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Ausgabe: | 1876 Nr. 7 |
Spalte: | 179-183 |
Autor/Hrsg.: | Field, Frider. |
Titel/Untertitel: | Origenis Hexaplorum quae supersunt; sive veterum interpretum graecorum in totum Vetus Testamentum fragmenta 1876 |
Rezensent: | Nestle, Eberhard |
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Theologifche Literaturzeitung. 1876. Nr. 7.
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und die mit folcher Genauigkeit gefetzten kritifchen
Zeichen des Origenes im Septuagintatext felbft. Bekanntlich
ift die hier erhaltene fyrifche Verfion von dem mo-
nophyfitifchen Bifchof Paul von Telia in den Jahren
616 und 17 in Alexandrien im Auftrag des Patriarchen
Athanafius von Antiochien gemacht, und find derfelben,
wie aus dem erhaltenen Texte und den Noten am Ende
mehrerer Bücher hervorgeht, die beften Septuaginta-Hdss.
zu Grunde gelegt worden, d. h. folche die von Eufe-
bius und Pamphylus aus dem Original der Hexapla
entnommen waren und die kritifchen Zeichen beibehalten
hatten, während fchon in der Zeit des Hieronymus
durch Weglaffen derfelben in den meiften Hdss. die
gröfste Verwirrung angerichtet war. Die von Mafius
angeführte Note, die der Parifer Hds. hinter II Reg.,
ferner die Noten in den Londoner Hdss. am Ende von
Exodus, Jofua, Ruth und I. Reg., endlich die des Am-
brofianus am Ende der Proverbien und des Jefajas be-
weifen, dafs Paul verfchiedene griech. Hdss. benützt
hat; foviel wir aber durch Vergleichung feines Textes
mit noch vorhandenen griechifchen Codd. ermitteln
können, ift von denfelben keine einzige mehr vorhanden.
Auch der berühmte Codex Marchalianus, der am Schlufs
des Jefaja und Ezechiel ganz ähnliche Noten hat, ift
keine derfelben, fteht aber mit ihnen ebenfo wie Cod.
Chifianus (87. bei Holmes) und Barberinns (86) in nächfter
Verwandtschaft. Dafs auch der Sinaiticus zu diefen gehört
, wird durch die Noten des Frid. Aug. zu Efther und
Efra II bewiefen, aber freilich, er ift wie der Alexandrinus
einer von denen, in welchen nach Hieronymus Jcrip-
torum negligentia virgulis et aßeriscis Jubtractis dißinetio
univerfa confunditur. — Sollen wir noch ein Wort fagen
über den Gebrauch, der von diefer fyrifchen Hexapla
für eine zukünftige kritifche Ausgabe der Septuaginta
zu machen ift, fo thun wir das am beften wieder mit den
Worten des Hieronymus: Vis amator effe verus LXX
Inlerpretum, non legas ea, quae fub aßerifeis Juni [oder effe
debent], imo rade de voluminibus. Ehe aus den krypto-
hexaplarifchen Hdss. (diefen Namen möchten wir der Kürze
wegen für Hdss. wie A vorfchlagen) die Theodotianifchen
Bruchftücke, die fich jetzt als Septuagintatext geben, ausge-
fchieden find, was eben mit Hilfe der echt hexaplarifchen
Codd., fyrifchen wie griech., zu gefchehen hat, ift es thöricht
eine Vergleichung von Lesarten anzuflehen, und den
kritifchen Apparat mit unnöthigem Ballaft zu befchweren;
dies ift aber bisher von allen Herausgebern gefchehen.
Man nehme aber nur einmal z. B. Tifchendorf's Ausgabe
und ftreiche von den Lesarten des A, was fich mit Hilfe
der fyr. Hexapla als origeniftifches Einfchiebfel aus Theo-
dotion kund gibt, und man wird finden 1.) wie mehr
als zwei Drittel der Varianten gänzlich wegfallen; 2.) die
übrigbleibenden faft nur noch grammaticalifche Formen
und ähnliches betreffen; und 3.) der Codex Vaticanus
immer glänzender als die aller künftigen Septuaginta-
kritik zu Grunde zu legende Hds. heraustritt. Mit Hilfe
der fyrifchen Hexapla und des Vaticanus läfst fich der
Septuagintatext aus der Zeit kurz vor Origenes feft-
ftellen; höher hinauf werden wir nicht mit Sicherheit
kommen. Die fyrifche Hexapla ift nun wenigftens für
die Hälfte des A. T.'s ficher gegeben; hoffen wir, dafs
die Vollendung der Herausgabe des Vaticanus nicht
mehr zu lange auf fich warten läfst.
London. Dr. E. Neftle.
Field, Frider., AA. M. etc., Origenis Hexaplorum quae
supersunt; sive veterum interpretum graecorum in
totum Vetus Testamentum fragmenta. Post Flami-
nium Nobilium, Drusium et Montefalconium, adhibita
etiam versione syro-hexaplari, concinnavit, emendavit,
et multis partibus auxit. Tomus I: Prolegomena, Genesis
— Esther (CI, 806 S. 4.). Tomus II: Iobus —
Malachias, Auctarium et Indices (1036, 77 S. 4.).
