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Ausgabe:

1876

Spalte:

529-531

Autor/Hrsg.:

Doedes, J. I.

Titel/Untertitel:

Encyclopedie der Christelijke Theologie 1876

Rezensent:

Schürer, Emil

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Theologische Literaturzeitung

Herausgegeben von Prof. Dr. E. Schürer.

Erfcheint Preis
alle 14 Tage. Leipzig. J. C. Hlnrichs'fche Buchhandlung. jährlich 16 Mark.

1. Jahrgang.

14. October 1876.

N°- 21.

Doedes, Encyclopedie der Christelijke Theologie
(SchürerJ.

Schiller-Szinessy, Catalogue of the Hebrew
Manuscripts preserved in the University
Library, Cambridge. Vol. I. (Kautzfeh).

Davidson, A Concordance of the Hebrew and
Chaldee Scriptures (Baudiffm).

Gutfchmid, Neue Beiträge zur Gefchichte des
alten Orients (Wellhaufen).

Smith, The Assyrian Eponym Canon (Wellhausen
).

Hort, Two Dissertations. Li On Movoyevr/f
ftiroc in Scripture and Tradition. II.: On
the Constantinopolitan Creed (Harnack).

Gafs, Optimismus und l'eflimismus. Der Gang
der chriftlichen Welt- und Lebensanficht
(E. Pfleiderer).

Ebrard, Hartmanns Philofophie des Unbe-
wufsten dargeftellt und beurtheilt (E. Pfleiderer
).

Doedes, Hoogleeraar Dr. J. I., Encyclopedie der Christe- 1 ausgesprochen hat, müfste jede künftige Darftelhmg
lijke Theologie. Utrecht 1876, Kemink en zoon. I hieran als an etwas Selbftverftändliches anknüpfen. Aber

(XVI, 254 S. gr. 8.) fl. 2. 75.

An eine theologifche Encyklopittlie, wie überhaupt
an die Encyklopädie irgend einer Specialwiffenfchaft,
wird man in erfter Linie die Forderung zu ftellen haben,
dafs fie aus einem Grundgedanken die einzelnen Disci-
plinen, in welche das Ganze zerfällt, fo ableitet, dafs
der Lefer von der Nothwendigkeit, gerade diefe Disci-
plinen zu einem Ganzen zu vereinigen und das Ganze
in eben diefe und keine anderen Disciplinen zu zerlegen,
Ichlechthin überzeugt wird. Die einzelnen Theile müffen
mit innerer Nothwendigkeit aus dem Grundgedanken
herauswachfen; und zwar fo, dafs auch jeder gegen den
anderen fcharf abgegrenzt in, und keiner in den andern
uberfliefst. Wird diefe Forderung erfüllt, dann fleht am
Schlufs vor dem Auge des Lefcrs ein architektonifches

freilich, wir haben feitdem fchon viele theologifche En-
cyklopädien erhalten, welche es nicht gethan haben. Und
fo wird man es dem Verf. der vorliegenden auch nicht
fonderlich verargen können, wenn er fich ebenfalls davon
difpenftrt. Ohne auch nur den Verfuch einer Ableitung
oder Entwickelung zu machen, Hellt er einfach folgende
vier Haupttheile als etwas Gegebenes und hiftorifch
Gewordenes auf: 1) die Wiffenfchaft von den Erkennt-
nifsquellen des Chriftcntluims, 2) die Wiffenfchaft von
der Gefchichte des Chriftenthums, 3) die Wiffenfchaft
von der Lehre des Chriftcnthums, 4) die Wiffenfchaft
von der In Handhabung des ChriHenthums (S. 32 f.).
Jeder diefer vier Haupttheile wird dann wieder in fehr
viele Unterabtheilungen und Unterabfchnitte zerlegt, fo
dafs wir fchliefslich ein fehr complicirtes und künHliches
SyHem erhalten, dem nur vor allem eines fehlt: nämlich

Ganze da, deffen Betrachtung ihm denfelben Genufs j die Kraft den Lefer zu überzeugen, dafs es gerade fo
gewährt wie das Anfchauen eines monumentalen KunH- fein muffe und nicht anders fein könne. Wie wenig das
Werkes. — Von der vorliegenden theologifchen Ency- complicirte SyHem des Verf. einer wirklich rationellen
klopädie, der elften welche in holländifcher Sprache Gliederung des Stoffes entfpricht, davon nur einige

gefchrieben iff, wird man nicht fagen können, dafs diefe
Forderung erfüllt fei. Der Verf. definirt die chriffliche

