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Ausgabe:

1876 Nr. 5

Spalte:

138

Autor/Hrsg.:

Geyler, Alexius

Titel/Untertitel:

Das System d. Manichäismus u. sein Verhältniss zum Buddhismus 1876

Rezensent:

Weizsäcker, Carl

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Theologifche Literaturzeitung. 1876. Nr. 5.

138

Zwar die ganze Umfetzung der Magxiavoi und Mag- j liehe Stellung diefes Mannes und feiner Schule gründ-
xuxviOrul in Schüler des Marcus und damit eine der wich- 1 lieh erforfcht ift. Zu diefer Unterfuchung hat Lipfius die
tigften Pofitioncn der ganzen Schrift darf als verfehlt be- Fachgenoffcn durch feine neue Arbeit aufgerufen. — Ref.
zeichnet werden (vgl. Gebhardt in der Ztfchr. f. d. hift. ficht fich genöthigt hier abzubrechen. Möge der geehrte
Theol. 1875. III, S. 370 f. Die dort gegebenen Nach- j Herr Verfaffer noch fort Und fort Zeit und Mufse be-
weifungen können noch bedeutend vermehrt werden; ja halten, den wenigen Arbeitern auf dem Gebiete der alte

man darf geradezu fagen, die Marcioniten find auch Mag
y.taviöTctL genannt worden); aber die feft begründete Einficht
, dafs von der Combination Irenaus-Hippolyt uns
keine lichere Spur direct mehr auf Jultin zurückführt,
entfehädigt für diefen Irrthum. Die Combination Juftin-
Hegefipp ift nicht erfchüttert. Was die Zeit der Häre-
fearchen betrifft, fo bleibt Ref. bei feiner Auslegung von
Clem Alex. Strom. VII, 17 und Tertull. de camc Chr. 1
(vgl. Zahn in d. Ztfchr. f. d. hift. Theol. 1875. I, S. 62 f.),
aber die ganze Differenz über die Zeit der Ankunft
Marcion's in Rom beträgt ja überhaupt nur 5 Jahre; denn
es ift dem Ref. fchlechterdings niemals eingefallen, Marcion
früher nach Rom kommen zu laffen als Valentin
und Cerdo, wie er fich auch von allen feinem Namen
unberechtigter Weife aufgebürdeten chronologifchen Arrangements
, die er behufs Verficherung einiger NTli-
chen Schriften angeheilt haben foll (vgl. Volkmar,
Jen. Lit.-Ztg. 1875 Nr. 531), frei weifs. Die Hypo-
thefe weiter, Photius habe fich in feinem bekannten Bericht
nur auf das Summarium des Syntagma bezogen,
fo dafs ßijihddgiov nur diefem gelte, ift ganz undurchführbar
, da der Verf. der Philofophumena (p. 1) felbft
fein früheres Werk eine bündige, fummarifche, alfo doch
wohl kurze Widerlegung nennt. Dann aber bleibt die
vom Ref. geltend gemachte Inftanz gegen die Identifi-
cirung der ,Homilie wider Noet' mit dem Schliffs des
S.yntagma in Kraft, und die Annahme einer befondern
Schrift Hippolyts wider alle Monarchianer darf als wohlbegründet
gelten. Der Nachweis, dafs Tertull. den Hippolyt
benutzt hat, erfcheint dem Ref. noch immer nicht
gelungen, ebenfowenig kann er fich in allem mit dem in
der I. Beilage Erörterten einverstanden erklären. Dafs
Clemens Alex. Werke des Irenaus gebraucht hat, was
Lipfius S. 90 für nicht nachweisbar hält, ift gewifs (vgl.
Eufeb. h. e. VI, 13, 9 und Semler bei Oehler, Tertull.
Opp. III p. 682 fq.), cbenfo gewifs, dafs Hegefipp nur
bis zur Zeit des Anicet (nicht des Eleutherus) in Rom
verweilte (gegen S. 43)- Uebrigens darf man hier wohl
ilarauf hinweifen, dafs die confufe Zcitbeftimmung Tertull
. de praefeript. haer. 30 vielleicht aus Hegefipp bei
Eufeb. IV, 22, 3 (. . . ulygig 'Avtxrjtov, ov ÖLaxovog ?)v
'Eliv9fgo$) zu erklären ift. Zum Ankunftsjahr Marcion's
in Rom ein kurzes Wort: Nimmt man Hippolyt (bei
Epiphan. h. 42 c. 1), Marcion fei iistcc rö rtktwrjöai'Tylvov
nach Rom gekommen, ftreng beim Wort, fo ftimmt er
völlig mit Muhammad ben Ishak überein, der nach dem
Fihrift berichtet, Marcion fei im erften Jahre des Anto-
ninus Pius (138 — 139) aufgetreten. Man hat dann nur unter
den möglichen traditionellen Daten (denn um Solche
handelt es fich nur) für den Tod Hygin's das ältere zu
wählen (was z. B. auch nach den neueren Unterfuchun-
gen über das Todesjahr des Polycarp in Bezug auf die
Zeit des Amtsantritts Anicet's gefchehen mufs), um prä-
cis auf das J. 139 für die Ankunft M.'s in Rom zu kommen
. Die Richtigkeit der Lipfius'fchen Berechnung
aus Tertull. adv. Marc. I, 19, die Ref. unabhängig vom
Verf. felbft angcftellt hat, vorausgefetzt, dürfte das Jahr
144 dann, von welchem aus die Schüler Marcion's felbft
zählten, als das Jahr der Eröffnung des römifchen Öida-
oxahelnv und nicht als das der Ueberfiedelung Marcion's
von Kleinaficn nach Rom gelten. Die Combination der
fehr jungen Ketzerlifte Conft. App. VI mit der juftinifch-
hegefippifchen erfcheint dem Ref., felbft wenn man, was
nahe liegt, Marcus in Marcion corrigirt oder Marcion
hier verfteht, aus fchwer wiegenden Gründen unftatthaft;
aber abfchliefsend wird fich hierüber erft reden laffen,
wenn das gnoftifche Syftem des Marcus, die eigenthüm-

