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Ausgabe:

1877

Spalte:

17-18

Autor/Hrsg.:

Murphy, James G.

Titel/Untertitel:

A critical and exegetical Commentary on the Book of Psalms, with a new translation 1877

Rezensent:

Baudissin, Wolf Wilhelm

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Seite 1

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Theologifche Literaturzeitung. 1877. Nr. I.

[8

Murphy, James G., LL. D., T. C. D., Professor of He- j diefem Schöpfungspfalm die Erwähnung der Engel ver-
brew Belfast, A critical and exegetical Commentary ; mifst,~ vgl. dagegen ihre Nichterwähnung Gen. c. 1.

«* »* f—•«• ~n- A- i KltElÄt'SÄ

dovcr 1875, Draper. (X, 694 S. gr. 8.) 4 # ! Oel (« Fett) glänzen macht' (weil Wein und gute

Dicfer Commentar will nicht neue wiffenfchaftliche Nahrung das Fett des menfchlichcn Leibes mehrtl —
Rcfultate liefern, fondern mehr, einem praktifchen Be- wird dem Verfaffer wohl von fpäteren Exegetcn zu eigen
dürfnifse entfprechend, dem Laien ein Orientirungsmittel, 1 gclaffen werden. An anderen Stellen giebt der Verf.
dem Lehrer einige Anhaltspunkte für feine Auslegung | gute Bemerkungen, zum Thcil wie zu Pf. 8, 2 recht
bieten (S. VII). Zunächft ift für jeden Pfalm eine kurze 1 eingehende. Im Ganzen ift der Commentar für des
Bemerkung über Zeit oder Umftände der Abfaffung, i Hebräifchcn unkundige Lefer ausreichend und mag fol-
Inhalt und Gliederung desfelben gegeben; dann folgt | chen auch in Dcutfchland, wo wir wenige derartige

die Uebcrfetzung, darauf meift kurze fachliche Erlau
terungen zu einzelnen fchwicrigeren Stellen und endlich
noch kürzere Bemerkungen über diefcs oder jenes
Wort des hebräifchcn Textes. Der Verf. hat zu diefem
Zwecke auch die deutfehen wichtigeren Commentare zu
Räthe gezogen (S.VII f.); nurHitzig wird von ihm ignorirt.
In feinen Erläuterungen giebt er einfach feine Anficht,
ohne fich mit denen Anderer auseinander zu fetzen.
Voranftcht eine Einleitung in das Pfalmbuch (S. 1—50).
Schon hier treten wie weiter in dem Commentar dieSchwä-
chen des Buches nach der kritifchen Seite hin hervor;
denn die Pfalmüberfchriften werden ohne irgend ein Wort
über die Streitigkeit ihres Urfprungs als glaubwürdige
Zeugnifse für die Abfaffungszeit behandelt (S. 19 ff.).
In feinem eigenen Urtheil über die Abfaffungszeit ift der
Verf. vielfach von allen guten Geiftern verlaffen, wenn
er z. B. S. 536 zu Pf. 104, der deutlich wie nur irgend
ein Pfalm, den Charakter jungen Urfprungs trägt, bemerkt
: ,Der Pf. ift ohne Ueberfchrift, mag aber mit
LXX dem David zugefprochen werden oder auch dem
Salomo, welcher ein Auge hatte für Grofsartigkeit und

Hilfsmittel haben, willkommen fein. Die fpärlichen Bemerkungen
zu hebr. Wörtern find allzu dürftig und
fehlten beffer ganz. Was foll z. B. die Erläuterung
S. 100-. .free, Herr, -sin Gott {Lord), eine befondere
Form, welche nur von dem höchften Wefen gebraucht
wird' — ?

Strafsburg i. E. Wolf Baudiffin.

S. Augustini Confessionum libri tredeeim. Auf Grundlage
der Oxforder Edition herausgegeben und erläutert
von Karl von Raumer. 2. Aufl. Gütersloh
1876, Bertelsmann. (XXII, 402 S. gr. 8.) M. 5. —

Diefe neue Auflage giebt fich felbft als ein Wiederabdruck
der im Jahre 1855 erfchienenen erften Ausgabe.
In die Anmerkungen find einige Verbefferungen aufgenommen
worden, welche der Verfaffer in fein Handexemplar
eingetragen hatte. Die Zahl der Zufätze ift
gering; fo find, fo viel Ref. fieht, z. B. im erften Buch
nur 3, im zweiten gar keine neuen Anmerkungen hinzugekommen
. K. von Raumer's Bemerkungen find reich
Schönheit der Natur'. Hochft feltfam wird die Unter- n fd treffenden Winken> feine Ausgabe gewifs in

fchrift zu Pf. 72: Zu Ende find die Gebete DayidV, Händen .nT^

welche doch offenbar eine altere Sammlung David fcher aber man wird woh] f durf daft durch den ^ -(

