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Ausgabe: | 1876 Nr. 2 |
Spalte: | 571-572 |
Autor/Hrsg.: | Schuster, C. F. Th. |
Titel/Untertitel: | Die Ausbildung der Theologen im Prediger-Seminar des Klosters Loccum, mit Andeutungen über des Klosters Geschichte, Alterthümer und Kunstschätze 1876 |
Rezensent: | Krauss, Alfred |
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571 Theologifche Literaturzeitung. 1876. Nr. 22.- 572
Glaubens, und wenn es dennoch ausgeführt wird, fo ver'fchen Landeskirche herangebildet worden ift und
wird die Welt um fo mehr an demfelben erkennen, dafs - weiter erhalten wird. Um die Vorzüge der Anftalt in
der Glaube Wunder zu wirken vermag. Und follte auch Loccum für die kirchlichen und theologifchen Zwecke
unfer Unternehmen fcheitern, wir würden auch dann diefer Richtung zu documentiren, hätte übrigens auch
unfere Schritte nicht zu bereuen haben, weil fie in der eine knappere Sprache genügt.
Richtung auf das, was Gott will, gethan find, und wir •Stfafsbufg A. Kraufs.
werden uns mit der Gewifsheit tröffen, dafs Gott fein ;
Werk im Orient und Occident durch ftärkere Hände, ' _~" . ,
als die unfrigen, dennoch ausführen wird, und dafs als- Spitzer, Dr. Hugo, Nominalismus und Realismus in der
dann auch das, was wir gethan und gelitten haben, wie neuesten deutschen Philosophie, mit Berückfichtigung
klein es auch im Verhältnifs zu den Gefchicken der ihres Verhältnifses zur modernen Naturwiffenfchaft
Menfchheit fein mag, dennoch nicht wirkungslos und dargeftellt. Leipzig 1876, O. Wigand. (104 S. 8.)
nicht verloren fein wird'. Dem wimmernden peffimi- M 1 20
ffifchen Kleinmuth in manchen unferer chriftlichen Kreife [ ,
gegenüber thut eine folche befchämende und erweckende Indem der Darwinismus mit feiner hluxion der Arten
Glaubensfprache wahrhaft wohl. Matth. 17, 20. — und Gattungen ficherlich den Brennpunkt der modern-
t-v ,j m i t naturwiffenfehafrhehen oder auch naturphilofophifchen
Fragen bildet, ift es zweifellos ein glücklicher Griff des
Verl., die neuere, nicht wie der Titel fagt blofs die
Graue, G., Der Mangel an Theologen und der wiffenfehaft- ne"efte deutfehe Philofophie gerade unter dem beherr-
r u 11 r a j Ve i tu er j- rn0„tü~u„ feilenden Gefichtspunkt von Nominahsmus und Realismus
hche Werth des theologifchen Studiums. LDeutfche ^ Reyue ^ ^ laffen und mjt jenem Forfchungs.
Zeit- u. Streitfragen 68. Heft.] Berlin 1876, Habel. 1 gebjet in kritifche Beziehung zu fetzen. Lichtvoll und an-
(64 S. gr. 8.) M. 1. 40. | (brechend werden demgemäfs zuerft die Hauptgeftalten
der nachkantifchen Philofophie fkizzirt, um in ihnen natürlich
ein entfehiedenes Praedominiren des Realismus
zu finden, der culminirt in dem ,Realinen z. ü' Hegel,
während indefs auch fein Widerpart Schopenhauer durch
feine platonifirende Ideenlehre in dasselbe Lager gehört.
Daneben aber werden bereits mit immer ffärker fich
zeigender Vorliebe auch verfchiedene Repräfentanten des
Nominalismus vom Verf. in der Geftalt von Herbart,
Der Gedanke, dafs, wenn die Theologie in den
Augen der jetzt für allein wiffenfehaftlich geltenden
Leute wiffenfehaftlich rehabilitirt fei, auch die befferen
Köpfe fich wieder der Theologie zuwenden werden, ift
einleuchtend. Infofern kann dem Schriftchen nur beige-
ftimmt werden. Dazu bringt es manche treffende Kritik
beftehender Uebelftände, verficht das gute Recht der theologifchen
Facultäten mit praktifchen Gründen und fcheut
fich auch vor energifcher Apologetik nicht, um die Theo- Beneke und Peuerbach gefunden. Weiterhin werden die
logie als eine auch vor dem Forum moderner Natur- fchon der näheren Gegenwart angehöngen Modificationcn
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wiffenfchaftlichkeit ebenbürtige Wiffenfehaft zu erweifen.
