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Ausgabe:

1877

Spalte:

642-643

Autor/Hrsg.:

Dijk, Isaac van

Titel/Untertitel:

Begrip en Methode der Dogmatiek 1877

Rezensent:

Kattenbusch, Ferdinand

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Thcologifche Literaturzeitung. 1877. Nr. 24.

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fchcn loci darftellte, und bei jedem einen kurzen Hinweis
auf die Lehre der andern Kirchengcmeinfchaften beifügte
. Aber dies Werk fcheint nicht recht durchgedrungen
zu fein; wenigftens klagt von Scheele darüber,
dafs es bei der fchwedifchen Geiftlichkeit vielfach am
rechten und gründlichen Verftändnifs der kirchlichen

jüngeren Lehrer an der Univerfität Upfala, durch einen
diefen Gegenftand betreffenden Streit in feinem Heimathlande
zu derfelben veranlafst ift; er berückfichtigt fchwe-
difche Theologen nur fehr feiten. Jedenfalls mufs fie
für mehr als eine blofse Gelegenheitsfchrift angefehen
werden, denn fie enthält eine fehr eingehende und recht

Lehre fehle. Hier liege ein Mangel vor, dem abgehol- j tüchtige Bearbeitung des fraglichen Themas. Die Unter

fen werden müffe. Dazu hatte Blomftrand die alt
kirchlichen Symbole nicht mit berückfichtigt, wie auch
das jetzt erfcheinende fymbolifche Werk von Billing fich
auf die luth. Bckcnntnifse befchränkt. Dem entgegen
giebt von Scheele eine allgemeine Symbolik.

Nach den nöthigen einleitenden Paragraphen theilt

fuchung zerfällt in 2 Haupttheile. Zuerft S. 3—50 wird
der lutherifche Kirchenbegriff felbft feftgcftellt. Dabei
geht der Verf. natürlich auf die Bekenntnifsfchriften als
die Hauptquelle zurück und er erhebt deren hierher gehörigen
Inhalt in fehr gründlicher und umfichtiger Exe-
gefe, der kaum etwas beizufügen fein wird. Dann geht

er den Stoff in drei Hauptabfchnitte: die allgemeine er zu der Frage über, wie die beiden Hauptlehrer der
chriftliche Kirche, die chriftlichen Thcilkirchcn, die haupt- lutherifchen Kirche, Luther und Melanthon, fich über

fächlichften proteftantifchen Sekten. Warum er diefen
letzteren einen befondern Hauptabfchnitt widmet, ift
nicht recht erfichtlich; vielleicht begründet er es in dem
noch nicht erfchienenen zweiten Theil. Im erften Haupt

die Kirche äufsei ten und fie fafsten, und läfst dabei nicht
aufser Acht, dafs Melanthon etwa feit 1545 feine Be-
ftimmungen infofern etwas änderte, als er vorwiegend
die finnfällige Wirklichkeit betonte und dagegen die

abfehnitt behandelt er: die allgemcin-chriftlichen Haupt- , communio sanetomm etwas zurücktreten liefs. Der zweite

fymbole, die allgemcin-chriftlichen Nebenfymbole, das
allgemeine Wefen des Chrittenthums vom objectiven
Gefichtspunkte aus, das allgemeine Wefen des Chrittenthums
vom fubjectiven Gefichtspunkte aus, die Grund-
unterfchiede innerhalb der allgemeinen chriftlichen Kirche.
Dicfe Paragraphen find mit befondercr Vorliebe ausgearbeitet
und enthalten auch viele gute Bemerkungen;

doch hätten fie kürzer gefafst fein können. Was der j recht tüchtige bezeichnet werden. Sie ift ltellcnweife
Verf. S. 61 über die Unterfchiede zwifchen Proteftantis- 1 etwas breit, aber dafür ift auch alles berückfichtigt. Der
mus und Katholicismus bemerkt, ift doch fraglich, ebenfo Verf. geht aus von den Ausfagen des Herrn, betrachtet

Hauptthejl, S. 51 —122 zeigt zunächft, S. 51 —105, was
die heil. Schrift über die Kirche lehrt, um entfeheiden
zu können, ob jener Kirchenbegriff der Bekenntnifse ein
fchriftgemäfser ift, und geht darnach, S. 105 —122. dazu
über, die wichtigften Einwendungen zu prüfen, die gegen
den luth. Kirchenbegriff in feiner fymbolifchen Faffung
erhoben werden. Auch hier mufs die Exegefe als eine

wie kaum genügen dürfte, was er S. 32 über Kirchen
und Sekten fagt. — Im 2. Hauptabfchnitt ordnet'er: die
griechifch-katholifche, die römifch-katholifche, die evan-
gelifch-lutherifche, die reformirte Kirche, eine Reihenfolge
, die fich auf die Dauer für einen evangelifchen
Theologen wohl nicht wird halten laffen. Darin dafs er
jede Confeffion für fich darftcllt und die fog. Lokalmethode
meidet, hat der Verf. ohne Zweifel recht; aber
weniger dürfte es zu billigen fein, dafs er hier erft überall
das Gefchichtliche beibringt. Bei jeder Confeffion giebt
er zuerft einen Paragraphen über das gefchichtliche Ent-

