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Ausgabe:

1876 Nr. 9

Spalte:

230-231

Autor/Hrsg.:

Prutz, Hans

Titel/Untertitel:

Aus Phönizien. Geographische Skizzen und historische Studien 1876

Rezensent:

Furrer, Konrad

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229

Theologifche Literaturzeitung. 1876. Nr. 9.

230

,Du bift noch nicht 50 Jahr alt' zu folgern weifs, dafs Jefus

damals ungefähr 49 Jahr alt gewefen fein muffe. So werden 515 begann. Dies foll jetzt bewiefen werden". Den ergötz

wir denn S. 116 belehrt, dafs die aus dogmatifchen Gründen
gefchehenen Fälfchungen (wie das Geburtsjahr Jefu,
fo ift auch die Zahl von 480 Jahren in 1 Könige 6, 1
einfach ,verfälfcht') fämmtlich aus der Bibel entfernt werden
follten. Unfer Staunen, dafs das die Forderung
einer rückfichtsvollen, aber unparteiifchen Kritik' fein

der bewegten Zeit, welche mit der Statthalterfchaft Esra's

liehen .Beweis' wolle der Lefer im Buche felbft nach-
lefen ; die Phantafie des Verfaffers weifs Sacharja's Nacht-
gcfichte zu verwerthen, fo dafs z. B. die Fluchrolle fich
auf des Statthalters Esra Verordnung wider die fremden
Weiber bezieht, während das Haus im Lande Sinear
(Sach. 5, 11) offenbar der Tempel zu Gerizim in Sama-

foll, verringert fich, wenn wir bedenken, dafs Erneft de I rien ift. Mit dem immerwährenden Pricftcrthume (Jer. 35,
B. zu London 1867 herausgab: Keys of Saint Peter: or, 18 f.) des Stammvaters der Rechabiten oder Keniter be-
the house of Rethab, connected tuit/i the History of Symbolism . fchäftigt fich (S. 78) der HO. Pfalm, welcher ,die Deutung
&■ Idolatry, dann 1870 zu Berlin den erften Band des I zuläfst, dafs derfelbe von einem David'fchen Nachkom-
grofsen Werkes: ,Die Einheit der Religionen im Zufam- [ men, alfo von einem Keniter, Nicht-Hebräer oder Frem-
nienhange mit den Völkerwanderungen der Urzeit und j den, zur Zeit der Rückkehr aus Babylon verfafst worden
der Geheimlehre'. Ebenfo beruhigend wirkt der Anfang , fei', denn (S. 79) ,der verheifsene Meffias, als Sohn Da-
des Vorwortes: „Der Veröffentlichung der beiden Schlufs- , vid's, follte ein Nicht-Hebräer, ein Fremder in Ifrael fein',
bände der .Einheit der Religionen', wovon das Manufcript Wer es wahrfcheinlich findet (S. HO), ,dafs Abraham
druckfertig vorliegt, mufsten drei kleinere Werke vor- Damaskus eroberte und dafelbft bald nach feinem Aushergehen
, welche faft gleichzeitig werden ausgegeben j zuge aus Mefopotamien herrfchte', wird auch fchwerlich
werden können. Das vorliegende Werk bezieht fich auf j Anftofs nehmen an (S. 106) ,dem gefchichtlichen Nach-
die übereinftimmenden Zeitrechnungen der Babylonier, weife, dafs im Jahre 42 Petrus die Kirche zu Rom grün-
Affyrer, Aegypter und Hebräer. Ein zweiter Band hat dete'. Mir aber gereicht dies Buch, deffen Beurtheilung
den Titel: ,Die Plejaden und der Thierkreis, verbunden ich nicht gefucht habe, von Anfang bis zu Ende, wie ich
mit den Mythologien und Religionen aller Völker'. Es um der Wahrhaftigkeit willen offen bekennen mufs,
gilt zu beweifen, dafs der älteften Sonnen-Zeitrechnung zum ftärkften Anftofs; ja, ich meine, dafs ein Schrift-
und Symbolik eine genaue Sternen-Zeitrechnung vorher- fteller, mag er perfönlich noch fo achtungswerth fein,
gegangen ift, welche zu einem Mond-Thierkreis führte, j der folche namenlofe Thorheiten vorbringt, wie fie in
Ein dritter Band handelt von dem .Symbol des Kreuzes | diefem Schriftchen uns auf Schritt und Tritt begegnen,

bei allen Nationen'. Jefus hat fich nur auf die vorchrift
liehe Symbolik des Kreuzes bezogen, als dem *) Sinnbild
göttlicher Erleuchtung".

Um zu zeigen, dafs das mir vorliegende Buch wirklich
unter aller Kritik ift, werde ich doch einige Einfälle
des Verfaffers mittheilen; ihre Fülle ift fo grofs, dafs die
Auswahl lieh auf wenige Beifpiele befchränken mufs.
Nach S. 28 .verdanken die Jehoviftifchen und die Elo-
hiftifchen Abfchnitte in der Genefis ihren Urfprung dem
Volks-Dualismus in Ifrael, und zwar fo, dafs der Elohift
mit den Indiern und Babyloniern, der Jchovift mit den
Iraniern und Medo-Affyrern zu verbinden ift'. Der Ver-
faffer beweift auf feine Art S. 75 ff., „dafs das erfte Purimfeft
im Jahre 510 ftattfand. Die Haupt-Eireignifse
während der Jahre 536—510 find folgende: Erlte Ka

allen Anfpruch darauf verwirkt hat, in wiffenfehaftlichen
Dingen überhaupt noch gehört zu werden.

Bonn. Ad. Kamphaufen.

