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Ausgabe:

1876

Spalte:

113-114

Autor/Hrsg.:

Bauer, Heinr.

Titel/Untertitel:

Hadrian VI. Ein Lebensbild aus dem Zeitalter der Reformation 1876

Rezensent:

Plitt, Gustav Leopold

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Seite 1

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H3

Thcologifche Literaturzeitung. 1876. Nr. 4.

114

r itlj|tiifc*tilgenfeld gegen einander: Prot. Kirchen-
zöljfng 1875, Nr. 38. 41. 45-

LighrHoot, Papias 0/ Hicrapohs [gegen Supernatural religio
^ {Qontemporary Review 1875, Aug. S. 377—403,
Octob. S. 828—856). — Vorher: Contemp. Rev. 1867,

Aug. _ 5/. Paid's epistles to tJic Colossians and to

Philanon (1875) p. 47—54- — Selbftändig u. werthvoll.

Ratrui 11 apostolicorum Opera fasc. I, edd. Gebhardt et
Harnack (1875) p. 180—196. 248. — Wegen des
Fragmentes Nr. 18 (das nicht unferm Papias, fondern
dem Lexikographen saec. XI angehört) vgl.: Light-
foot, St. Paid's epistle to the Galatians. 4. ed. 1874
(1. cd. 1865), p. 265 sq. Hofftede de Groot, Bafi-
lides (1868), S. 112, Anm. 2.

Godet, Commentaire sur Vcvangile de Saint Jean. (2. ed.
eovipletcmcnt refondne). T. I, 1876, p. 58—66.

Bauer. P'fr. Dr. Heinr., Hadrian VI. Ein Lebensbild
aus dem Zeitalter der Reformation. Heidelberg 1876,
C. Winter. (IV, 164 S. gr. 8.) M. 4. — .

Hadrian VI. gehörte gerade nicht zu den hervorragenden
Päpften. Aber er war doch eine fcharf ausgeprägte
Perfönlichkeit und fein Eingreifen in die Ge-
fchichte feiner Zeit war immerhin bedeutend genug, fo
dafs durch Beides eine eingehendere monographifche
Behandlung feines Lebens als durchaus gerechtfertigt
erfcheint. Der Verf. obiger Schrift hat feinem Gegenftande
volle Liebe entgegengebracht und fich auch um die Be-
fchaffung der Literatur viel Mühe gegeben. So ift es
ihm gelungen, eine dankenswerthe Arbeit zu liefern.
Dennoch glaube ich, dafs diefe wefentlich würde gewonnen
haben, wenn er fie noch etwas länger hätte
ausreifen laffen. Seine Vorliebe für Hadrian verleitet
ihn bisweilen, denfelben doch höher zu Hellen, als richtig
ift. Längeres Ueberlegen würde ihn vielleicht zu einer
etwas kühleren Beurtheilung geführt haben. Und dann ift
auffallend, dafs bei feinem Forfchen nach der betreffenden
Literatur fo manches Naheliegende ihm entgangen zu
fein fcheint. Das Buch von Hefele über Ximenes fcheint
er nicht gekannt zu haben und ebenfo findet fich keine
Spur einer Berückfichtigung der Schriften von Mauren

fchreibt und damit Schloffer's Amersdorf berichtigen
will, fo begeht er einen Fehler. Die S. 26 wiederholte
Behauptung, dafs Ximenes vor Aerger über den Undank
des jungen Königs Karl geftorben fei, ift mindeftens
eine fehr fragliche. Lange nicht genügend ift das Ver-
hältnifs unterfucht, in welches Hadrian fich zur kirchlichen
Reformpartei in Spanien Hellte. Dies wäre eine
Hauptaufgabe gewefen, aber der Verf. fcheint letztere
Partei nicht fo, wie zu wünfehen war, gekannt
zu haben. Zum Nachtheile Hadrian's benützt er S. 46
ohne Einfchränkung die Angaben Llorente's über die
Inquifition, von denen doch jetzt allgemein anerkannt ift,
dafs fie höchft willkürlich und unzuverläffig find. — Im
dritten Hauptabfchnitt bemüht er fich um den Nachweis,
dafs Carl V. an der Wahl Hadrian's zum Papfte unbe-
theiligt gewefen fei; allein man kann nicht fagen, dafs
ihm dies gelungen fei. Die Nichtbctheiligung des Kaifers
ift nicht erwiefen. — Endlich im letzten Theile war
die Zeit, aus welcher das Breve Hadrian's an den Kur-
fürften Friedrich den Weifen flammte, genauer zu unter-
fuchen. Mit dem naiven Satze S. 116: ,Diefes Breve
trägt kein Datum; möglicher Weife hat der Papft
mehrere Tage an diefem langen Schriftftück gearbeitet',
ift doch gar zu wenig gethan. — Der Abfchnitt über
den Nürnberger Reichstag, der meift Bekanntes enthält
, ift etwas zu breit gerathen. Am Schluffe neigt fich
der Verf. der Vermuthung zu, dafs Hadrian vergiftet
worden fei; doch find für diefe Annahme durchaus keine
genügenden Anzeichen vorhanden. — An Druckverfehen
bemerke ich S. 41, Z. 13 v. oben: agonizantis
ftatt agonizonlis. S. 96, Zeile 8 v. oben ift das Wort
Sünde zu ftreichen.