Oxonii 1875, e typographeo Clarendoniano. (Londini,
apud Alexandrum Macmillan.)
Nach iojähriger Arbeit ift es dem Veranftalter diefer
neuen Hexapla-Ausgabe vergönnt gewefen, fein Werk
abzufchliefsen. Vom Sept. 1874 ift die Vorrede datirt;
im Sept. 1864 hatte Field die Proposais for Publishing by
subscription Origenis Hexaplorum quae supersunt ausgehen
laffen, nachdem sein im Monat zuvor ausgegebenes Otium
Norvicense sive Tentamen de Reliquiis Aquilae, Symmachi,
Theodotionis e lingua syriaca in graecam convertendis den
Beweis geliefert hatte, dafs er der rechte Mann für diefe
Aufgabe fei. Noch glänzender ift diefer Beweis durch
das nun abgefchloffene Werk gegeben, das in 5 Theilen
von 1867—75 erfchienen ift. Der Unficherheit einer Sub-
feriptionsausgabe wurde dadurch vorgebeugt, dafs die
Directoren der Oxforder Univerfitäts - Preffe in dankens-
werther Weife fämmtliche Korten der Herausgabe übernahmen
; und fo erfchien 1867 Iobus — Canticum, 1868
Jes., Jer. u. Threni, 1870 Ezech., Dan. u. die 12 kleinen
Propheten. Der Pentateuch, als erfter Theil des erften
Bandes folgte 1871 und im vorigen Jahre wurde deffen
zweiter Theil, Proleg., Jofua—Efther, Auctarium et Indices
ausgegeben. (Das innere Titelblatt diefes Theils hat die
Jahreszahl 1874, der Umfchlagstitel 1875 und diefes Jahr
geben auch die Gefammt-Titel beider Bände). Ein Werk
nach IO Jahren vollendet zu fehen, mufs für jeden Gelehrten
eine Freude fein, wenn wir aber aus dem in der
Vorrede gegebenen Lebensabrifs des Verfaffers fehen,
dafs derfelbe bei Uebernahme desfelben fchon im 65ften
Lebensjahr geftanden, und heuer das 75fte zurücklegt, fo
können wir ihm und uns nur Glück wünfehen, dafs ihm
die Vollendung vergönnt war, und hoffen, dafs er noch
lange fein Otium Norvicense in Ehren geniefsen und auch
den weitern Wunfeh feines Lebens noch erfüllt fehen
möge, dafs nun jüngere Kräfte auf den von ihm geebneten
Pfade weiter arbeiten werden.
Seit Montfaucon die hexaplarifchen Fragmente ge-
fammelt hatte (1713), waren wefentlich zwei neue Quellen
und Fundftätten folcher Ueberrefte zugänglich gemacht
worden, nämlich in der grofsen Holmes-Parfons'fchen
Varianten-Sammlung (1798—1827) und in der syrifch-
hexaplarifchen Ueberfetzung des Bifchofs Paul von
Tela; beide konnten aber nur mit Vorficht, und die
letztere insbefondere nur von einem Manne benützt werden
, der die gründlichfte Kenntnifs des Griechifchen mit
einer eben folchen des Syrifchen verband; dafs Field
diefe befeffen, zeigt dem, der felber des Syrifchen einiger-
mafsen kundig dasfelbe in das griechifche Original zu-
rückzuüberfetzen verfucht, jede Seite des vorliegenden
Werks; und wieviel er aus diefer Quelle gefchöpft hat,
kann jeder aus dem Umfang feiner Hexapla und einer
Vergleichung derfelben mit Montfaucon entnehmen. Wie
letzterer hat er auch eine ausführliche Einleitung voraus-
gefchickt, in welcher alle die griechifchen Ueberfetzer
betreffenden Fragen in 11 Capiteln eingehend befprochen
und foweit möglich beantwortet werden. Manches neue
ift daraus für die ,ATlichen Einleitungen' zu entnehmen,
die ihre Abfchnitte über Septuaginta und Hexapla mm
aus Field zu ergänzen refp. zu verbeffern haben werden.
Im erften Capitel {de Hexaplorum variis nominibus) erhalten
wir als neue Namen Pentapla {jievrKoii.ibor im
Cod. March.) und Heptapla (im Syr. zu 4. Reg. 16,2 und
in der Unterfchrift), während ,Enneapla' nirgends aufgefunden
wurde. Dafs Pentapla bis Octapla nur verfchiedene
Namen für ein und dasfelbe gewöhnlich Hexapla
genannte Werk find, ift ficher; nach unferer Anficht hat
Field aber auch darin Recht, dafs die davon verfchiedenen
Tetrapia die fpätere Bearbeitung find (fo trotz Epiphanias
LXIV, 3), und fchliefst ebenfo mit Recht aus
TtQdg ncülov in Eufeb. Hiß. VI, 16 (die Stelle kommt in
allen ATlichen Einleitungen vor), dafs der alexandrinifche