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Ausgabe: | 1876 Nr. 15 |
Spalte: | 389-390 |
Autor/Hrsg.: | Schultze, Martin |
Titel/Untertitel: | Handbuch der ebräischen Mythologie. Sage und Glaube der alten Ebräer in ihrem Zusammenhang mit den religiösen Anschauungen anderer Semiten, sowie der Indogermanen und Aegypter 1876 |
Rezensent: | Baudissin, Wolf Wilhelm |
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389 Theologifche Literaturzeitung. 1876. Nr. 15. 390
atveflellt wurde. — Hoffentlich gewinnt der Verf. bald j Sonne (S. 45). — Während man fich bisher das chaotifche
Mufse, diefe ,Studien' fortzufetzen: des warmen Dankes ' Tohu eher als ein finfteres vorgeftellt hat, beweift der
aller Fachgenoffen kann er gewifs fein.
Tübingen. L. Dieftel.
Verf. fchlagend das Gegentheil durch Ableitung von dem
arifchcn div ,leuchten'; ift alfo identifch mit Zeig
{Jing); auch der ,Himmelsgott' Ziwan auf den moa-
bitifchen Thonwaaren ift nur eine andere Form desfelben
Schultze, Dr. Mart, Handbuch der ebraischen Mythologie. (S n q _ Die Tummim des Hohenpriesters find die
Sage und Glaube der alten Ebräcr in ihrem Zufam- j Titanen, zugleich aber auch zufammenhängend mit Themis
mcnhang mit den religiöfen Anfchauungen anderer j (S. 114). — Dionyfos follte eigentlich Elinyfos heifsen
Semiten, fowie der Indogermanen und Aegypten z*fs — b«J und ift ==-s; b«, vgl. -?5 mn; Ex. 17,
„t „ V o £l TT- rt '-y ... c 0, 15 (S. 230). — Dafs der Verf. nicht die allgemeinften
Nordhaufen 1876, Forftemann. (X, 294 S. gr. 8.) ^mitifcher Wortbildung kennt, zeigt die Ab-
M. 5- — leitung des Namens in «an: von neiats ?'.) und -,n
Der Verf. hat die grofse Aufmerkfamkeit, bereits (PI. O'-n) = Kupfer - Scnlange (S. 176). — Wenn
auf der erften Seite des Vorworts jeden verftändigen ; ,Carneval' erklärt wird car-naval etwa = Wagen-Schiff,
Eefer vor dem Wciterlefen nachdrücklich zu warnen mit ; denn ,das Schiff (Lichtfchiff, Narrenfchiff) wurde mit
dem Satze: ,Was aber war er "der Meffiasj, der immer 1 Rädern verfehen, um über Land und Waffer fahren zu
fo heifs Erfehnte, der Silo, dem die Völker dienen, der j können' (S. 182), fo möchte fich der Verf. hier fachlich
Saul den fie fliehen und den fie endlich als Seol im auf dem feinem Buche zukommenden Gebiete bewegen.
Tode' finden _ was war er den Ebräern zu David's ] Eine Ueberficht des Inhalts wird jeder Vernünftige
Zeit?' Alfo Schilo, Saul und Scheol find identifch und j nach diefen Beifpielen dem Ref. erfparen; Ref., welcher
alle drei Bezeichnungen des Mehlas! Damit könnte man
im Grunde eine Kritik des Buches abfchliefsen, um fo
mehr als in buchhändlerifchen Anzeigen desfelben eben
diefe Worte als Specimen des darin Geleifteten fich
abgedruckt finden. Damit jedoch Niemand glaube, der
Verf. thue fich felbft mit diefer Vorankündigung des zu
Erwartenden Unrecht, wollen wir einige ganz beliebig
herausgegriffene Beifpiele aus der Schrift anführen, um
diefem Wahne vorzubeugen.
Um die Perfon Jelu ,kryftallifiren gleichfam alle
das ganze Buch durchgelefen hat, kann überdies ver-
fichern, dafs man damit Unmögliches fordern würde, und
darf für die Leistung an Geduld bei diefer Leetüre auf
Anerkennung rechnen bei Jedem, der eine beliebige Seite
diefer Schrift gelefen hat. Zur Abfchreckung von der-
felben glauben wir im Vorflehenden das Genügende
geleiftet zu haben. Diefe Warnung wäre kaum nöthig,
wenn nicht eine fo weit verbreitete Zeitfchrift wie das
.Ausland' ähnlichen Phantafieen des Verf. fchon früher
ihre Spalten geöffnet hätte (,Mofes und die Zehnwort-
die uralten Vorftellungen von dem fchönen Lichtgotte, ' Gefetze des Pentateuchs' Jahrg. 1874^ und der Verf. fich
der die Welt von der Herrfchaft des finftern Winters ! nicht auf die applaudirendc Aufnahme diefes .Vorläufers'
erlöft, aber doch endlich dem letzteren erliegen j feiner uns vorliegenden Schrift in der von A. de Guber-
mufs, um nach einem kurzen .Schlaf im Berge' wieder ', natis herausgegebenen Rivista Euroßca berufen könnte
verjüngt aus der Unterwelt empor zu fteigen' u. f. w. ' (Vorrede S. V).
