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Ausgabe:

1877 Nr. 2

Spalte:

36

Autor/Hrsg.:

Franke, Karl

Titel/Untertitel:

Stoicismus und Christenthum. Eine religionsphilosophische Abhandlung 1877

Rezensent:

Harnack, Adolf

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Theologifche Literaturzeitung. 1877. Nr. 2.

36

Hiob noch erheblich verftärkt wird. Mit dem Schlufs-
refultat S. 16 (Abfaffung des Hiob um 700) hat Ref. von
jeher übereingeftimmt, doch fcheint ihm der Beweis aus
der Benutzung früherer Stellen noch immer fecundär
gegenüber den Beweismitteln, die vor allem aus dem
Gebiete der biblifchen Theologie zu entnehmen find. —
S. 17 ff. giebt der Verf. Erklärungen zu 17 fchwierigen
Stellen; die meiften derfelben verdienen Beachtung. Wir
merken hier nur an, dafs 10, 9'' fchon von Schultens
(ebenfo Hengftenb.) als fortgefetzte Ausfage, nicht als
Frage, gefafst worden ift. Die Zufammenftcllung von
D!"pban 39, 3 mit affyr. habal, Sohn (alfo: fie werfen
aus ihre Kinder) fcheitert an dem Mangel eines ficheren
Beifpiels für den Wechfel von anlautendem He und
Chet in den femitifchen Sprachen. — S. 4. Anm. 6
lies: nyn B::n; S. 8, Z. 7 lies lob 6, 4"; S. 10, Z. 5 ff.
ift Ps. 88, 3 oder lob 19, 19 falfch; S. 15, Z. 1 fehlt die
lobparallele (14, 11); ibid. Z. 5 lies: Jef. 30, 14; Z. 14
uif.: lob 30, 29; S. 16, Z. 17: Jef. 34, 9.

Bafel. E. Kautzfeh.

Fehr, Docent Fredrik, Palaestina pä Kristi Tid. L: De

yttre förhallandena och rättsväsendet. Stockholm 1876,
Central-Tryckeriets Förlag. (IV, 197 S. 8. m. 1 Karte
u. 2 Plänen).

Es fei uns geftattet, dies Buch hier nur kurz zu erwähnen
als Beweis dafür, dafs man fich auch in Schweden
für das intereffirt, was man ,Neuteftamentliche Zeit-
gefchichtc' zu nennen pflegt. Das Buch macht keinen
Anfpruch auf wiffenfehaftliche Bedeutung: es will nur die
von Anderen gewonnenen Refultate einem weiteren
Kreife zugänglich machen. Der hier vorliegende erfte
Band behandelt hauptfächlich die politifchc Gefchichte
Paläftina's von der Zeit des Pompejus bis zum Ausbruch
des Krieges im J. 66 n. Chr. Ein zweiter Band foll die
inneren, religiöfen Verhältnifse fchildern.

Leipzig. E. Schürer.

Leb recht, Dr. F, Bether, die fragliche Stadt im Ha-
drianifch-jüdifchen Kriege. Ein I700jähriges Mifs-
verftändnifs. Beitrag zur Gefchichte und Geographie
des alten Paläftina mit hiftorifchen Beilagen in he-
bräifcher Sprache. Berlin 1877, Adf. Cohn. (VIII,
55 S. gr. 8.J M. 3. -

Die grofse Entdeckung, die uns hier mit ebenfo viel
Zuverficht als mangelhaften Gründen vorgetragen wird,
ift die, dafs Bether identifch ift mit Sepphoris oder
vielmehr mit ,der alten Burg von Sepphoris', welche Mischna
Arachin IX, 6 unter dem Namen i^B'S bis rwiB'ri i-nstp
erwähnt wird. (Der Vcrfaffer fchreibt das erfte Wort
&nt30p, während die mir zugänglichen Mifchna-Ausgaben
fHJtp haben; allerdings wird aber auch letzteres = castra
fein, vgl. Nöldeke, Zeitfchr. d. DMG. XXIX, 1875, S. 423,
Anm. 3.) Der lateinifche Name hiefür fei Castra Ve-
tera; und Bether fei eben nichts anderes als Vetera.
Fragt man nach den Gründen für diefe kühne Combi-
nation, fo hat der Verf. zwar eine ganze Menge in Be-
reitfehaft, aber keinen, der fich einigermafsen hören liefsc.
Einer feiner Gründe ift z. B. der, dafs fich für -irrn keine
hebräifche Etymologie gewinnen laffe fS. 24 f.), während
doch -ira ein gut-femitifches Wort ift, und im A. T.
fogar eine Localität Namens ynro vorkommt. Umgekehrt
werden die entfeheidenden Gegeninftanzen gar
nicht beachtet. Entfchcidend dagegen ift aber fowohl
der Name als die Lage von Bether oder vielmehr Bitther.
Der Name lautet in der Mifchna -irva (die defective
Schreibung ira ift, wie der Verf. S. 2 conftatirt, nur
Willkür der neueren Ausgaben), bei Eufebius Bixrlrrjg,