Prutz, Doc. Dr. Hans, Aus Phönizien. Geographifche
Skizzen und hiftorifchc Studien. Leipzig 1876, Brockhaus
, f XXXIII, 418 S. m. 4 lith. Kartenfkizzen und
1 lith. Plan. gr. 8.) M. 8. —

Diefes Buch verdient vorzüglich darum eine Be-
fprechung in einer theologifchen Zeitfchrift, weil es in
klarer und anfehaulicher Weife Gefchichte und Topographie
der in Bibel und Kirchcngefchichte vielgenannten
Stadt Tyrus darftellt. Auch mehrere warm und lebendig
rawa n e von Baby Ion n ach Jerufal em 536. Grund- 1 empfundene Stimmungsbilder der paläftinenfifchen Land-

legung des Tempels und der Mauern um 534 unter Seru- fchaft wird der Bibelforfcher dankbar begrüfsen. Des Ver-

babel und Jofua. Nehemia gegenwärtig, aber nicht Esra.
Zweite Karawane 520—516. Darius Hystaspes, der
zweite .Artaxerxes' oder König der Arier, erneuert das
Edict des Cyrus. Mit Hülfe der Samariter wird der Bau
des Tempels beendigt und derfelbe eingeweiht im
70. Jahre nach der Zerftörung des Tempels 516. Am
erften Tage des fiebenten Monats lieft Esra das Gefetz
vor. Mit Nehemia wird ein Bündnifs gefchloffen, es
herrfcht Friede und Eintracht. Esra und das Purim
515 — 510. Im Jahre 515 wird Esra als Statthalter nach
Jerufalem gefchickt, an die Stelle des feit der Einweihung
nicht genannten Serubabel, und mit Vollmacht, über
Leben und Tod zu entfeheiden. Die Ereignifse, aufweiche
fich die Gründung des Purim-Gedächtnifsfeftes bezogen,
fanden ftatt zwifchen der friedlichen Tempelweihe 516 und

faffers eigentliche Domäne aber ift die Gefchichte der
Kreuzzüge, die, wie er überzeugend nachweift, ohne
Kenntnifs der localen nicht genügend verftanden werden
kann. Noch fehlt es an einer umfaffenden hiftorifch-
topographifchen Befchreibung des mittelalterlichen Palä-
ftina, noch find zahlreiche Burgen, Dörfer und Meierhöfe,
die in den zeitgenöffifchen Urkunden genannt werden
nicht nachgewiefen, fo werthvoll dies auch für Aufhellung
mancher Räthfel der biblifchen Geographie fein
würde, da fich die uralten Ortsnamen mit wunderbarer
Zähigkeit dort zu Lande erhalten haben. Aber der
Verfaffer liefert zur Löfung diefer Aufgabe werthvolle
Beiträge. Wenn wir die Menge von einträglichen Be-
fitz ungen Venedigs in Obergaliläa lefen, werden wir lebhaft
an die Schilderungen, die Jofephus von diefer Land-
fchaft gegeben, erinnert. Die Fertigkeit des mittelalter-
. _ . . . „ ,. , - .. ... ... „ ,, ,, . ,,„„. ( liehen Tyrus, fein reichbelebter Markt erinnern an alt-

') Der I.cfer wo le chefen Dativ nicht für einen Druckfehler halten, :/V_.1j4:/.L er •. tv u l.. j t c a 1

vgl. S. 22: 'führen auf das Jahr 763 als dem Jahre der Thronbefteigung', I f^^ff6 fy*™: Doch macht es der Verfaffer wahr-

S?3o: .durch den Presbyter Orofius, dem Freunde des Hieronymus', j lcnetnlicil, dafs fchon in den erften Jahrhunderten nach

s! 66: ,'durch das Jahr 1563 als dem Jahre des Auszuges der Hebräer'. Chr. ein grofser Theil der eillftigcn Phöniziercapitale mit

Ich erwähne nur noch .Bagofes mit feinen Streitmachten' (S. 86) und Tempeln und Paläften in's Meer gefunken. Auch über
die mehrere Jahre gedauerte Schätzung' (S. 93). D« f*« Sidon, Beirut, Baalbek, Damascus verbreitet fich das

mehr recht mächtig, thäte der Verfafier, wenn es ihm nun einmal mit ,____' , _ f'u:--n„,a„ll„„„ a, , • b

mehr recht mächtig, .

dem Bücherfchreiben nicht anders ergeht als Ewald mit feinen Reichs
lagsreden, vielleicht doch beffer, fich in Zukunft ausfchliefslich der eng-
lifcnen Sprache zu bedienen, zumal da dem Dilettantismus, wie mehr als

__ - * . _ _ _____ * . ■ ^ -i . • n TT*___dar Vlf.

Buch in kurzer, aber farbiger Darfteilung. Alexandrien
ift wie im Flug berührt. Schade, dafs der Verfaffer den
Kiepert'fchen Plan vom alten Alexandrien (f. Zeitfchrift

»«•www •■piucui. t,u ucuiciivii,-------—------------- ' - W'f ----'*"»vu J. » w»»- —--------— """-'i iv-ll II, *iu AJ

Eine fchriftflellcrnde Mifs beweift, in den fchwierigften Fragen det W. . der Qefellfchaft für Erdkunde ZU Berlin, Bd 71 nicht Pe-
fenfehaft jenfeit des Kanals mehr Spielraum geftattet zu fein Rheint, als ; . , „, f ■ ■ y , 'J Sc

wir diefem fchädlichen, wenn auch noch fo gut gemeinten Treiben ,n kannt hat. Ebenfo wäre eine Verarbeitung deffen, was
Deutfchland gerne zugeftehen möchten. 1 dle quarterly Statements 1873 und 74 über Athlit mit.

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