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Ausgabe:

1877

Spalte:

490-492

Autor/Hrsg.:

Wendt, H. H.

Titel/Untertitel:

Notiones carnis et spiritus quomodo in Vetere Testamento adhibeantur, exponuntur 1877

Rezensent:

Guthe, Hermann

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schür er.

Erfcheint , Preis

alle 14 Tage. Leipzig. J. C. HLnrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 18. 1. September 1877. 2. Jahrgang.

Wlaftow, Die heilige Urkunde,'I. u. 2. Bd.:
Genefis, Exodus, Leviticus (Harnack),

parties de l'Evangile selon Saint Matthieu
(Schürer).

Wendt, Notiones Carnis et Spiritus quo- ! Bohn, Qua condicione juris reges socii popul

modo in Vetere Testamento adhibeantur
(Guthe).

Guillemard, The Greek Testament, Hebraistic

Edition, S. Matthew (Schürer).
Lutteroth, Essai d'Interpretation des demieres

Romani fuerint (Schürer).
Bardenhewer, Des heiligen Hippolytus von
Rom Commentar zum Buche Daniel (Zahn).
Ritter, De compositione titulorum christianorum
sepulcralium (Brockhaus).

Baumann, Quellen zur Gefchichte des Bauernkriegs
(Plitt).

Saphir, Chriftus und die Schrift (Kern).

Stiebritz, Zur Gefchichte der Predigt in der
evangelifchen Kirche von Mosheim bis auf
die Gegenwart (G. Baur).

Weber, Der Profet Jefaja in Bibelftunden ausgelegt
(Wächtler).

B.i a cto bi, , T, C BHine h 11 a 11 .lhroii neb nepBbixT. »peiuein. Mipa a
'iciobL'Ii ttbii, nana, uyTeBoaiiaii nu n. iipu iiaymbixT. iim.HKa-
mai.. Ca. KapTOH). Toxia. BTopöÜ! C bh uieH iinn ^lironiicb.
BTopan h Tpen.11 Kimrii MoBceeBbi Hcxo^t) u A6*wjn> Ca> «ap-
toK) b jBTorpajiiflHH. CaHKTiisTep6ypn>l Tiiiinrpaijiiii roBa-
puutecTBa ,06iuecTBeHiian llo.ihsa' 1876, 1877.

[Wlastow, G., Die heilige Urkunde u. f. w. Bd. I: Genefis.
Mit einer Karte. Bd. II : Exodus und Leviticus.
Mit einer Karte und Lithographieen. St. Petersburg
1876 u. 1877 , Buchdruckerei der Gefellfchaft ,Gemeiner
Nutzen'. (IV, 170, 494, V, VI, IX SS., VII,
447, 221, III, II SS. Lex.-8.)]

Diefes luxuriös ausgestattete Werk enthält eine ruf-

Wendt, Dr. H. H., Notiones carnis et Spiritus quomodo
in Vetere Teflamento adhibeantur, exponuntur. Dis-
sertatio inauguralis. Gottingae 1877. (46 S. gr. 8.)

Die Bedeutung der Begriffe Fleifch und Geilt ift für
das Verftändnifs der neuteftamentlichen, namentlich der
paulinifchcn Schriften von anerkannter Wichtigkeit. Diefes
Intereffe hat auch den Verf. der obengenannten Ha-
bilitationsfchrift (Göttingen) geleitet; denn es liegt in
derfelben ein Bruchltück einer gröfseren Arbeit über
Fleifch und Geilt im biblifchen Sprachgebrauch vor,
deren Veröffentlichung, wenn wir recht unterrichtet find,
nahe bevorlteht.'

Der Verf. ift nicht der Erlte, welcher die Kenntnifs
vom Gebrauch diefer Begriffe im A. T. für die neutelta-
mentliche Forfchung als nothwendig erachtet. Aber

fifche Ueberfetzung der drei" erften Bücher Mofts mit eine Behandlung diefes Ihema's, welche ftch abfichtlich

