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Ausgabe:

1876 Nr. 9

Spalte:

231-238

Autor/Hrsg.:

Tischendorf, Constantinus de

Titel/Untertitel:

Novum testamentum graece 1876

Rezensent:

Bertheau, Carl

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Theologifche Literaturzeitung. 1876. Nr. 9.

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theilen, von Werth gewefen, da letztere Feftungsan-
lage mit der von Tyrus manches gemein hatte und nach
allen Anzeichen für die Kreuzfahrer von grofser Wichtigkeit
war. Wir notiren noch einige kleine Verfehen:
IVian kann nicht fagen (S. 58), dafs der Jarmuk vom
Hermon komme. Der Litany (S. 83) ift nicht mit dem
Leontcs identifch. Das Gebirge bei Antiochien, die
Nofairijekette, zählt nicht mehr zum Libanon (S. 86).
S. 107. In der Richterzeit dehnte üch die Herrfchaft der
Sidonier wenigftens bis zu den Quellen des Jordans aus
(Rieht. 18, 7). S. 161. Aus dem Hauran kommt Bafalt,
aber kein Granit. S. 227. Die Scala Tyriorum beginnt
bei Rafen-Nakura nach der Angabe des Jofephus, bell,
jitd. II, 10, 2. — Die venetianifchen Urkunden geben die
arabifchen Ortsnamen fehr oft in corrupter Form, was
die Identification nicht wenig erfchwert, z. B. Bifilie für
Bazurieh, Anderquifa für Deir Kifa. Den Ausdruck Titte
je bene parti halte ich für eine Verftümmelung von
Merdje ibn Birta. Der Verfaffer trägt da und dort die
Farben etwas zu ftark auf, wie z. B. beim Bilde von
Alexandrien; aber im Ganzen ift er dem eigenthümlichen
Wefen des Orients, foweit ich es aus eigener Anfchau-
ung beurtheilen kann, gerecht geworden.

Ufter. K. Furrer.

H xaivi] öiK-&i]Krj. Novum testamentum graece.

1. Recensuit inque usum academicum omni modo instru-
xit Constant.de Tischendorf. Editio academica
septima ad ed. VIII. criticam maiorem conformata.
Cum tabula duplici terrae sanetae. Lipsiae 1873,
Mendelssohn. (LXXII, 930 S. 16.) M. 2. —

2 Recensuit Constantinus de Tifchendorf. Editio
tertia stereotypa. Ad editionem VIII. criticam
maiorem conformata. Lipsiae 1873, B. Tauchnitz.
(XXX, 437 S. 8.) M. 2. 70.

3. Ad editionem suam VIII. criticam maiorem conforma-
vit, lectionibusque Sinaiticis et Vaticanis item Elze-
virianis instruxit Constantinus de Tifchendorf.
Lipsiae 1873, Brockhaus. (XXXII,4i9S. 8.) M.4.—

4. Ein neuer Abdruck von Nr. 1. Editio academica
octava. 1875.

Diefe vier Ausgaben des griechifchen N. T. zufam-
men anzuzeigen fcheint deshalb gerathen, weil bei der
faft ganz gleichen Aufgabe, die fie fich geftellt haben,
eine Vergleichung derfelben mit einander die Eigenthüm-
lichkeit einer jeden beffer erkennen läfst. Sie alle wollen
einen Abdruck des Textes ohne den kritifchen Apparat
aus der neuften grofsen kritifchen Ausgabe Tifchendorf
's, der von 1864 bis 1872 erfchienenen ,editio Octava
critica maior', liefern. Die vierte der genannten Ausgaben
ift ein bis auf die angegebenen Worte des Titels ganz
unveränderter Abdruck der erften, fo dafs alles, was im
folgenden von diefer gefagt wird, auch von ihr gilt. Die
drei zuerft genannten find zu Tifchendorf s Lebzeiten er-
fchienen; die Vorrede der beiden erften ift vom October
1872 und die der dritten vom Januar 1873 datirt; wie fie
fich als Ausgaben Tifchendorfs geben, fo find fie auch
wohl nicht ohne irgend eine Beauffichtigung von feiner
Seite gedruckt, wenn wir auch wohl den eigentlichen
Antrieb zu ihnen in dem Wunfche der Verleger, folche
Ausgaben zu veranftalten, zu fuchen haben; inhaltlich
neue Arbeiten Tifchendorfs liegen in ihnen felbftver-
ftändlich nicht vor.

