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Ausgabe:

1876

Spalte:

637-638

Titel/Untertitel:

Die Sittenlehre des Talmud und der zerstörende Einfluß des Judenthums im Deutschen Reich 1876

Rezensent:

Schürer, Emil

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Seite 1

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637

Theologifche Literaturzeitung. 1876. Nr. 2$.

638

wenigftens ohne Andeutung eines Zweifels uns aufge- Bei all' diefer Schönrednerei fucht man aber auch hier
tifcht. Und ahnliches wiederholt fich faft überall. Wer : vergebens nach einer wirklichen Charakteriftik des Tal-
daher nicht im Stande in, felbft Kritik zu üben, der , mud's, vergebens nach einer wenn auch nur fummarifchen
möge das Buch lieber unbenützt laffen. Er würde fonft Angabc feines Inhalts und nach einer Charakteriftik der
mehr Schaden als Nutzen haben. Bei nöthiger Vorficht ! halachifchen Methode, ohne deren wenigftens annähernde
aber wird er es nicht ohne Gewinn gebrauchen, denn Kenntnifs fich Niemand eine Vorftellung davon machen
der Verfaffer hat — wir wiederholen es — einen reichen ; kann, was der Talmud überhaupt ift. Wer fich alfo
Stoff gefammclt auf einem Gebiete, das dem chriftlichen wirkliche Belehrung über das Wefen des Talmud verTheologen
fo gut wie völlig unzugänglich ift. Und wir j fchaffen will, für den ift diefer apologetifche Vortrag
wollen ihm auch dafür dankbar fein. j ebenfo werthlos wie die ältere, ähnliche Ziele verfolgende

Leipzig. Schürer. ' Schrift von Deutfc" (6er Talmud 1869).

Leipzig. Schüre r.
Die Sittenlehre des Talmud und der zerftörende Einflufs____

von
ei

des Judcnthums im Deutfchen Reich. Berlin 1875, 1 Bfk„ ÄA. ,.

», AJ ... , . v „ 0 ,, Bibhotheca Casinensis seu codicum manusenptorum <mi
M. Ant. Niendorf. (138 S. 8. M. 2. — . . . . r . r .M

. , .. ' . -_,___. t, ... in tabulano Lasinensi asservantur series per paginas

Stern, Schuldircktor Ludw., Ueber den Talmud. Populär- Bi^ii,«m M,„.„k , F ....

' , . ... . ,r ' u ,8^r- <£al«1 singillatim cnucleata, notis, characterum speciminibus

wiffcnfchafthchcr Vortrat. Wurzbuni 1875, Stanel. , . r

" " b ö ' ad unguem exemplatis aueta cura et studio mona-

(40 S. gr. 8.) M. — 70. chorum ordinis S. Benedicti abbatiae Montis

Zwei Schriften über den Talmud von entgegenge- Casjni x j H Ex typo hia Casinensi 1873,
fetzter Tendenz, die aber das mit einander gemeinlam _ ,rTY „ e ° Ji c

haben, daftman über das eigentliche Wefen des Talmud l875; (CK. 39«, 290 S., 2. Taf. und 482, 256 S.,
aus ihnen fehr wenig erfährt. l4 *at. toi.)

Die erftgenanntc Schrift ift zwar anonym erfchienen. Ein vollftändiges Verzeichnifs der Handfchriften vc

