Acten des
Archivs von Edessa nur fides hutnana, nicht divina
zukommen.

2) Im gleichen Jahr veröffentlichte Victor Langlois
{Collcction des Historiens Anciens et Modernes de l'Ar-
vtenie. Paris, Didot. Vol. I, 1867, p. 317—325; auch bei
Müller, Fragmenta Histor. Graec. T. V, 2, 1872) eine
wie es fcheint fehr genaue armenifche Ueberfetzung der
vollftändigen Doctrina Addaei nach einem Manufcript
der Parifer Nationalbibliothek {Anc. fonds arm. Nr. 88,
fol. 112), jedoch nur franzöfifch und mit Auslaflungcn

unter dem Titel: Leroubna dEdesse. Histoire d'Abgar mens mit Veronica, HeqovUrj, IJqovvi/.oi; wahrfcheinlich

utrittsq. Dr. Dublin, Printed Anno 1686. [8 unpaginirte
und 51 SS. i6°j. Beide Formen der Legende find in
diefer Verfion dadurch verbunden, dafs in den Zeiten
der Verfolgung unter Trajan das Kreuz von den Juden
den Chriften wieder abgenommen und zwanzig Klafter
tief vergraben wird, worauf Helena mit Hilfe des Juden
und fpäteren jerufalcmifchen Bifchofs Judas Cyriaeus es
wieder auffindet. Ein zweites syrifches MS. diefer Recen-
fion findet fich im Britifchen Mufeum (Add. 12,174, fol.
291 ff.), ein drittes jedoch nur den erfien Theil enthaltendes
in Paris {Anc. Fonds 144, Zotenberg's Katalog
S. 184). Aus letzterem hat Abbe Martin in der Revue
des Questions Historiques 1873 p. 46 einige Mittheilungen
gemacht, jedoch unter der Vorausfetzung, dafs diefe
Recenfion mit der in der Doctrina Addaei enthaltenen,
angeblich von Labubna flammenden identifch fei,
was nicht ganz der Fall ift. Armenifch findet fich die
Verfion in einer Hds. der Parifer Bibliothek (44 Anc.
Fonds) und foll, wie mir Abbe Martin fchreibt, im Jahr
1868 in Jerufalem publicirt worden fein. Endlich findet
fich nach ihm in derfelben Handfchrift (fol. 186a) ein
Brief des Thaddeus an Abgar über die Aufcr-
ftchung von den Todten, mit den Worten beginnend
: die Seelen aller Menfchen, wenn fie den Körper
verlaffen, fterben nicht etc. Abbe Martin fchreibt den
Namen der Frau des Claudius Patronikia; eine Verwei-
fung auf Lipfius, die Pilatusacten kritifch unterfucht.
S. 34—38, dürfte aber genügen, um wenigftens für deutfeh-
proteftantifche Theologen den Zufammenhang des Na-

et de la predication de Thaddee traduite pour la prctniere zu machen. Man vergleiche die übrige dort angeführte
fois sur le Manuscrit unique et ittedit de la Bibliothcque Literatur, vor allem aber die für den Urfprung der Doc-
Iniperiale de Paris par Jean-Raphael Emine. In der Ein- 1 trina Addaei entfeheidenden Angaben von A. v. Gutleitung
fagt Langlois, dafs das Document ohne Zweifel fchmid über die Ereundfchaft zwifchen einem der Abgar
im goldenen Zeitalter der armenifchen Literatur aus mit Bardefanes*) und Julius Africanus in der Abhandlung
einem urfprünglich fyrifch redigirten Werke überfetzt über die Königsnamen in den apokryphen Apo-
worden fei (p. 316); fieht, wie Phillips, in der Gefchichte--

von der Kreuzauffindung das Einfchiebfel eines fpäteren *) Die von Eusebius (Praep. Ev.) aus Bardefanes angeführte Stelle

unwiffenden Hagiographen (p. 315; und giebt (p 326_ ü,,er Abg«r findet fich im Original in Curetons SfieUtgSum Syrxacum

331) die hiehergehörigen Capitel 26—36 aus dem zweiten ^ond?" l855l, P- 3» /• - B. H. Cowier machte einige Mittheilungen

Biirh a , ■ r , hr„f,.ilu0 j V, >£ " über die von Cureton fpäter herausgegebenen Stucke der Doctrina Addaei

Buch der armenifchen Gefchichte des Moses von Chorene, in m Jollrnal of .£,,m/ LitenJre, Third Series, Vol. VII. (,858)

welch letzterer offenbar einer vom lynfehen Original und 1 und in feinen Syr&u Mucellaniti (London 1861) p. 93. m f.