Erlangen. G. Plitt.

Harnoch, G. A., Wegweiser in der Kirchen- und Dogmengeschichte
. Ein Hülfs- und Wiederholungsbuch für
Theologie-Studirende, Geiftliche und Religionslehrer
an höheren Lehranftalten. Eifenach 1875, Bacmeifter.
(XVI, 256 S. gr. 8.) M. 4. —

Hinter dem befcheidenen Titel birgt fich ein fo hoher
Grad von Anmafsung, dafs .Geiüliche und Religionslehrer

brechen Derartige Üeberfehungsfehler haben feiner i an höheren Lehranftalten' die Mangelhaftigkeit diefes
Arbeit entfehiedenen Eintrag gethan. Auch finden fich ] ,Wegweifcrs' fofort erkennen werden. Aber im Intereffc
in derfelben noch manche Ungenauigkeiten im Einzelnen. | der Studirenden, welche in der Examcnnoth wohl nach
Der Verf. behandelt feinen Gegenftand in vier Haupt- einem fo leicht lesbaren und verlockend ausgeflutteten
abfehnitten: Hadrian in den Niederlanden, Hadrian in Compendium greifen möchten, foll hier vor dem GeSpanien
, Erwählung zum Papft, Hadrian in Rom. Er , brauch diefes Leitfadens gewarnt werden. Der kirchenerhärtet
, dafs Utrecht der Geburtsort Hadrian's war, gefchichtliche Stoff wird fo oberflächlich gereicht, dafs
und weift mit Recht die Angabe Hardenberg's, dafs jener der Lefer wohl an keiner Stelle in ein wiffcnfchaftlich.es
im Dorfe Dalffen geboren fei, als eine ungenaue zu- Problem eingeführt wird, und wir es einem Theologen
rück. Dagegen nimmt er S. 5. Anm. 3 ,eine hübfehe ! zur Schande anrechnen würden, wenn er aus den hifto-
Parallele' von Gregorovius zwifchen Hadrian und Luther, rifchen Disciplinen weiter nichts zu ,wiederholen' hätte,
die in allen Beziehungen falfch ift, unbefehen als richtig als den Inhalt diefes Compendiums. Von felbftändmem
auf. Eine Ungenauigkeit in der Darftellung ift es, wenn I Durchdringen des hiftorifchen Materials finden fich wenig
er S. 15 von ,den überreichen Hadrian nun zufliefsen- | Beweife; wohl aber fo haarfträubende Unrichtigkeiten,
den Geldmitteln' redet und dann auf derfelben Seite von i wie z.B. dafsderapoftolifche Vater Barnabas uns einen Brief
dem Bau, den jener in Löwen aufführte, mit unpaffender ; hinterlaffen. (S. 16), dafs Dionyfius Areopagita Schriften
Vergleichung fagt: .gering waren die Gelder, die erver- de hier. eccl. und de div. nom. gefchrieben (S. 60), dafs
wenden konnte, ähnlich wie die Mittel A. H. Francke's ; Gerfon das Concil von Pifa zu Stande gebracht habe
bei der Grundfteinlegung des Waifenhaufes zu Halle'. — (S. 98) und a. m. — Die Dogmengefchichte hat der Verf.
Im zweiten Hauptabfchnitt macht fich die Nichtbenutzung fchon in der riachapoftolifchen Periode nach dem Schema
der oben erwähnten Schriften von Maurenbrecher recht der altproteftantifchen Loci behandelt — das ficherfte
bemerklich. Hadrian's Wirkfamkeit in Spanien erfcheint Mittel, eine Erkenntnifs der dogmenbildenden Arbeit un-
in einem zu vortheilhaften Lichte. An Einzelnem be- I möglich zu machen, wie das Beifpiel des Verf. felbft
merke ich, dafs S. 24, Z. 6 von oben Ferdinand ftatt , fchlagend beweift: nirgends werden die treibenden GePhilipp
zu lefen ift. Ebendort ift die Angabe falfch, danken in dem dogmenbildenden Procefs hervorgekehrt,
das Ximenes ,von fehr vornehmer Familie' flammte, nirgends aus ihnen die einzelnen Dogmen verftanden.'
S. 25 ift von einer Nachgiebigkeit des Ximenes gegen S. 19 wird der Grund übergangen, weswegen die Kirche
Hadrian in Bezug auf Einführung von Negerfclaven in den Montanismus ausftofsen mufste. S. 144 weifs der
Amerika die Rede, die fich nicht erweifen läfst. Wenn Verf. im Referat über den ofiandriftifchen Streit nichts
auf derfelben Seite Z. 9 v. u. der Verf. Amerftof von dem hier wirkenden Grundbegriff vom ,Ebenbilde