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Ausgabe:

1877

Spalte:

49-52

Autor/Hrsg.:

Palmer, E. H.

Titel/Untertitel:

Der Schauplatz der vierzigjährigen Wüstenwanderung Israels 1877

Rezensent:

Kautzsch, Emil

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Theologische Literaturzeitung,

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schürer.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. HLnrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 3- 3- Februar 1877. 2. Jahrgang.

Huidekoper, The Belief of the first three j Herr mann, Die Metaphyfik in der Theologie
Centimes concerning Christ's Mission to I (Kaftanj.

the Underworld (Harnack). , Schultz, Die Stellung des chrifllichen Glau-

Bezold, König Sigmund und die Reichskriege bens zur heiligen Schrift (Kaftan).

Palmer, Der Schauplatz der vierzigjährigen

Wüflenwanderung Ifraels (Kautzfeh.)
Weill, La morale du Judaisme T. I (Kautzfeh).
Behm, Ueber den Verfaffer der Schrift, welche

den Titel Hirt' führt (Harnack). gegen die Hufiten, 2. Abth. (Tfchackert). Ritfehl, Unterricht in der chrifllichen Reli-

Schodde, He'rma Nabi, The Ethiopic Version i Gunning, Spinoza en de idee der persoon- ' gion (Beffer).

of Paftor Hermae examined (Harnack). lijkheid (Chantepie de la SaufTaye). ; Martenfen, Die Leidensgefchichte JefuChrifti.

Gü dem an n, Zur Erklärung des Barnabasbriefes , Schweizer, Nach Rechts und nach Links j Zwölf Predigten (Dibelius).

(Harnack). (Holtzmann).

Palmer. E. H., M. A., Der Schauplatz der vierzigjährigen
Wüstenwanderung Jsraels. Fufsreifen in derSinai-IIalb-
infel und einigen angrenzenden Gebieten, in Verbindung
mit der Ordnance Survey of Sinai und dem Pa-
lcftine Exploration Fund unternommen. Mit Genehmigung
des Verf.'s aus dem Engl, überfetzt. Mit 5
Karten. Gotha 1876, F. A. Perthes. (XVI, 460 S.
gr. 8.) M. 12. —

Das Original zu der vorliegenden Ueberfetzung (,the
Desert of the Exodus') erfchien Cambridge 1871, fcheint
aber in Deutfchland nicht die verdiente Beachtung gefunden
zu haben, fo dafs der Entfchlufs des Verlegers,
das Werk in gewohnter trefflicher Ausftattung dem deut-
fchen Publicum zugänglicher zu machen, alles Dankes

fafeh (6541 Fufs), den Nordgipfel des Mufabcrges, als
die Stätte der Gefetzcsverkündigung — freilich mit Gründen
, die uns fo wenig, wie die Robinfon's, haben überzeugen
können. Erftlich vermögen wir nicht den Werth
auf die localc Tradition zu legen, den der Verf. ihr bei-
mifst (obwohl er S. 7 felbft bemerkt, dafs die Mönche
gern folche Stellen wählten, wo ,Vorzüge der Natur'
und traditionelle Intereffen fich verbanden); andererfeits
kann das Argument, dafs fich nur dort hinreichender
Raum für ein Lager von ca. 2 Millionen Menfchen finde,
höchftens für den Bedeutung haben, der fich den Exodus
und die Lagerung diefer 2 Millionen von Station zu Station
in einem einzigen Globus vorftellen kann. Der Verf.
widerfpricht zwar gelegentlich felbft diefer horriblen Annahme
und hält es daher für bedenklich, das ganze Heer
von Rephidim (W. Fciran) aus an einem Tage bis zum

werth ift. Wir erhalten hier die Aufzeichnungen eines , Djebel Mufa gelangen zu laffen (vergl. Ex. 19,2); trotz
rühmlichft bekannten englilchen Forfchers über Gebiete, | dem aber verflicht er S. 125, die Wanderung von Re
denen der gewöhnliche Orientreifende aus guten Grün- j phidim wenigftens bis zur Ebene vonEr-Rahah mit der
den entweder gänzlich fern bleibt oder die er hoch- Bemerkung plaufibcl zu machen, dafs eine Tagereife ja
ftens flüchtig durchftreift. Der Verfaffer hingegen erfüllte , nicht nothwendig auf 8 oder 9 Stunden befchränkt fei
mit diefen Reifen eine wiffenfehaftliche Miffion, die'mit j und die Israeliten, wie die Araber noch heute, wahrfchein-
englifchcn Mitteln unternommen und mit englifcher j lieh nur leicht bekleidet reiften! Diefe Bemerkung zeigt