nicht BilPtrjua, wie der Verf. will; denn das a in xma
BiAAgga ift nur Accufativ-Endung, wie eben die hebräifche
Namensform beweift. Wenn nun fchon das i
in der Mitte und noch mehr das Fehlen des a am Schlufse
es faft unmöglich machen, irra = Vetera zu fetzen, fo
ift vollends entfchcidend die Afpirata n. Niemals wird
ein lat. t oder griech. % durch n wiedergegeben, fondern
ftets durch 0. Wie conftant diefes Gefetz ift, mögen
folgende Beifpiele zeigen: K-iau Tiberias, -uobd Sebafte,
D"ioc'o:n Antipatris, 'pbü'K Italicus, p-tszfm Dalmatica,
Dio-o Titus, DUa^OSK Antigonus, iü'HITBK Aphrodite,
Nbao tabula, ■pbppü triclinium, tavin löiurcng, KTJ1U0K
OToaret«, ■plüSK axddtov, Kulans yEcouexgia, Uibpis 7iu-
pd/.hjTog, "m^op v.axvpyagog, "ppitPbB rtokixixoi, DiBnu-en
hc'vxgonog. Nirgends finden wir eine Afpiration; eher
noch eine Erweichung in d (miop = quaeslor, Bechoroth
V, 3). Nur eine feheinbare Ausnahme ift mir bekannt,
nämlich mbi-ia = iiaqyaglxgg. Aber die Ausnahme ift
nur fcheinbar. Denn die Afpiration ift hier lediglich
eingetreten, um die femitifche Feminin-Endung m her-
zuftellcn. Angefichts diefes feiten Gefetzes ift fchon aus
fprachlichen Gründen die Combination von -ima mit
Vetera ganz unmöglich. Aber auch die Lage Itimmt
nicht mit Sepphoris. Denn Eufebius, oder vielmehr fein
Gewährsmann Arifto von Pella fagt ganz beftimmt, dafs
Bitther nicht weit von Jerufalem entfernt fei (Hist. eccl.
IV, 6: xäv [egonoMtiiov ov acpööga nnggto oie&vtooa).
Und es liegt abfolut kein Grund vor, diefem Zeugnifs
zu mifstrauen.

Leipzig. E. Schür er.

Pastor emeritus, An Essay on Apocalypse in the Bible

with a sketch of an interpretation of the Apocalypse
of St. John. Cambridge 1876, Deighton, Bell & Co.
(III, 188 p. 8.) 2 sh. 6 d.

Diefes Schriftchen macht wohl felbft auf wiffenfehaftliche
Bedeutung keinen Anfpruch. In dem erften,
einleitenden Kapitel (S. 1—48) erörtert der Verfaffer die
Stellung apokalyptifcher Schriften und Weisfagungen in
der Bibel: Apocalypse in the Bible: A line of revelations
in preparation for the Revclation of St. John, wliich is the
final to the Book of Job (!). Die acht folgenden Kapitel
find der Johanncsapokalypfe gewidmet. In der Auslegung
des Einzelnen wird nicht feiten in nüchternem
Sinn das Richtige getroffen. So erkennt der Verf. an,
dafs die c. 1, 4 genannten fieben Geifter nur Engel fein
können; aber zu einer hiftorifchen Betrachtung des Offenbarungsbuches
, feines Zweckes und feiner Zeitlage hat
fich der Verf. nicht entfchloffen.

Leipzig. Ad. Harnack.

Franke, Obcrlehr. Dr. Karl, Stoicismus und Christenthum.

Eine religionsphilofophifche Abhandlung. Breslau
1876, Trewendt & Granier. (12 S. 4.) M. — 40.

Der Verfaffer hat in diefem Vortrage feine eigenen
Anfchauungen über das Wefen des Chriftenthums in
poetifcher Form niedergelegt. Vom Stoicismus erfährt
man nur, dafs er die Forderungen: dvtyov xai ankypv
aufgeftellt hat. Auf eine Kritik ift deshalb zu verzichten;
Ref. ergreift die Gelegenheit, auf zwei neuere hier ein-
fchlagende Unterfuchungen: J. B. Lightfoot, St. Paul and
Seneca (St. Paul's ep. to the Philipp. III edit. 1873
p. 268—331) und G. Boissier, Seneque et S. Paul (La
religion Romaine. Paris 1874 T. II. p. 52 —104; vgl.
Revue des deux mondes T. XCII p. 40—71) zu verweifen.

Leipzig. Ail. Harnack.