Lieder abfchlofs wegen der noch weiterhin im 1 fa ter mcntar dic traditioncllc idealiflifche Vorftellung von der

vorkommenden ,Dav.d.fchcn' Pfalmen dahin erklärt dafs Bekehr Auguftin's nicht widerlegt wird. Alan braucht

Mgrand objecto, um welche David gebeten hatte, in abef nicht dnmal zwifchen den Zeilen des 7. und 8

der im voranftchenden Pfalme befchnebenen und vor- Buches yu lrf j. letzten Motive zu ergründen

nm:fTpf-ifTt(.n Srenp Innm u h III I Pr Srllllf enitlOT (los Sa- i! , . /. , , . ~....... r v-'K« ""vjv.ii

ausgefagten Sccne (nämlich in der Schilderung des Sa
lomonifchen und der Weisfagung des meffianifchen Reiches
nach der typifch-meffianifchen Auslegung des Verf.
S. 383] ihre Erfüllung gefunden haben' (S. 20). Sonderbarer
Weife lehnt der Verf. S. 25 f. es ab, in einzelnen
Ueberfchriften dic Melodie eines anderen Liedes

die den Entfchlufs Auguftin's, katholifcher Chrift zu
werden, herbeigeführt haben.

Leipzig. Ad. Harnack.

Michaud, Abbe Dr. E., Der gegenwärtige Zustand der

.ingedeutet zu finden, und will die betreffenden Ueber- römisch-katholischen Kirche in Frankreich. Unter Be-
fchriften fämmtlich verliehen als Inhaltsangaben des rückfichtigung der einfchlägigen Vcrhältnifse Deutfch-
Pfalms, wodurch fie vollends unverftandlich werden. , , , , „ . , ,. °7 rr . n o ^

Manches hätten wir an den Bemerkungen über den I lf^b ^ V" Frldolln Hoffmann. Bonn 1876,
theologifchen Gehalt der Pfalmen auszufetzen. Nach- Neuffer. (VII, 437 S. gr. 8.) M. 9.

dem z. B. der Verf. foeben von den Rachepfalmcn gehandelt
hat, bemerkt er S. 41: ,Hier überall findet fich

Im Jahre 1875 gab der jetzt als Docent der alt-
katholifchen Theologie in Bern wirkende Abbe Dr. E.

nichts, was nicht mit wahrer Güte oder echter Liebe ; Michaud feine Schrift über den gegenwärtigen Zuftand

vereinbar wäre'. Mit den Rachepfalmen nämlich findet
fich der Verf. S. 40 dahin ab, dafs der Dichter dadurch
habe Schrecken bringen wollen in das Gewiffen des
blutdürftigen Unterdrückers, indem er ihm die vergeltenden
Folgen feiner Gewaltthaten vor Augen malte.
Als ob diefe Pfalmen zu erbaulicher Leetüre für die
darin gefchildcrtcn Feinde gefchrieben wären und die
Pfalmiften nicht häufig als ihren eigenen Wunfeh den
Untergang der Feinde darftcllten! An andern Stellen
dagegen ift des Verf.'s Urtheil nicht fo befangen; er

der römifch-katholifchen Kirche Frankreichs unter dem
Titel: De l'etat present de l'eglise catholique-romaine en
France bei Sandoz & Fifchbacher in Paris heraus.
Bekanntlich wurde das Buch in Frankreich unterdrückt,
da jenfeits der Vogefen jetzt nur noch den ,guten Vätern'
von der Gcfcllfchaft Jefu und deren Verbündeten ein
freies Wort geftattet ift. Fridolin Hoffmann, von
früher her mit den Beftrebungen Rom's genau vertraut,
hat es nun unternommen, das genannte Werk für Deutfch-
land nicht nur zu überfetzen, fondern unter Bcrückfich-

erklärt z. B. Pf. 8 von dem Idcal-Mcnfchen, ohne meffia- ' tigung der einfchlägigen Vcrhältnifse Dcutfchlands zu
nifche Beziehungen einzumengen. Gerade aber für den | bearbeiten. Eine Vergleichung mit dem franzöfifchen
Leferkrcis, welchen der Verfi im Auge hat, wäre an Original zeigt, dafs Ho ff mann die Eintheilung desfelben
dicfer Stelle wohl eine Auseinanderfetzung mit der neu- im allgemeinen beibehalten und nur ein Capitel, das

teftamcntlichcn Verwerthung diefes Pfalms angemeffen
gewefen. Manche Begründungen der vorgetragenen Erklärung
find ziemlich fchwach, wenn z. B. zu der
Deutung von Pf. 104, 4 von Verwendung der Engel in
Gottes Dicnfte angeführt wird, andernfalls würde in

vierzehnte, welches die Quelle zu Lourdes als .Quelle
des höheren Unterrichtes für die franzöfifchen Katholiken'
in recht pikanter Weife behandelt, cingefchoben hat.
Die deutfehe Ausgabe zählt demnach zwanzig Capitel,
während dic franzöfifche nur neunzehn aufweift. Aufser-