ften Kirchengefchichtc wie bisher nahe zu bleiben und
felbft zur Zeit entfeheidend oder fördernd noch einzugreifen
. Ref. weifs, dafs er, indem er diefem Wunfche
Ausdruck giebt, nicht nur aus dem eigenen, perfönlichen
Intercffc redet, welches freilich bei dem vorliegenden
Gegenftande befonders freundlich vom Verf. in Anfpruch
genommen war.

Leipzig. Ad. Harnack.

Geyler, Alexius, Das System d. Manichäismus u. sein
Verh'ältniss zum Buddhismus. Inaugural-Differtation.
Jena 1875, Deiftung. (62 S. 8.) M. — 50.

Der Verfaffer gibt eine recht überfichtliche Darftel-
lung der manichäifchen Lehre, im Anfchluffe an die bisherigen
Bearbeitungen und daher wefentlich nach den
abendländifchen Quellen. Aber nach der Publication
Flügel's wäre wohl die Aufgabe jetzt, die urfprüngliche
Lehre und die fpäteren Veränderungen derfelben be-
ftimmter zu unterfcheiden, und weil dies hier nicht verflicht
und überhaupt wenig Rückficht auf die arabifche
Quelle genommen wird, ift auch das Ergebnifs im Sinne
der Forfchung ein fehr mäfsiges. So ift unter den
wenigen Gegenftänden, welche hier eigentlich unterfucht
werden, die Frage nach der Einheit oder Zweiheit der
Seele im Sinne der letzteren beantwortet, aber dies ift
doch jetzt (vgl. Flügel, S. 203) kaum mehr haltbar und
übrigens von Baur fchon richtig abgewiefen. Auch die
Verwandtfchaft mit dem Buddhismus fordert doch eine
andere Unterfuchung als die blofse Aufzeigung gewiffer
Parallelen. Es handelt fich darum, ob der Stifter aus
dem Buddhismus felbft gefchöpft hat. Die Seelenwanderung
beweift dies nicht. Nicht einmal die Fünfzahl
der Elemente, die hier übrigens nicht einmal erwähnt
ift. Das letzte Ziel der Erlöfung aber ift im Manichäismus
ein ganz anderes als im Buddhismus.

Tübingen. C. Weizfäcker.

Gör res, Dr. Frz., Kritische Untersuchungen über die Lici-
nianische Christenverfolgung. Ein Beitrag zur Kenntnifs
der Märtyreracten.. Jena 1875, Dufft. (VII, 240 S. gr. 8.)
M. 4. 50.

Das Buch zerfällt in zwei Theile. Seine letzte Abficht
ift die Kritik der Berichte über Märtyrer und Con-
fefforen, welche traditionell in die Verfolgung des Li-
cinius gerechnet werden. Diefe Kritik bildet den zweiten
Theil. Diefem geht aber die Darlegung allgemeinerer
Gefichtspunkte, welche für die Kritik mafsgebend find,
voraus, und bildet den erften Theil. Da hier aber die
Quellen für die Gefchichte der Verfolgung des Licinius
felbft geprüft und danach das Thatfächliche derfelben
feftgeftcllt wird, fo hat diefer Theil auch feinen Werth
für fich, er enthält das pofitive Ergebnifs, die Gefchichte
felbft. Aus der Anlage felbft aber geht zweierlei hervor:
1) dafs die Arbeit ftreng methodifeh verfährt; 2) dafs fie
ihrer Form nach nicht Darftcllung, fondern Unterfuchung
ift. Der erfte Theil beantwortet zunächft fechs fachliche
Fragen: 1) über das Mailänder Toleranzedict; 2) Anfangszeit
und Motiv der Verfolgung; 3) geographifchen
Umfang; 4; Charakter und Tragweite derfelben. Daran
fchliefsen fich noch 5) Allgemeines über die Sammlung
des Simon Metaphraftes und die gricchifchen Menologien,