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Ausgabe:

1876 Nr. 25

Spalte:

643-646

Autor/Hrsg.:

The Doctrine of Addai, the Apostle

Titel/Untertitel:

now first edited in a complete form in the original Syriac, with an English Translation and Notes by George Phillips 1876

Rezensent:

Nestle, Eberhard

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Theologifche Literaturzeitung. 1876. Nr. 25.

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Zeugnifse durch den Kgl. und Apoftolifchen Notar zu
Neapel verbürgt. Ueber die Quelle, aus welcher die
Vorlage des Falconius genoffen, lefen wir S. 223: Codex
vero primigenius, scriptus a quodam Emmanuele menacho
monastcrii Gazarcnsis apud Neapolim, qui narrationem
suam eruit ex autiqiw codier manuscripto, a Stephane- eius-
detn civitatis episcopo aeeepto, a Falconio adiudicatur anno
Christi quingentesimo, tempore regis Theodorici, Patricia
Hypatioque Coss., vel saltcm octavo saeculo; qnia
int er additamenta, quac in fine codicis occurrunt, anni 685
Vesuviana erupiio narratur, und S. 226: Vita ... Januarii,
scripta a quodam Etnanuele Monacho, anno VIII. Theodorici
Regis Italiae. Woher aber Falconius diefe Nachricht hatte, i
erfahren wir nicht; in der Abfchrift findet fich zu Anfang
nur folgende Notiz des Schreibers: Lr/71 iygtahti- o
ygnyngiog o rdiv tov navgog rjuwv (iaoit.elov, f| ägyaiov
tov xiodixiov d.gytTVTtov tojv ayuihMov tov Ctor dov.qi >-
plov fictYMolov tov iiagyelkhov Tr)g vearcokewg, Tri r.al-
Ii'otov tqitov tov nana tTt] a (d. i. 1455). Obgleich die
Herausgeber die Authenticitätsfrage in keiner Weife prä-
judiciren wollten, haben fie doch nicht umhin gekonnt,
gröfsere und kleinere Stücke, welche fie ihres fabelhaften 1
Charakters wegen oder aus anderen Gründen für fpätere
Einfchiebfel zu halten geneigt find, in der neben dem
griechifchen Text herlaufenden lateinifchen Uebcrfetzung
(des Falconius?) durch curfive Schrift zu kennzeichnen. J
Ueber den Werth oder Unwerth des umfangreichen |
Schriftftücks zu urtheilen, überlaffen wir competenteren
Richtern. Den gelehrten Bcnedictinern von Monte Caffino 1
aber fühlen wir uns am Schlufs diefer Anzeige zu auf- !
richtigem Dank verpflichtet für die Treue und Vollftän- j
digkeit, mit welcher fie die Schätze ihrer Bibliothek der
Gelchrtenwelt zugänglich machen, und mit gefpannter
Erwartung fehen wir dem Erfcheinen der folgenden
Bände entgegen.

Leipzig. O. Gebhardt.

The Doctrine of Addai, the Apostle, now first edited in a
complete form in the original Syriac, with an English
Translation and Notes by George Phillips, DD. etc.
London 1876, Trübner & Co. (XV, 52 u. 53 S. 8.)
7sh. 6d.

Bei Befprechung vorliegenden Schriftftücks befindet
fich Ref. in eigenthümlicher Lage; foll die Anzeige fich
auf die Arbeit des Herausgebers befchränken, dann kann
fie fehr kurz fein und fagen, dafs derfelbe ein offenbar
fehr gutes fyrifches MS. fehr gut herausgegeben und
fehr genau überfetzt hat, während er es fich mit den
15 Seiten Vorrede und wenigen Noten fehr leicht
machte; foll dagegen die Befprechung auf den Inhalt
und Urfprung des hier mitgetheilten Documentes eingehen
, müfste diefelbe für diefes Blatt viel zu ausführlich
werden; denn es ift bei einem derartigen Werke,
wo alles auf die Tragweite einzelner Ausdrücke ankommt
, kaum möglich, eine richtige Vorftellung von
feinem Inhalt und der Zeit der es angehört zu geben,
ohne den genauen Wortlaut vieler Stellen anzuführen.
Im allgemeinen dürfte der Inhalt diefes Schriftftücks
auch fchon bekannt fein, und ich erlaube mir in diefer
Beziehung fo kurz als möglich zu fein, und auf den
Auszug zu verweilen, den Wagenmann (Jahrbb. f.
Deutfche Theologie XXI, 320 — 322) gegeben, und will
hier nur auf wenige, in bisherigen Befprechungen des
Buchs nicht hervorgehobene Punkte aufmerkfam machen,
die für die richtige Würdigung, insbefondere die richtige
Datirung desfelben von Werth zu fein fcheincn.