dann die Berichte über die Entftehung und erfte Entwicklung
der Kirche nach der Apoftelgefchichte und
erörtert hierauf, wie die Apoftel nach den Briefen und
der Apokalypfe das Wefen der Kirche anfehen und be-
ftimmen. Schon in diefer ganzen Darlegung werden gelegentlich
falfche Auffaffungen abgewiefen, der eigentlich
polemifche und zugleich apologetifche Theil ift aber der
letzte, und zwar hat der Verf. es hier vornehmlich mit
Münchmeyer, Kliefoth und Vilmar auf der einen, mit
Kraufs auf der andern Seite zu thun. Seine Abwehr
der von diefen Theologen erhobenen Einwürfe ift eine

flehen derfelben und dann einen über ihre Bckenntnifs- durchaus treffende, feine Vertheidigung des lutherifchen

Lehrbegriffs von der Kirche eine fiegreiche. Kurz, man
hat in der Kirche feines Heimathlandes allen Grund, ihm
für diefe Arbeit dankbar zu fein, denn in ihrer tüchtigen
wiffcnfchaftlichen Durchführung und Begründung kann
fie manchem in Zweifel Gerathenen recht zur Stärkung
dienen.

Erlangen. G. Plitt.

fchriften und die übrigen Quellen. Der erftere Paragraph
jedoch gehört gar nicht in die Symbolik und den Bericht
über die Bekenntnifsfchriften nimmt man am beften als
befonderen Theil voraus. Dann tritt auch von vorne
herein klar hervor, dafs die Symbolik ein Theil der ge-
Ichichtlichen Theologie ift und nicht, wie der Verf. will,
der fyftematifchen. Die einzelnen Confeffionen find forg-
fältig befprochen und werden, foweit man bis jetzt fehen

kann, in ihren Eigenthümliehkeiten und Unterschieden Qijk, Isaac van, Begrip en Methode der Dogmatiek. Aca-
mit eindringendem Verltandnifs erfafst. Der Verf. ver- . • , e tt*__ i.*. .0 * , u cc 1

' . . ? , • ■ „ t u • 1 a -r u t ! demisch proefschnft. Utrecht 1877, A. j. van Huffel.
tritt, wie das bei einem Lehrer einer lutherifchen Lan- ,.,TT J ON //> J

deskirche ja das Natürliche ift, mit Wärme und Ent- [ (V11> 128 PP- &r' 8')

fchiedenheit das luth. Bekenntnifs, aber darum behandelt Ein in der Polemik freundlich gefchriebenes, bis zu

er die andern Confeffionen doch in keiner Weife fchroff einem gewiffen Grade auch fleifsig gearbeitetes Schrift-
und abfprechend, fondern bekundet das ernfte Beftreben, chen, welches aber defshalb von der wiffenfehaftlichen

in wahrer Hingebung auch ihnen gerecht zu werden.
Das ganze Werk zeigt eine geiftvolle Auffaffung und
wird gewifs von Vielen, auch von Nichttheologen — und
für folchc ift es mit berechnet — mit rechtem Nutzen
gelefen werden. Ein eigentliches Unterrichts- und Lernbuch
aber ift es nicht, da es hierfür den fymbolifchen
Stoff nicht klar und gefondert genug giebt, fondern
ähnlich wie das Werk von Reiff gleich zu viel darüber
raifonnirt.

Erlangen. G. Plitt.

Johansson, Martin, Om det lutherska kyrkobegreppet.

Upfala 1877. (122 S. gr. 8.)

Es ift nicht erfichtlich, ob der Verf. diefer Monographie
über den lutherifchen Kirchenbegriff, einer der

Theologie nicht ernftlich in Betracht wird gezogen werden
können, weil es weder die Klarheit, noch die methodifche
Haltung zeigt, die unerläfslich find. Statt der Beweife
bringt van Dijk auf den entfeheidenden Punkten nur
Behauptungen, ftatt Gedanken oft nur Empfindungen,
die zwar zum Theil fehr richtig zu fein fcheinen, indefs
eben ohne greifbaren Ausdruck geblieben find. Er geht
aus von dem Begriff des Dogmas, welches er unbefehens
in der Anlehnung an Schleiermacher urid Rothe definirt
als ,die Frucht des Verfuchs ein beft'immtes Moment,
eine beftimmte Beziehung des Lebens der Gemeinde in
•die Sprache des Verftandes zu überfetzen'. Sofort folgt
die Definition der Dogmatik als ,der begriffsmäfsigen Be-
fchreibung des Lebens der Gemeinde in feiner Totalität'.
Aber, wenn man von dem Begriff des Dogmas ausgehen
will, giebt es denn keine Mittel, eine Definition entliehen