Ob ihm Letzteres in den Augen der Adreffaten ge
lungen fei, wollen wir dahin gehellt fein laffen. Mit fo
jenes früheren Realismus befprochen. Dem wenigftens
in feiner beftimmteren Faffung bei Straufs immanent z.u
nennenden Realismus fteht gegenüber der transcendente
kurzen Erörterungen fo weitfehichtiger Fragen kann nur Realismus z. B eines J H. Pichte, Weiffe Huber, Froh-
der fchon Ueberzeugte geftärkt oder ein fchwankender fchammer u. A. mit ihrer Paffung des Allgemeinen als
Laie entfehieden werden. Was den Theologenmangel j persönlicher, in der Welt fucceffiv realifirt werdender
felber anbetrifft, fo bekenne ich mich zu der nüchternften jenfeitiger Gottesgedanken. Trotz aller Unbewufstheit
Weltanficht. In weitaus den meiden Fällen entfeheiden
endgültig die Aeltern über die Berufswahl des Jünglings.
So lange nun die gefammte Zeitrichtung vorwiegend
durch materialiftifche oder, beffer gefagt, pecuniäre
Motive beftimmt wird, ift die grofse Mehrzahl der Ael-
nahe damit verwandt erfcheint Hartmann's Philofophie als
entfehiedenfte Vertreterin einer allwaltendcn Teleologie.
All diefe modificirten Realiften der neuen Zeit können
natürlich nicht umhin, mit der wiffenfehaftlichen Tagesfrage
des Darwinismus fich irgendwie auseinander zu
tern und Vormünder einem Berufe abgeneigt, welcher f***i welcher als der echtefte Vertreter des (philofo
philchen?) Nominahsmus erfcheint. Bei (ämmtlichen
fcheint ein Compromifs mit die,er Lehre möglich; aber er
weder honores wie Juftinian, noch opes wie Galenus ver
fchafft. So lange daher die Zeitrichtung vorwiegend
materiellem Gewinn zugethan ble.bt, und den evangeli- ; fcheini es doch auch nur Denn Realismus und Teleologie
fchen Pfarrern eine focial fo untergeordnete Stellung
zugewiefen ift, dafs jeder andere Stand zehnmal mehr
Ausfichten auf befriedigende Verforgung und äufsere
Anerkennung gewährt, werden die beftgemeinten Worte
an den Aeltern und Vormündern der Jünglinge Schiffbruch
leiden. Schriften wie die vorliegende haben hoffentlich
die Wirkung, allmählich eine Umftimmung der öfifent
hängen allezeit, ob auch zuweilen künftlich maskirt, zu-
fammen, ,die Abneigung der Naturwiffenfchaft aber
gegen Zweckvorftellungen jeglicher Art ift eine fo gründliche
, dafs es förmlich Verwunderung erregt, wenn
heutzutage ein bedeutender Forfcher für ZweckmäfiVg-
keit, Zielftrebigkeit und dergl. eine Lanze bricht'. Von
diefer zweiten Hälfte der Schrift an, wo die kritifch-
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liehen Meinung vorzubereiten. Im Zeitalter Darwin's I fyltematiicnen Erörterungen nach der vorwiegend hifto-
haben fie ungefähr die Macht von Spener's pia desidena nfchen Darlegung beginnen, fcheint mir der Verf. die
während der Herrfchaft der lutherifchen Orthodoxie. ! ruhl§e Unb(-hangenhcit und wiffenfehafthehe Umfichtig-
• keit, mit der er begonnen, doch nicht mehr im gleichen
Strafsburg. " A. Kraufs. Mafs zu befitzen und einer nicht mehr ganz philofophifch
______ ! correcten Becinfluffung durch die Tagesttrömung allzu
0 . „ ~ « 'n.' ' . I nachgiebig zu unterliegen, welche bedauerliche Heterono-
5>cnuster, Studiendir. G. P. in., uie Ausbildung der mie namentlich bei den jüngeren Vertretern der Philo-
Theologen im Prediger-Seminar des Klosters Loccum, fophie leider immer mehr über Hand zu nehmen fcheint
mit Andeutungen über des Klosters Gefchichte, Alter-
thümer und Kunstfchätze. Hannover 1876, Hahn.
(114 S. gr. 8.) M. 1. 60.
Die Schrift entfpricht genau ihrem Titel und bietet
dem ferner Stehenden intereffante Auffchlüffe, wie die
gegenwärtige Richtung unter der Geiftlichkeit der Hanno-
Nicht blofs gilt ihm ohne alles Weitere und in Baufch
und Bogen der Darwinismus, ja fogar eine total materialiftifche
,Seelenzellenpfychologie' als felbftverftändliches
Axiom, fondern er bezeichnet jenen obigen Realismus
,als vulgäre Ideen- und Zweckconceptionen, über welche
die philofophifche (!) Wiffenfehaft ohne ernftliche Aus-
einanderfetzung zur Tagesordnung übergehen kann'