Energie durchgeführt wurde. Der 1. Thcil (,Sinai') gilt
der Befchrcibung einer Expedition, die im Auftrag des
Ordnance Survey Departement 1868 und 69 unternom
men wurde; Hauptzweck derfelben war die Vermeffung

hinlänglich, dafs auch der Verf. von der naiven Anfchau-
ung über die Wanderung, wie fie nun einmal traditionell
geworden ift, nicht loskommen kann; viele feiner Lefer
werden fich freilich auch bei dem Nachweis (S. 92) noch

der Halbinfel durch 4 Kroningenieurc unter der Leitung j nicht beruhigen können, dafs die Ebene am Djebel Musa

der Capitainc Wilfon und G. S. Palmer; aufserdem
diente der Expedition der Rcv. F. W. Holland, der die
Halbinfel vorher fchon drei Mal gründlich bereift hatte,
ferner Mr. Wyatt für naturgefchichtliche Zwecke und der
Verf. für Infchriftenkunde, fowie für EVforfchung Dealer
Namen und Traditionen — ein Gebiet, für welches
er durch feine Vertrautheit mit dem Arabifchen vorzüglich
befähigt war. Trotz der nicht geringen Schwierigkeiten
, mit denen die Expedition zu kämpfen hatte (vergl.
S. 9.), wurden doch in ca. 6 Monaten gegen 3600 'engl.)
Meilen aufgenommen und 800 Meilen an Strafsenfkizzen
verzeichnet, alle wichtigeren Punkte zugleich photogra-
phifch fixirt. Die Hauptergcbnifse der Vermeffung wer

Raum genug für 2 Millionen Menfchen bot, wenn auf
die Person ein Quadratmeter gerechnet wird. Stichhaltiger
dürften die Annahmen des Verf. fein, die er auf Grund
der geographifchen Situation über die Wanderungen Israels
bis zum W. Feiran vorträgt; hier fpringt das Wahr-
fcheinlichfte fchon bei einer aufmerkfamen Betrachtung
der Ucberfichtskarte in die Augen. Am liebften aber
folgen wir ihm auf fein eigentlichftes Gebiet, die allgemeine
Charakteriftik des Landes und vor allem die feiner
gegenwärtigen Bewohner, ihrer Sitten und Traditionen.
In diefer Beziehung ift das Werk eine höchft wichtige
P"undgrube und wenn es der Verf. auch nicht ausdrücklich
fagte, würde man es doch feinen intcreffanten Mit-

den in drei Karten mitgethcilt: I) der Sinaiftock nach j theilungen von felbft anfpüren, dafs er fich gegenüber
der englifchen Originalkarte auf die Hälfte reducirt; der ungefchickten und irreführenden Manier vieler Rei-
2) der Serbai und Umgebung (halbe Reduction; und 3) fenden einer ficheren und foliden Methode der Erfor-
cine treffliche Ucberfichtskarte über die Halbinfel, redu- ! fchung befleifsigt hat (vergl. S. 14). Der Abfchnitt über
cirt auf den Mafsftab von 1: 800,000. Die Höhe des j die .Beduinen des Sinai' (S. 62 ff.) ift in feiner Art claf-
Katharinabergcs wird auf der Karte zu 8526 engl. Fufs fifch zu nennen; nicht minder verdienen Ausführungen,
angegeben, die des Djebel Mufa zu 7363 (dagegen S. ! wie die über den Nebi Saleh des Koran als eine ,ver-
*!?: 7359 » desSerbal zu 6712 (S. 10: 6734). Der Verf. plai- ; zerrte Reminiscenz an Mofe' alle Beachtung. Nur darin
dirt in der bekannten Streitfrage nachdrücklich für den fcheint uns der Verf. entfehieden fehl zu gehen, wenn
Djebel Mufa als den echten Sinai und für den Ras Suf- j er S. 6 und oft von .reichlichen Spuren einer münd-

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SO