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Ausgabe: | 1876 Nr. 17 |
Spalte: | 437-439 |
Autor/Hrsg.: | Uechtritz, Friedrich von |
Titel/Untertitel: | Studien eines Laien über den Ursprung, die Beschaffenheit und Bedeutung des Evangeliums nach Johannes 1876 |
Rezensent: | Ritschl, Albrecht |
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Theologifche Literaturzeitung. 1876. Nr. 17.
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yB.73 (Jer. 51, 20) oder y^iz (Nah. 2, 2) oder -cras (Jer. I er, dafs auf beiden Seiten das eigenthümliche und ur-
50, 23). Indem fomit diefe Ableitung fovvohl der Form fprüngliche Wirken Gottes in dem Sohne auf die Be-
als der Bedeutung wegen verworfen wird, ftellt der Verf. | Währung im fittlichen Kampfe hinausgeführt wird. Der-
felbft eine neue und fehr anfprcchendc Erklärung auf. j felbc bezieht fich aber auf keinen beliebigen befondern
Er geht auf das Vcrbum rqs ,auslöfchen' zurück, ver- j menfchlichen Beruf, fondern auf die allgemeine religiöfe
weift auf Jef. 43, 17, wo die Vernichtung eines Kriegs- j und fittliche Aufgabe des heiligen Menfchen. Diefe Auf
heeres mit dem Auslöfchen eines brennenden Dochtes
verglichen wird, und erklärt demgemäfs -3512 = the ex-
tiiignis/irr, ,der Auslöfcher' d. h. der Verdichter feiner
Feinde.
Wir glauben, dafs diefe Ableitung, fowie die gegen
die ,Hammertheoric' vorgebrachten Bedenken allerdings
ernfte Erwägung verdienen. Es darf aber nicht ver-
fchwiegen werden, dafs die im Ganzen fehr methodifche
Beweisführung doch einen fchwachen Punkt aufweift.
Es ifl nämlich zwar richtig, dafs Hieronymus hebr. p
durch c, hebr. 2 durch ch wiedergiebt. Aber das erfte
Makkabäerbuch hat er überhaupt nicht aus dem Ilcbräi-
fchen überfetzt. Höchftcns hat er, wie der Verf. (S. 6
Anm. 4) annimmt, die vorhandene altlateinifche Uebcr-
fetzung etwas revidirt. Aber zu der Annahme, dafs er
gäbe erwächft für Jefus nur aus dem Grunde der ATlichen
Religion, aber fo, dafs er durch deren Particularität nicht
befangen bleibt. Dafs auch in diefer Hinficht die beider-
feitigen Quellen lieh nicht ausfchliefsen, wird durch ausführlichen
Beweis feftgeftellt. Die erften Glieder diefer
Betrachtung verftofsen allerdings gegen die als kritifch
geltenden Beobachtungen Vieler. Ich möchte aber daran
erinnern, dafs eine fummarifche Vergleichung der beider-
feitigen Schilderungen im Ganzen der äfthetifchen
Anfchauung angehört. Diefelbe wird freilich nicht berechtigt
und richtig fein, wenn fie im Widerfpruch mit
der Vergleichung aller Einzelheiten der Schilderung fteht;
fie wird aber ihrer Art nach dazu beftimmt fein, eine
Menge von Unebenheiten, an welche fich kritifchc Bedenken
knüpfen, zu compenfiren. Nun giebt es theils
die Eigennamen darin nach dem Hebräifchen controlirt | in den fynoptifchen Evangelien noch manchen Charak-
habe, haben wir kein Recht. Da nun die altlateinifche terzug, der dem kritifchen Verftändnifs bisher nicht auf-
Vcrfion anerkanntermafsen aus der griechifchen gefloffen gegangen ift, aber die Gefammtanfchauung von Jefus
ift, fo find wir fchliefslich auf diefe allein angewiefen. wefentlich hebt; theils hat man den johanneifchen Chriftus
Hier mag nun immerhin die urfprünglichc Form May.aßalog ! im Ganzen vielmehr von dem Eindrucke der Abfchieds-
(mit einem x) gelautet haben — woraus fich eben das j reden aus zu verliehen, weil in ihnen die Darftellung
lateinifchc Macliabacus ohne Schwierigkeit erklären würde. gipfelt, als aus irgend welchen vorhergehenden Elementen.
(>b dabei aber ein hebr. ■'Spn oder -Obn zu Grunde liegt, Nach Mafsgabe diefer Umftände hat m. E. der Verf.
läfst fich nicht entfeheiden. Und fo können aus der gerade als Inhaber einer geübten äfthetifchen Anfchau-
Form des Namens überhaupt keine etymologifchen ] ungsweife den richtigen Standpunkt in der Vergleichung
Schlüffe mehr gezogen werden. | des Werthes der beiden Quellenberichtc eingenommen.