Theologie (worin wir ihm völlig beiffimmen können) als
,die Vereinigung der auf das Chriffenthum Bezug
Ii ab enden Wiffenfchaften' (S. 13). Aber fo glücklich
diefe Definition auch iff, fo bleibt fie doch für den
Verf. ziemlich ohne Werth, da er es unterläfst, die beiden
Begriffe, welche hierin Betracht kommen, nämlich Chriffenthum
' und ,Wiffcnfchaft' näher zu unterfuchen. Unfercs
Erachtens müfste eine Encyklopädie vor allem fich darüber
klar fein, dafs wir unter dem Begriff .Wiffenfchaften'
zwei ganz verfchiedenc Dinge zufammenfaffen, nämlich

1) die theoretifchen Wiffenfchaften, welche es mit dem Erkennen
des Seienden zu thun haben, und 2) die praktifchen,
welche Anleitung geben für das Handeln, unter Ver-
werthung der theoretifchen Erkenntnifse. Beide Arten
gehen auf allen Gebieten des Wiffens neben einander
her. Namentlich flehen den theoretifchen Naturwiffen-
fchaften eine ganze Reihe praktifcher Wiffenfchaften zur
Seite. Aber auch in der Theologie iff es nicht anders.
Und fo müfste vor allem zwifchen theoretifcher und
praktifcher Theologie unterfchieden werde*. Die
Eintheilung der erfteren ergiebt fich wiederum faft von
felbft, indem es fich bei der theoretifchen Erkcnntnifs
des Chriftenthums einerfeits handelt um die Erkenntnifs
feines in allem Wechfel der Erfcheinungen fich gleichbleibenden
Wefcns und andererfeits um die Erkenntnifs
eben diefes Wechfels der Erfcheinungen, d. h. feiner
Gefchichte. Dies alles iff fo einfach und in der Sache
felbft fo fehr begründet, dafs man meinen follte, feitdem
Schleiermacher in feinem claffifchen Werke es einmal

Beifpiele.

Der erfte Haupttheil handelt von den Erkenntnifs-
quellen des Chriftenthums, d. h. nach des Verf. Auf-
faffung 1) von den heiligen Schriften und 2) von den
kirchlichen Bekcnntnifsfchriften. Der Gedanke iff offenbar
der, dafs diefer erfte Haupttheil es nur mit Erklärung
der Quellen zu thun haben foll. Deshalb wird nun
die gefammte biblifche Gefchichte dem zweiten Haupttheil
zugewiefen. Aber die Trennung wird dann noch
weiter getrieben, indem die biblifche Lehre in den dritten
Haupttheil eingereiht wird, und zwar in doppelter Form,
einmal als Lehre Jefu und der Apoftel und fodann als
Neuteffamcntliche Dogmatik. Dafs hier NothwendD-
Zufammengehöriges auseinandergeriffen iff, liegt auf der
Hand. Wie kann man eine Gefchichte der Apoftel
fchreiben, ohne ihre Lehre zu behandeln, und wie kann
man diefe beiden Materien zwei verfchiedenen Haupt-
theilen der Theologie zuweifen? Wie wenig rationell aber
bei diefer Zerfpaltung des Zufammcngehörigen verfahren
wird, lehrt z. B. die Einreihung der biblifchen Archäologie
in den erften Haupttheil, während fie doch, wenn
einmal zwifchen dem erften und zweiten Haupttheil unterfchieden
wurde, nothwendig dem letzteren hätte zugewiefen
werden müffen. Zu den feltfamften Refultaten
der Zerfpaltungsmethode des Verf. gehört auch dies,
dafs die Kirchengefchichte im zweiten Haupttheil, die
Dogmengefchichte aber im dritten Haupttheil untergebracht
wird. Andere find der Anficht, dafs die Trennung
der Dogmengefchichte von der Kirchcngefchichte nur
etwa deshalb zuläffig fei, damit fie mehr zu ihrem Rechte
komme, als dies bei einer Behandlung im Zufammcnhang

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