Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Juni/1997

Spalte:

539 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Eidevall, Göran

Titel/Untertitel:

Grapes in the Desert. Metaphors, Models, and Themes in Hosea 4–14.

Verlag:

Stockholm: Almqvist & Wiksell 1996. 274 S. 8°. = Coniectanea Biblica, Old Testament Series, 43. Geb. SEK 192.00 ISBN 91-22-01709-7

Rezensent:

Heinz-Dieter Neef

Die Prophetenforschung hat in den letzten Jahren verstärkt nach der Bildsprache der Propheten gefragt. Diese Forschungsrichtung zeigt auch am Hoseabuch verstärkt Interesse. Als jüngste deutschsprachige Monographie sei dabei auf die Arbeit von Brigitte Seifert, Metaphorisches Reden von Gott im Hoseabuch, FRLANT 166, Göttingen 1996, 285 S., verwiesen. In diese Forschungsrichtung ist das Buch von G. Eidevall einzuordnen. Der Vf. untersucht in seiner Monographie die Bildsprache des Hoseabuches Kap. 4-14. Er beschränkt sich in seiner Untersuchung auf Kap. 4-14, da er Kap. 1-3 als eine von 4-14 deutlich unterschiedene Sammlung ansieht. Kap. 4-14 würdigt er als eine durch viele lexikalische, thematische und metaphorische Beziehungen miteinander verbundene kunstvoll gestaltete Sammlung (1.1., 3-10). Methodisch läßt sich der Vf. von der Herausarbeitung des literarischen und situativen, d. h. historischen Kontextes von Kap. 4-14 sowie dem Vergleich mit metaphorischer Rede bei Amos, Jesaja, Micha und Jeremia leiten (1.2, 11-18).

Der Vf. widmet sich ausführlich den theoretischen Aspekten der Rede von Metaphern, indem er die Positionen von I. Richards, M. Black, N. Goodman, P. Ric¦ur, G. Lakoff, M. Johnson und Eva Feder Kittay referiert und diskutiert. Als Resümee hält er fest, daß metaphorische Sprache abhängig vom Kontext und eine Art von Vergleich sei.

Zu ihr gehörten als Stilelemente Ironie, Metonymie, Hyperbolie und Allegorie. Ein Sonderfall metaphorischer Sprache seien die biblischen Metaphern, da sie meist dazu dienten, die Transzendenz und Heiligkeit Gottes zu beschreiben. Der Vf. beleuchtet dazu Untersuchungen zum Problem der Beziehung von Metaphertheorie und hebräischer Bibel von P. Macky, P. Porter, Claudia Camp, Carol Newsom u.a. Er kritisiert zugleich, daß neuere Untersuchungen zu den Metaphern Hoseas selten auf moderne Metaphertheorien zurückgriffen. Die Erforschung der Metaphern im Hoseabuch dient nach Meinung des Vf.s. letztlich der Entschlüsselung und dem besseren Verständnis hoseanischer Theologie (1.3-5,19-49).

Im zweiten Teil des Buches (2.1-9, 51-223) untersucht der Vf. die Metaphern in Kap. 4-14, wobei er diese in 9 Abschnitte gliedert: 4,1-5,7; 5,8-6,6; 6,7-7, 16; 8,1-9,9; 9,10-10,15; 11; 12; 13,1-14,1; 14,2-9. In den Abschnitt zu Hos 11 fügt er zwei Exkurse über "Hos 11,1-4 und die neuassyrische Prophetie" (175 f) sowie "Ähnlichkeiten zwischen Hos 11,10 f.; Jes 31; Am3" (182) ein.