Unter den Appcndiccs, welche der Unterfuchung bei- j Weniger glücklich ift er in der ' Erklärung des Zufam-
gegeben find, ift befonders der fechfte von Werth j menhanges der einzelnen Elemente gewefen, welche das
(S. 36- 41). Er giebt ein Verzeichnifs der Handfchriften johanneifchc Chriftusbild ausmachen. Gerade diefer Ge-
und felteneren Ausgaben der Megillath Antiochtis, wie es genftand legt die von dem Verf. (S. 80. 155) nur ge-
bisher noch nirgends auch nur annähernd in diefer Voll- : Hrcifte Frage nach dem Wechfclverhältnifs zwifchen Rc-
ftändigkeit zufammengeftellt worden ift. ligion, Poefie und Gcfchichte fo nahe wie möglich. War
Leipzig. E. Schürer.
nun nicht der Verf. mehr wie irgend Ph'ner dazu befähigt,
hierüber im Allgemeinen zu urtheilen, oder war er doch
zu fehr felbft Dichter, um das theoretifche Problem als
Uechtritz, Friedr. v., Studien eines Laien über den Ur- folches und feine Wichtigkeit für die von ihm unter-
sprung, die Beschaffenheit und Bedeutung des Evangeliums nommenen Unterfuchungen aufzufaffen.- Er will die
nach Johannes Gotha 1876, F. A. Perthes. (XVI, Haltung des; Selbfibewufstfeins Jefu im Evangelium vom
<4 S M if> I Log°SDegrl" aus verliehen, giebt aber zu, dafs derfelbe
595 5* gr- 8.; Ii. • theils weniger, theils mehr umfaffe, als was im Einzelnen
Der Verf. diefes Buches, früher Landgerichtsrath zu zum Ausdruck kommt. Er meint aus gewiffen Berüh-
Düffcldorf, ift als Geh. Juftizrath a.D. am 15. Febr. 1875 rungen zwifchen Sätzen im vierten Evangelium und Sätzen
zu Görlitz im Alter von 74 Jahren geftorben. Sein ernftes 1 der alttcftamentlichcn Spruchweisheit es wahrfcheinlich
religiöfes Intereffe und feine nicht gewöhnliche theolo
gifche Bildung hat er vor etwa zwanzig Jahren in einer
Reihe von Romanen kund gegeben, von denen ,Albrecht
Holm' als Schilderung der Reformation des 16. Jahrb.
finden zu dürfen, dafs Jefus, wie es auch Luc. n, 49 ge-
fchieht, fich mit der göttlichen Weisheit verglichen habe,
und dafs diefe Darftellungsform mit der Idee des göttlichen
Logos zufammengefafst fei. Diefelbe bleibe aber
eine hervorragende Theilnahme gefunden hat. Die letzten hinter den Anfchauungen von der felbfiändigen menfeh
Lebensjahre feit 1868 hat er auf die Unterfuchungen über liehen Willensthätigkcit zurück, welche das Selbftbewufst
das vierte Evangelium verwendet, und obgleich diefe
Befchäftigung durch gefteigerte Augenfchwächc erheblich
gehemmt worden ift, fo ift es ihm doch noch vergönnt
gewefen, das Buch zu vollenden und mit der Vorrede
zu verfehen. Nicht ohne Grund ift in dem Titel die
Frage nach dem Urfprung des vierten Evangeliums vor-
angeftellt. Mit ihm befchäftigen fich von den vier Ab-
theihmgen des Buches die drei letzten. Die Erörterungen
über die Befchaffenheit oder den Charakter des Evangeliums
, foweit fie nicht beiläufig in die Unterfuchung
fein des johanneifchen Chriftus bedingt. Die Hindeutungen
auf Präexiftenz feien deshalb nicht als Hellende Erinnerungen
, fondern als Werthbeftimmungen feines gegenwärtigen
Verhältnifses zu Gott zu verftehen. Das letzte
Urtheil mündet in Weizfäcker's Anficht ein, die dem Verf.
nicht bekannt geworden zu fein fcheint. Diefes ift zu
bedauern, da diefelbe gerade den Anfprüchen genügen
würde, welche in der Tendenz der vorliegenden Unterfuchungen
an das hiftorifche Verftändnifs des Evangeliums
zu Hellen waren. — Denn als eine überwiegend gc-
feines Urfprungs verflochten werden, find auf die Vor- j fchichtliche Urkunde will der Verf. das Evangelium recht
Betrachtungen und die erfle Abtheilung (bis S. 159) be- fertigen, indem er den Beweis antritt, dafs der Jünger,
fchränkt. Der Standpunkt des Verf. wird dadurch be- ! den Jefus lieb hatte, welcher im Anhangscapitel als der
zeichnet, dafs er in den fynoptifchen Evangelien keine ; Verfaffer des Evangeliums bezeichnet wird, und fich felbfi
geringere Höhenlage des geiHigen Bildes Jefu wahr- [ als folchen kund giebt, nicht der Johannes, Sohn
nimmt, als in dem vierten. Indem er fich berechtigt : des Zebedäus, fondern ein in Jerufalem heimifcher
findet, diefen Eindruck der UebereinHimmung durch den Jünger Jefu gewefen fei. Diefe Anficht bezeugt der Verf.
Gebrauch des Namens Gottmenfch zu bezeichnen, findet J (S. 202) felbfiändig gefunden zu haben, ehe fie von Schölten
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