Darum heifst er ,der vom Himmelsvatcr erzeugte . . . der t wt„:c u
s> ■ e j 1 j r * -'■'«•«- * Leipzig. vvolt Baudillin.
am .Baume hangende und von den Lanzen durchbohrte, r 0
der im Felfengrabc, im .Berge' ruhende.....der Spender j
von Brod und Wein, der Heil und Gefundheit bringende, Mendelssohn. Ludov., Senati consulta Romanorum quae
ja fogar der vom Tode erweckende Himmelsgott' (S. 39). sunt in Josephi Antiquitatibus disposuit et enarravit."
Aus der Gefchichte vom Tode Jefu entnimmt der Verf., Accedunt epimetra III. (Acta societatis philologae
dafs das Trauerfefi für den Jungen Lebensgott' im Li iensis ed. Frid. Ritfchelius. T. V. Lipsiae
Monat Xifan gefeiert wurde (S. 81). Ehfabeth, die Mutter ; * Tp„,pr • „_ >ipsiae
Johannes des Täufers, ift die urfprünglich unfruchtbare, l875, leubner p. 87-288).
erft in ihrem Alter vom Himmelsherrn befruchtete, Die römischen Senatsconsulte, welche Jofephus nebft
.Mutter des jungen Sonnengottes'. Während fie ,die anderen ähnlichen Actenftücken feiner Jüdifchen Archäo-
dunkle Phafe des Mondes vertritt', ift neben ihr Maria, logie' einverleibt hat, gehören wegen ihres urkundlichen
die Mutter Jefu, eine andere Auffaffung der weiblichen Charakters zu den intereffanteften und werthvollften
Gottheit, nämlich .gleichzeitig unfruchtbare Sommergöttin | Partien feines Werkes. Es ift nicht unwahrfcheinlich,
' als Jungfrauj und glänzend fchöner Vollmond v.tyayiTM- dafs er fie felbft nach den authentifchen Exemplaren in
tieVij Luc. i, 28]'; fie .fchweift behend über das Gebirge ! Rom copirt hat. Denn von Alters her pflegte man in
(v. 39; als Mirjam fogar mit .Pauken und Reigen' Rom Actenftücke, die ihrer Natur nach ein allgemeines
Ex. 15, 20, gerade wie Kybele und Artemis;' S. 92. Bekanntwerden erforderten, auf eherne Tafeln zu über-
Wie der Verf. etymologifch verfährt, entnehme man , tragen und diefe in den Tempeln und an andern öffent-
ausFolgenden: die Namen der Wüfte pe, der Berge *;*q liehen Orten aufzustellen. Strenge Regel war dies in
und Vi«J5 find identifch, abzuleiten von ya ,Zahn' (S. 43 f.). , Betreff der Verträge mit fremden Völkern und in Betreff
Der Verf. leiftet wirklich Unglaubliches an Nachweifungen ; der Urkunden über ertheilte Privilegien namentlich über
fprachlichcr Zufammenhänge: .Meiner Anficht nach ift Ertheilung des Bürgerrechts. Diefe ganze Claffe von
der Name Mofe( fowohl echt ebräifch, als auch echt Actenftücken wurde auf dem Capitol und zwar, wie
ägyptifchj und da ich die Hoffnung hege, ihn auch im Mommfen nachgewiefen hat, im Tempel der Fides oder
Indogermanifchen nachgewiefen zu fehen, fo würde ( deffen unmittelbarer Umgebung, zu welcher auch der
derfelbe alfo bereits auf alt-noachitifchem, wenigstens Jupitertempel gehörte, aufgestellt (Mommfen, S?d tnodi
doch auf hamito-femitifchem, Grunde ruhen' (S. 45). Die : usati da' Romani ncl cattservare c pubblicare le leggi ed i
Weisheit, welche wir fchliefslich erfahren, ift, dafs ,Mofe' j senatusconsulti, in den Annali de//' Instituto di corrispon-
zufammenhängt mit Mufe, Myfia (= Demeter oder denza archeologica T. XXX, 1858, p. 181—212, bef. p.
Artemis), ja fogar mit Myfterion! Alle diefe Wörter deuten 198—206; vgl. auch Corp. Inscr. Lat. T. I p. 112). Nachauf
das .Wandern' hin; man ftofse fich nicht etwa an dem in den Kämpfen unter Vitellius das Capitol abge-
,Myfterion', denn diefes bedeutet ja ganz offenbar den ' brannt war (7ac. Eist. III, 71 — 72), liefs Vefpafian die
Umzug (S. 48). Wer wollte nicht den Zufammenhang j dortigen Urkunden, etwa drei Taufend an Zahl, mit
mit raöt) einfetten, Hiph. = .ziehen', d. h. ,in Bewegung [ grofser Sorgfalt wiederherstellen (Suctoti. Vesp. 8). Aus
fetzen', alfo Kai = ,fich bewegen, wandern' (S. 46). diefer reichen Sammlung konnte alfo Jofephus das auf
Mofe ift die ,vom Aufgang bis zum Untergang' wandernde 1 die jüdifchen Dinge Bezügliche bequem zufammenftellen.
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