Als Ergebnis der Exegese dieser 9 Abschnitte hält der Vf. fest, daß Kap. 4-14 eine große Anzahl von Metaphern aus unterschiedlichen Bereichen zeigten. Die metaphorische Sprache sei der Meteorologie (Sonne, Regen, Tau, Sturm, Hitze), der Flora (Pflanzen, Bäume), Fauna (Wilde Tiere, Löwe, Bär, Vögel), der Agrikultur (Herden, Säen, Ernten, Jagd) sowie der Alltagswelt (Familie, Sexualität) entnommen. Zudem würden die Bewohner des Landes Israel, z. T. Juda, im Singular als "collective personality" (227) angesprochen, wodurch eine Intimität eingetragen werde, die es ermögliche, die ideale Gott-Volk-Beziehung darzustellen.

Diese unterschiedlichen Natur- und Lebensbereiche unterteilt der Vf. in verschiedene Modelle: Ackerbau-Modell: Hier werde Jahwe als Bauer oder als Weinbergbesitzer dargestellt, um damit seine Fürsorge gegenüber seinem Volk zu betonen (9,10.16; 10,1 u.ö.). Eltern-Modell: Mit Hilfe dieses Modells werde in 11,1-11 die Intimität zwischen Gott und Volk dargestellt. Rechts-Modell: Jahwe erscheine hier als Prozessierender, Richter und Ankläger. Wesentliches Kennzeichen sei die anklagende, verurteilende Sprache (4,1-5,7). Bundes-Modell: Der Vf. sieht dieses Modell in enger Verbindung mit dem Rechts-Modell, da beide die apologetische Aufgabe hätten, Gottes Gericht gegen Israel zu sanktionieren (8,1-9,9). Monarchie-Modell: Im Unterschied zum Rechts- und Bundes-Modell habe dieses durch die Beschreibung Jahwes als König die Möglichkeit, die positiven und negativen Aspekte göttlichen Handelns zu beschreiben (5,14; 6,1; 11,3 u.ö.).

Der Vf. betont, daß diese Modelle nicht klar voneinander abzugrenzen seien, da sie sich sprachlich und inhaltlich überlappen würden. Als Bindeglied aller Modelle sieht er die Rede von "Gott als König". Sie sei eine "root metaphor" (232) in Hos 4-14. Weitere Bindeglieder seien die Themen: Hurerei (4,1-5,7), Herz (6,7-7,16), Arbeit (8,1-9,9), Liebe (9,10-10,15; 14,2-9), Gotteserkenntnis, Hingabe, Heilen, Umkehr, Fruchtbarkeit, Fluch, Kultkritik. Kennzeichnend sei nicht zuletzt die Polarität der Themen in Hos 4-14: Wildnis oder Paradies, Fruchtbarkeit oder Unfruchtbarkeit, Fülle oder Mangel (3.1-4, 225-252).

Der Vf. leistet mit seiner Monographie einen wichtigen Beitrag zur Bildsprache des Hoseabuches. Durch die eindrückliche Herausarbeitung der Metaphorik von Hos 4-14 gelingt es ihm, die Vorstellungswelt, Theologie und Anthropologie dieser Kapitel zu erhellen. Er tut dies, indem er sich auf sorgfältige Weise der Texte annimmt, um nach ihrer sprachlichen und inhaltlichen Form zu fragen.

Seine Auseinandersetzung mit der aktuellen wissenschaftlichen Diskussion zur Metapherntheorie sowie zum Hoseabuch dokumentiert, daß der Vf. auf der Höhe der Hoseaforschung steht. Der Vf. bleibt bei seinen Exegesen streng an seinem Thema, was zur Folge hat, daß die Fragen nach der Redaktion und der historischen Einordnung der Texte eine eher beiläufige Rolle spielen.

Als Ergänzung zur These des Vf.s, die Rede von "Gott als König" sei die Grundmetapher in Hos 4-14, sei angefragt, ob nicht auch die Rede vom "Erwählen und Finden Israels durch Gott" als weitere "root metaphor" angesehen werden müßte. Dem Vf. gebührt für seinen wichtigen und grundlegenden Beitrag, an dem die Hoseaforschung nicht vorbeigehen darf, Anerkennung und Dank.