Die vorliegende Doctrina Addaei ift ein Bericht über
die Chriftianifirung Edeffa's durch den vom Apoftel
Judas Thomas dorthin gefchickten Siebzig-Jünger Addai

(Thaddens) aus Paneas, der den König Abgar Uktimä*)
von langer Krankheit heilt, die chriftlichc Lehre mit
Erfolg predigt, die erfte Kirche baut, nach vielen Jahren
felbft noch feinen Nachfolger einweiht in der Perfon
eines vornehmen Edeffeners Aggai (der aber von einem
wieder abgefallenen Sohn Abgar's hingerichtet wird)
und bei feinem Tod von der ganzen Stadt, Heiden,
Juden und Chriften tief betrauert wird. Als Epifode erhalten
wir im Lauf der Erzählung einen Bericht über
die Auffindung des wahren Kreuzes Chrifti durch Protonice
, die Gemahlin des Kaifers Claudius, weiter den
von Eufebius (Kirchen-Gefchichtc I, 13) mitgetheilten
Brief Abgar's an Jcfus, deffen mündliche Antwort, den
Briefwechfel zwifchen Abgar und Tibcrius u. f. w. Das
Ganze will von Labubna, dem Schreiber Abgar's verfafst
und von Hanan, dcmfelben den Abgar zu Chriftus
fchickte, im Archiv zu Edeffa niedergelegt worden fein.
Mit Cure ton, der schon 1864 (in den Ancicnt Syriac
Documents relative to the earüest establiskment of (hristia-
nity in Edessa) Bruchftücke diefes Werks veröffentlicht
hatte, glaubt Phillips nicht blofs das vollftändige Docu-
ment zu haben, aus dem Eufebius gefchöpft, fondern
auch die Echtheit desfelben behaupten zumüffen. Ivrftercs
mag richtig fein, echt ift aber das Document in keinem
Fall. Nöldeke möchte die Abfaffung nicht früher als
gegen das Jahr 300 fetzen (Lit. Centr.-Bl. No. 29), der
Referent im Athcnaeum (July 22), nicht vor das dritte
Jahrhundert, oder früheftens die letzte Hälfte des zweiten
Jahrhunderts; ebenso Wagenmann; fie ftützen fich dabei
wefentlich auf innere, dem Inhalt des Buchs entnommene
Gründe (die Vorausfetzung eines NTlichen Kanon,
Diatcffaron, Petrusfage, Kirchenordnungen, dogmatifche
Anfchauungen von der Perfon Chrifti u. f. w.); den befiten
Anhaltspunkt giebt uns aber eine Vergleichung des vorliegenden
Stückes mit andern Producten edeffenifcher
Literatur, fpeciell mit den von Cureton veröffentlichten
Acten der edeffenifchen Märtyrer Scharbil und Barfamia,
indem viele der in der Doctrina Addaei erwähnten Per-
fonen in diefen Acten wiederum auftreten.

1) In Phillips S. 17 f. werden Avida, Labu, Chaf-
fai und Bar-Kalba unter den Vornehmen aufgeführt,
die bei der erften Predigt Addai's anwefend waren (cf.
auch S. 31, Cureton S. 14): diefclben werden in den
Märtyrer-Acten des Barfamia (Cureton S. 63) als im
I5ten Jahr des Kaifers Trajan bekehrt genannt.

2) Barfamya wird von Addai in den Clerus aufgenommen
, (Phill. S. 33); nach den Acten Scharbil's
(Cureton S. 43) ift derfelbe ein Schüler Palut's, der nach
der Doctrina Addaei von Addai zuerft A. D. 31 zum
Diacon, dann zum Presbyter gemacht wurde (S. 39), feine
Priefterweihe aber fich von dem durch Zephyrinus, Bifchof
von Rom (199 — 207) geweihten Bifchof Serapion von
Antiochien holte (S. 50). Nach Cureton und Phillips
foll freilich letztere Bemerkung von einer fpäteren, un-
wiffenden Perfon eingefchaltet fein. Nöldeke möchte
auf diefe ganz harmlos auftretende Notiz für die Zeit-
beftimmung Werth legen. Und mit Recht. Sie fcheint
zwar nicht mit den Acten Scharbil's und Barfamia's zu
ftimmen, die berichten wollen, was im iSten Jahr Trajan's
(= 112), im 4i6ten Alexanders (— 105, stimmt nicht,
im dritten Jahr des Königs Abgar VII (= Manu Bar
Ajazath?) imConfulat des Commodus und Cyrill (=Cerea-
lis = 106, ftimmt ungefähr mit 416 Alex., aber nicht mit
15 Trajan) gefchehen ift, und nach denen Palut der vorhergegangenen
Generation angehören würde; aberdiefe Acten

*) Ukämä bedeutet ,der Schwarze', daher Mar Jakoh in feinem Loblied
auf Edeffa auf Cant. r, 5 anfpielt (ich bin schwarz und lieblich)
wo dasfelbe Wort gebraucht ift. Abgar ift jedenfalls nicht mit dem
arabifchen ypf Akbar ,der machtige' zu verwechfeln (fo in Herzog's

Realen cyklopädie, erfte Ausgabe), fondern ift wahrfcheinlich T ranferiplion
des Armenifchen Avak-air (vrand homme) s. Mofes von Chorene
(II, c. 26). Cureton S. 140. Im Syrifchen bedeutet Abgar ,lahm'.