Die oben zuerft genannte Ausgabej, die wir No. 1
nennen wollen, ift dazu beftimmt, an die Stelle des bisherigen
Separatabdruckes des griechifchen Textes aus
der Tifchendorf fchen Triglotte von 1854 zu treten. Der
bisherige Text diefer Ausgabe, der von einigen wenigen
Veränderungen abgefehen der der editio Lipsiensis se-

| cunda von 1849 war, ift im ganzen zehnmal unver-
I ändert mitteilt derfelben Stereotypen abgedruckt, auch
I noch zu einer Zeit, als die editio septima von 1859 längft
[ erfchienen war, nämlich zweimal in der Triglotte felbft,
einmal nur mit der lutherifchen Ueberfetzung, einmal
nur mit der Vulgata und fechsmal als editio academica
der gricchifche Text allein. An diefe letztern Drucke
fchliefst fich der vorliegende als 7. Ausgabe; dafs in
diefer nun der alte Text von 1849 dem neuefien Tifchendorf
fchen hat weichen müffen, wird nur zu billigen fein;
aber das war nur zu erreichen durch einen wirklichen
Neudruck. Wir haben demnach in Nr. 1 einen wirklich
neu gefetzten (und ftereotypirten) ') Druck des griechifchen
N. T. in der Geftalt und Gröfse des griechifchen
Textes in der Triglotte und zwar fo eingerichtet, dafs
die für diefen Druck hergeftellten Platten fich auch zu
einer neuen Auflage der Triglotte felbft unter Mitbenutzung
der alten Stereotypen des lateinifchen und deutschen
Textes würden verwenden laffen.

Eine ähnliche Bewandtnifs hat es mit No. 2. Die
erlle Ausgabe diefes Buches v. J. 1850 enthielt auch den
Tifchendorf fchen Text von 1849 mit nur geringen Abänderungen
; auch von diefem Druck, den der Verleger
gleichfalls stereotypirt hatte, erfchien noch im J. 1862
ein unveränderter Abdruck, bei welchem freilich
auf dem Titelblatt mit um fo weniger Berechtigung von
einem textus denuo correctus die Rede war, als nicht einmal
leicht zu verbeffernde Fehler in den Stereotypen
befeitigt waren 2); dagegen ift die nun erschienene dritte
Ausgabe eine wirklich neue Auflage, in der ein wiederum
ftereotypirter Abdruck der neueften Tifchendorf fchen
Textgeftaltung vorliegt. Dafs diefe Ausgabe fowohl für
fich allein ein ganzes bildet, als auch zusammen mit dem
Theile'fchen hebräifchen A. T. die biblia originalia Tauch-
nitiana zu bilden beftimmt ift, wird wie von den früheren
wohl auch von diefem neuen Druck gelten.

Nicht eine neue Auflage einer fchon früher erfchienenen
Ausgabe, fondern ein zum erften Mal erfcheinen-
des Werk liegt in No. 3 vor. Diefer Abdruck des mehrfach
genannten neuteftamentlichen Textes ift äufserlich
der in demfelben Verlage fchon fünfmal erfchienenen
Ausgabe der Septuaginta von Tifchendorf fehr ähnlich,
wenn gleich diefe Aehnlichkeit nicht fo völlig ift, dafs
beide Werke fich wie von felbft einander zu einer voll-
ftändigen griechifchen Bibel ergänzen. Dafs der Verleger
an eine folche Verbindung beider Werke gedacht
habe, ift freilich auch nirgends angedeutet. Dafs diefe
Ausgabe ftereotypirt fei, ift zwar nicht gefagt; es könnte
aber doch der Fall fein. —

Sehen wir uns diefe Ausgaben zunächft äufserlich
an, fo haben wir an allen dreien fchönen, deutlichen
Druck, reines Papier und überhaupt die ganze Aus-
ftattung zu loben. Bei No. 1 und No. 3, welche in derfelben
Officin gedruckt find, Rheinen auch diefelbcn
Lettern verwandt zu fein ; diefe find kleiner, als die in
No. 2 zur Anwendung gekommenen. Durchweg find bei
den Buchstaben C G $ (ftatt 1 Ii tf) die jetzt üblichen
Formen angewandt, was in der editio VIII. crit. maior
(und ebenso in der ed. VIII. crit. minor, foweit diefe
erfchienen ift) noch nicht der Fall ift; das C u. G
haben in No. 2 unferes Erachtens freilich eine wenig
fchöne Form, die zu den fonft befonders gefälligen Typen
nicht recht pafst, wie das gleich auf der erften Seite,
auf der diefe Buchftaben oft vorkommen, bemerklich
wird. Dafs im übrigen Orthographie und Interpunc-
tion der neuerdings von Tifchendorf beliebten Weife,
die ja auch im Vergleich mit feiner früheren manches
für fich haben mag, entfprechen, braucht kaum erwähnt
zu werden.

Während nun aber der Text der vorletzten grofsen
kritifchen Ausgabe Tifchendorfs, der editio septima, wie
er fie bezeichnete, die im Jahre 1859 vollendet wurde,
und neben welcher eine den gelehrten Apparat nur im