Zur Orientirung über ihren Urfprung genügt aber, dafs Monte Caffino gab es bisher nicht. Der Katalog b_
fie im Verlag von M. Ant. Niendorf erfchienen ift, und | Montfaucon, Bibliotlicca Bibliothecarum I p. 215—229 um-
dafs auf dem Umfchlag die .Deutfche Landeszeitung' fafst nur 533 Nummern und ift fehr fummarifch gehalten,
und eine Reihe ,Agrarpolitifchcr Brofchürcn' annoncirt Ergänzungen dazu gab Blume in feiner Bibliotheca libro-
find. Wir haben es alfo mit einer politifchen Tendenz- rum manuscriptoritm Iialica p. 219 sqq., ohne jedoch auch
fchrift aus den Kreifen der .Steuer- und Wirthfchafts- ' nur annähernde Vollftändigkeit zu erftreben. Es ftand
Reform jr' zu thun. Noch deutlicher wird die Sache, ihm dabei ein handfchriftlich zu Monte Caffino befind-
wenn wir einen Blick auf den Inhalt werfen. Denn fünf liclicr ausführlicher Katalog zu Gebote, welcher, in den
von den neun Capitcln, in welche die Schrift zerfällt, Jahren 1763—1768 von zwei Kloltcrbrüdcrn verfafst, in
geben fich nur als Wieder-Abdrückc von Artikeln aus 6 Bänden das eigentliche Verzeichnifs umfafste, während
der .Deutfchen Landeszeitung'. Diefen Zeitungsartikeln, der 7. einen alphabetifchen Index, der 8. einen Auszug
welche sämmtlich nicht fowohl auf Kritik als auf Ver- aus dem Ganzen enthielt 'Blume, Iter Italicum IV p. 77).
höhnung des Judenthums ausgehen, ift gleichfam als In welchem Verhältnifs zu diefer älteren Arbeit daspracht-
wiffenfchaftliche Grundlage ein Abfchnitt über ,Die Sitten- volle Werk ficht, deffen zwei erfte Bände uns vorliegen,
lehre des Talmud' (S. 1—41) vorangefchickt. Aber der vermögen wir nicht anzugeben. Sicherlich aber wird das
Verfaffer ift fo aufrichtig, felbft zu fagen, dafs diefer ; Urtheil, welches Pertz (Ital. Reife S. 13) über jene fällte,
ganze Abfchnitt nur aus Rohling (der Talmudjude) j auf diefes nur in fehr modificirtcr Geltart Anwendung zu
entnommen ift. Wer ihn alfo lefen will, wird fich beffer 1 erleiden haben, wenn auch zugeftanden werden mufs, dafs
an die primäre Darftellung halten. Und er wird fich f es an Spuren keineswegs fehlt, aus denen man erkennt,
auch dann noch wohl hüten müffen, fich darnach ein j dafs es den Verfaffern nicht vergönnt war, mit dem gan-
Gefammturtheil über den Talmud zu bilden. Denn was zen Apparat literarifcher Hilfsmittel zu arbeiten, welchen
hier geboten wird, ift lediglich eine allerdings mit grofsem . allein eine grofse, den Anforderungen unferer Zeit ent-
Eleifse angefertigte Sammlung von Kehricht aus dem fprechend ausgeftattete Bibliothek zu gewähren vermag.
Talmud, nicht aber eine objective Charakteriftik feiner Dies im Auge behalten, kann es bei einer folchen Menge
fittlichen Grundanfchauung. Wenn die letztere auch verfchiedenartiger Stoffe und im Hinblick auf die in der
fchlecht genug ift, fo ift fie doch immer noch beffer, als Natur der Sache felbft liegenden Schwierigkeiten kaum
es nach dem hier Gebotenen fcheint. Und man könnte, überrafchen, wenn, wie fich weiter unten zeigen wird, ein
wie dies auch fchon früher von jüdifcher Seite gefchehen* und das andere der als Inedita im Florilegium mitge-
ift, jener unfauberen Sammlung ohne Schwierigkeit eine theilten Stücke fich einer genaueren Prüfung als in der
faft ebenfo reiche Sammlung guter Perlen gegenüber , That bereits gedruckt erweift, und nur in wenigen Fällen
ftellen. Natürlich ift die Charakteriftik des heutigen wird man geneigt fein, den Herausgebern folche'Verfehen
Judenthums, welche an diefe Charakteriftik feiner talmu- wirklich zum Vorwurf zu machen.

difchen Grundlage fich anfchliefst, ebenfowenig objectiv Der erfte Band beginnt mit einer ausführlichen Ge-

wie diefe. Für alle Gebrechen, an welchen unfere fchichte der Bibliothek (p. I—LEI), welcher in einem
moderne Gefellfchaft leidet, wird einfach der jüdifche , Appendix urkundliche Belege (alte Handfchriftenkataloge
Prügelknabe verantwortlich gemacht in einem keineswegs u. drgl.) beigegeben find (p. LVII—CIX). Hierauf folgt
fehr würdigen Tone. Referent ift zwar auch der Anficht, die Befchreibung der Handfchriften felbft, von deren
dafs der Einflufs des Judenthums auf unfere geiftige und Ausführlichkeit man fich eine Vorftellung machen kann,
materielle Entwickelung kein fegensreicher war und ift. wenn man gewahrt, dafs auf 398 Foliofeiten nicht mehr
Aber durch wüftes Hepp-Hepp-Schreicn wird die Sache als 45 Nummern befprochen find. Und in der That:
nicht gebeffert. . . an bibliographifcher Genauigkeit undVollftändigkeit (auch

Einen ganz andern Ton fchlägt die zweite Schrift den zu Einbanddecken benutzten Pergamentblättern ift
an. Ihr ift der Talmud fo ziemlich der Inbegriff alles die ihnen gebührende Sorgfalt zugewandt worden) läfst
Guten und Schönen. Der Verfaffer verfteigt fich bei diefer Katalog nichts zu wünfehen übrig und fucht unter
Erwähnung der talmudifchcn Homilicn fogar zu der Be- fämmtlichen bisher erfchienenen feines Gleichen. Von
hauptung, dafs .Prediger aller Culte diefen Theil des jedem Stück, und wenn es an Umfang noch fo klein
Talmud's, wenn er allgemein zugänglich gemacht würde, ift, wird Anfang und Ende mitgetheilt, fowie der Ort
als einen wahren Schatz betrachten würden' (S. 12). angegeben, wo es fich gedruckt findet; letzteres bei den,

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