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Ausgabe:

1877

Spalte:

281

Autor/Hrsg.:

Scholz, A.

Titel/Untertitel:

Die Keilschrifturkunden und die Genesis 1877

Rezensent:

Baudissin, Wolf Wilhelm

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Seite 1

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Theologische Literaturzeitung.

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schürer.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. HLnrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

N°- 11. 26. Mai 1877. 2. Jahrgang.

Scholz, Die Keilfchrift-Urkunden und die

Genefis (Baudiffin).
Le Hir, Les trois grands prophetes Isaie Jere-

mie et Ezechiel (liaudiffin).
Lindenmeyer, Gefchichte Jefu nach der

heiligen Schrift (Wold. Schmidt).
Clementis Romani epistulae. Iterum edidit Ad.

Hilgen feld (Overbeck).
Clementis Romani ad Corinthios quae dicuntur

epiftulae. Recensuerunt Gebhardt et 1 Zorn, Staat und Kirche in Norwegen bis zum

Harnack. Editio altera (Overbeck).
Hergenröthe r, Handbuch der allgemeinen

Kirchengefchichte, 1. Bd. (Plitt).
Nippold, Die romifch-katholifche Kirche im

Schinde des 13. Jahrhunderts (K. Köhlerj.
Mainlander, Die Philofophie der Erlöfung

(E. Pfleiderer).
Hülfsmittel zum praktifchen Schriftgebrauch
Wold. Schmidt).

Königreich der Niederlande (Plitt). Ron t f ch,'Rabbuni, Der Herr und feine jünger

Hochhuth, Heinrich Horche und die phila- ] (Lehmann),
delphifchen Gemeinden in Helfen ;K. Köhler).

Scholz, Prof. Dr. A., Die Keilschrift-Urkunden und die j tigt. So findet fich S. 281 einfach die Hinweifung auf ausGenesis
. Würzburg 1877, YVörl. (91 S. gr. 8.) M. 1. 20.

Der Verfaffer will keine felbftändige Arbeit bieten,
fondern ein Referat über die Ergcbnifse affyriologifcher
Schriften, unter welchen ihm hauptfächlich Friedr. De-
litzfch's deutfehe Ausg. von Smith's ,Chaldäifchcr Genefis'
als Qucllenbuch vorlag. Wir befchränken uns darum
auf eine ganz kurze Angabe des Inhaltes, um fo mehr
als wir uns über die Hauptquelle des Verf. an diefer
Stelle fchon ausgefprochen haben (Jahrg. 1876 Nr. 23).
— Ein erfter Theil berichtet von der Gefchichte der
Keilfchrift-Entzifferung (S. 10—28) und von ,dem Syftcm
der anarifchen Keilfchrift' (S. 28—40). Der zweite Theil
handelt von den keilfehriftlichen Urkunden und der
Genefis, zunächft von ,Schöpfung und Sündenfall'
(S. 44—59), dann von der Sintfluthlcgende (S. 59—73)
und vom babylonifchen Thurmbau fS. 73—78). Anhangsweife
wird noch ,die Lehre von der Unfterblich-
keit' mit Bezug auf A. T. überhaupt und Keilinfchriften
befprochen (S. 79—91).

Darüber zu urtheilcn, ob hier in allen Einzelheiten
die affyriologifchcn Ergcbnifse richtig reproducirt find,
uberlaffcn wir den Affyriologcn von Fach. Jedenfalls
wäre mehr Kritik in der Aufnahme des im augenblicklichen
Stadium von der jungen affyriologifchcn Wiffen-
fchaft gebotenen Materials zu wünfehen gewefen. Der
Verf. fcheint ohne Unterfchied der Perfon und Sache
Alles mit Haut und Haar auf guten Glauben herüberzunehmen
. Zu der Combination der keilfehriftlichen
Funde mit den altteftl. Erzählungen und Anfchauungen
hätten wir manches Fragezeichen zu fetzen. Aber im
Wefentlichen wird auch hierin nichts Anderes vorgetragen
, als was bei Affyriologen, franzöfifchen und eng-
lifchen zumeift, Mode geworden ift.

Strafsburg i. E. Wolf Baudiffin.