einem fortlaufenden, ziemlich ausführlichen Commentar
Es ift für fog. gebildete Bibellefer', aber auch für Männer
der Wiffenfchaft gefchrieben und verfolgt vnitatis
mittandis diefelben Zwecke, wie das Bunfen'fche Bibelwerk
. Ueber den relativen Werth der Arbeit — nur von
einem folchen kann die Rede fein — befitzt Ref. kein
ficheres Urtheil, da "er den Stand der Exegefe des A.
T.'s in Rufsland nicht kennt; indeffen darf wohl ver-
muthet werden , dafs der Verf. hinter berechtigten An-
fprüchen zurückbleibt. Von deutfehen Commentaren
citirt er falt nur Ger lach; um Kritik ift es ihm überhaupt
nicht zu thun. Dennoch hat er aus der Leetüre
einiger deutfeher, englifcher und franzöhfcher populär-
apologetifcher Arbeiten und geographifcher und archäo-
logifcher Specialfchriften das Selbftbewufstfein gewonnen
, auf der Höhe der wiffenfehaftlichen Forfchung zu
flehen. Die fehr breiten Erklärungen führen nicht einmal
in die Exegefe der alten griechifchen Väter ein,
fondern enthalten den traditionellen Niedcrfchlag derfelben
verbrämt mit allerlei kosmologifchen, typologifchen
und hiftorifchen Velleitäten. Dürften wir nach dem
Commentare wirklich den Stand der exegetifchen Bildung
der ruffifchen Theologen beurtheilcn, fo würde der Beweis
dafür vorliegen, dafs die heutige Exegefe in der
griechifch-rufhfehen Kirche noch weit hinter der alten

auf die Schriften des A. T. befchränkte, liegt bis jetzt
nicht vor; und Nichthebräifches, fp. Helleniflifches kann
nur dann mit einiger Sicherheit im N. T. ausgefchieden
werden, wenn zuvor die hebräifche Anfchauung in möglichft
feiten Linien gezeichnet ilt. Für diefen Zweck kann vorliegende
Schrift nur willkommen fein, zumal die Unter-
fuchung mit Gefchick durchgeführt ift. — Der erltc Theil
(p. 4—22) befchäftigt fich mit dem Sinn von -visa. Diefes
Wort bedeutet nach W. .Fleifch' im eigentlichen Sinne
und wird weiter gebraucht, um zu bezeichnen 1) den
menfehlichen Körper und zwar vermöge einer Benennung
a park principali: ,caro corpori dat nomen, quin
corpori conciliat forviam, speciem, colorenv1 (p. 7 , 2) alle
Gcfchöpfe im Unterfchiede von Gott mit dem Merkmal
der Schwäche und Vergänglichkeit (p. 10—15), freilich
nicht immer mit Einfchlufs der Thiere (p. 15). Der
Beweis, dafs dieBenennung liaa (wiederum fynekdochifch)
gewählt fei, weil der Körper, bef. das Fleifch die Hinfälligkeit
der Creatur gegenüber der Macht Gottes vor
die Augen Helle, dafs fomit liaa nicht fowohl die Sub-
ftanz der lebenden Wefcn, fondern eine Eigenfchaft
derfelben der rvn Gottes (cfr. Es. 31, 3) entgegenfetze,
ift gut geführt (p. 10—14). — Der Verf. verneint auf p. 8,
dafs das hebr. Wort -liaa = Materie fei. Mit Recht;
denn wenn auch nach Merx, Archiv f. w. Erf. d. A. T.

antiochenifchen zurücklteht und von den Fortfehritten *» PJ 238 ff- i®3 der Herkunft nach alles Fafsbare beim
Abendlande wenig berührt ift. Allein wir haben deutct. r° 7-clgt der Gebrauch des Wortes, dafs die
angefichts der Beobachtung, wie auch bei uns noch das Sprachen dasfclbe in diefer allgemeinen Bedeutung nicht
Alte Teftament vielfach .erklärt' wird, keinen Grund, angewandt haben. Im Hebräifchen und Aramäifchen
uns allgemein gültiger Fortfehritte vor den Orientalen zeibrt uch dic bef- Bedeutung .Fleifch', im Arabifchen
zu rühmen. Seinem Commentare hat Wlaftow eine Ab- die bef- Bedeutung .Haut'. Ein etwa abweichender
handlung in 12 Capp. über die Schöpfung und die Ur- , Sprachgebrauch der arabifchen Philofophen kommt,
gefchichte der Menfchheit nach Gen. 1—10 vorausge- i wed hpäter, hier nicht in Betracht. — Den Schlufs
fchickt. I der ersten Unterfuchung bildet die Frage, ob -ita an den

Gefchöpfen nur don natürlichen Abftand gegen Gott
Leipzig. Ad. Harnack. hervorhebe oder auch einen fittlichen Mangel. Dem Verf.

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