12.02.2014

Bericht über die Sondertagung des Dietrich-Bonhoeffer-Vereins in Kooperation mit der Ev. Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in Stuttgart Weilimdorf vom 31.01.–02.02.2014

Im Jahre 2012 wurde Alexander Schmorell von seiner orthodoxen Kirche als Neumärtyrer heiliggesprochen. Wenn ein Mann auf diese Weise geehrt wird, der als Mitglied der »Weißen Rose« wie die Geschwister Scholl 1943 vom NS-Staat hingerichtet wurde, dann lohnt es sich nachzuforschen, wie überhaupt Männer und Frauen des Widerstands ihre Kraft im christlichen Glauben fanden und was uns heute dazu befähigen kann, gegen neue Herausforderungen von rechts gewappnet zu sein.

Glaube – Liebe – Widerstand – Zivilcourage. Der Kampf gegen den Rechtsextremismus aus christlicher Verantwortung
Unter diesem Motto stand die Tagung, zu der sich am 31. Januar – 2. Februar 2014 der Dietrich-Bonhoeffer-Verein Berlin und die Ev. Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in Stuttgart-Weilimdorf zusammengetan hatten. Zwei Vorträge führten zunächst in die Geschichte. Dietrich Bonhoeffer, Theologe und Widerstandskämpfer, kam durch seine Lebenserfahrungen in und mit der Kirche zu der Überzeugung, dass der Christ dem Humanum schlechthin verpflichtet ist und sich so in einer Bundesgenossenschaft mit verschiedenen Menschen zum Widerstand gegen das Böse zusammenschließen kann. Die Mitglieder der »Weißen Rose« waren verbunden durch ihre tiefe christlich-europäische Bildung und durch viele Erfahrungen mit den Grausamkeiten des NS-Regimes. Ihr Kreis war ein Beispiel gelebter Ökumene.

Als Überleitung zur Gegenwart folgte eine hochkarätig besetzte Podiumsdiskussion unter dem Thema:

»Sind wir auf dem rechten Auge blind?« Die aktuelle Diskussion über den Rechtsextremismus heute
Ein Impulsreferat bot dabei einen dichten Einblick in das Erscheinungsbild, die Strategien und den Einfluss rechtsextremer Gruppen: Demokratie-Distanz, verstärkt durch die zunehmende Kluft zwischen Arm und Reich, dringt bis tief in die Mitte der Gesellschaft und ist der beste Nährboden für Rechtsradikalismus.
In einer der sich anschließenden Arbeitsgruppen zeigten zwei Vertreter des Stuttgarter Staatsschutzes zunächst an mitgebrachten Beispielen die vielfältigen, zum Teil sehr kleinen Erkennungszeichen und die kulturellen Vorlieben der rechten Szene. Danach berichteten sie von den Ausstiegshilfen, mit denen sie immer wieder Erfolg haben. Die Zuhörer waren beeindruckt von der Kompetenz und dem Engagement der beiden jungen Referenten.

Ein Theaterstück mit dem Thema der Tagung schloss den Samstag ab, verfasst von Brigitte Hube-Hosfeld und mit einer Berliner Theatergruppe zur Aufführung gebracht: Auf eine Leinwand werden die verschiedensten Bilder, zum Beispiel aus Hitler-Reden oder aus Bonhoeffers Leben, projiziert. Davor sprechen und spielen drei Schauspieler Zitate von Bonhoeffer und verschränken sie mit Texten aus dem verbrecherischen Denken des Dritten Reiches.

Am Sonntagmorgen schlossen ein Gottesdienst und ein Nachgespräch zur Auswertung des Gehörten und Erlebten die Tagung ab. Ungefähr 100 Teilnehmer, viele auch von außerhalb Stuttgarts, hatten teilgenommen.

Und was kann man im Augenblick tun? Für die Teilnahme an der Europawahl im Frühjahr werben! Es gibt Befürchtungen, dass, auch durch Parteien in den umliegenden Staaten, rechte Gruppen bis zu 20 Prozent der Stimmen gewinnen könnten.

Zum Schluss seien die Referenten dieser begeisternden Tagung genannt:
Dr. Karl Martin (Theologe, dbv Berlin), zu Bonhoeffer
Dr. Detlef Bald (Historiker und Publizist), zur »Weißen Rose«
Dr. Thomas Seiterich (Publik-Forum), Moderation der Podiumsdiskussion
Dr. Thomas Bryant (Polis), Podiumsdiskussion, Impulsreferat
Robin Brodt (Team meX), Podiumsdiskussion
Martin Lang (Dezernat Staatsschutz) , Podiumsdiskussion, Arbeitskreis
Stefan Brückner (Beratungsnetzwerk), Podiumsdiskussion, Sonntagspredigt

Verfasserin des Tagungsberichts: Eva Popp


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