Le Hir, ancien Prof., Les trois grands prophetes Isaie,
Jeremie, Ezechiel, analyses et commentaires. Avec
traduetion de l'hcbreu en frangais des parties princi-
pales. Publies par Grandvaux, Dir. Paris 1877,
Poussielgue freres. (IV, XXVI, 403 pp. 8.1

Wie der Herausgeber in der Vorrede mitthcilt,
bietet die vorliegende Veröffentlichung nachgelaffene ! in einem einzelnen Punkte gefördert worden ift, fo trifft

führlichc Befprechung einzelner Stellen, ohne dafs diefe
gegeben wird. Nur zu fehr wenigen Abfchnitten wird
ein Commentar gegeben, ausführlich ift allein die Befprechung
der 'Alma Jcf. c. 7. Im Uebrigen wird aus
Jefaja eine Reihe von Capitcln überfetzt, von andern
der Inhalt angegeben; faft nur das letztere ge-
fchieht für Ezechiel, und bei Jeremia geht der Verf. auf
die einzelnen Capitel gar nicht ein, fondern befchränkt
fich auf eine Darftellung des Lebens und der Theologie
diefes Propheten. Dagegen werden die Klagelieder
überfetzt. — Wenigftens an einigen Stellen läfst der Verf.
durchblicken, dafs er nicht unbewandert ift in der exe-
getifchen Literatur; aber er fetzt fich mit ihr kaum auseinander
. Dafs der Verf. als katholifcher Theologe
allerorten buchftäbliche Vorausverkündigung neutefta-
mentlicher oder kirchcngefchichtlicher Thatfachcn und
ftricte Vorausfetzung oder fymbolifchc Darftellung kirchlicher
Dogmen findet, bedarf kaum der Erwähnung. Er
behandelt die Frage, ob Jefaja's Vifion (c. 6) Gott den
Vater oder den Sohn oder den heil. Geift dem Propheten
offenbarte; er weifs, dafsjef. 6, 11 fich auf die Zer-
ftörung unter Titus, v. 13 auf die unter Hadrian bezieht
u. dgl. Es verdient wenigftens Anerkennung, dafs der
Verf. über die auf alter Tradition ruhende direct-meffia-
nifche und fymbolifchc Deutung kaum hinausgeht und
fich nicht gleich Andern gefällt in neuer Eintragung
fpeeififeh römifch-katholifcher Dogmen. Auch die Be-
fcheidung bei Erklärung des Ezechielifchen Tempels ift
zu rühmen; er ift in allen feinen Einzelheiten für den Verf.
eine fymbolifchc Darfteilung der Kirche; aber der Ausleger
unterfängt fich nicht, die Einzelheiten zu deuten,
und bewundert auch die unverftändliche Prädiction. Die
Frage, welchem Zweck eine Weiffagung diene, deren
Verftändnifs ausfchliefslich der ecelesia triumphans eignen
könne, wirft er nicht auf. ,Es genügt dafs Diejenigen
fich daran fättigen, welchen Gott es enthüllt,
dafs die Engel und die Auserwählten im Himmel einen
Theil ihrer Seligkeit darin finden, fic [jene Symbole] in
dem Wefen Gottes zu fchauen, und dafs Diejenigen,
welche fic nicht verliehen, wenigftens das Verdienft
des Glaubens haben, indem fie demüthig jene tiefen
Abgründe der göttlichen Geheimnifsc verehren' (S. 381 f.).

Wenn wir glauben behaupten zu dürfen, dafs durch
dies Buch das Verftändnifs der drei Propheten auch nicht

Vorlefungshefte des Verfaffers, weil. Prof. der heil. I den Verf., der feine Vorlefungen fehwerlich zur Ver-
Schrift und des Hebräifchen am Seminar Saint-Sul- | öffentlichung benimmt hatte, kein Tadel. Die Schrift
pice zu Paris. Dafs die Papiere ohne Umarbeitung ! hat Intercffe als Bcifpiel für die Art der Exegefe auf
oder Acnderung abgedruckt wurden, wie der Heraus- j katholifchen Seminaren; fie ift — das geht nicht aus
geber verfichert, wird durch die Form mehrfach beftä- ! dem Ganzen, aber aus einigen zerftreuten Bemerkungen
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