Recherche – Detailansicht

Ausgabe:

Februar/1999

Spalte:

137 f

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Hummel, Reinhart:

Titel/Untertitel:

Vereinigungskirche. Die Moon-Sekte im Wandel.

Verlag:

Neukirchen-Vluyn: Bahn 1998. 181 S. 8 = Reihe Apostolische Themen, 9. Kart. DM 29,80. ISBN 3-7615-4979-2.

Rezensent:

Niels-Peter Moritzen

Auf nicht ganz zweihundert Seiten eine höchst informative Darstellung dieser sehr umstrittenen neuen Religion. Das Profil der Reihe (RAT) steht für eine genaue Darstellung, die nicht von Polemik verzerrt ist, aber auch nicht wohlwollende Neutralität, sondern begründete Stellungnahme und Kritik bringt. Daraus ergibt sich im Falle der Moon-Bewegung öfters, daß die Selbstdarstellung der Moon-Bewegung und Darstellungen von Kritikern nebeneinader gestellt werden, besonders für die Frühgeschichte.

In diesem Buch ist das Besondere, daß die spürbaren Wandlungen dieser Bewegung registriert und in die Deutung einbezogen werden, und das macht die Lektüre spannender - man legt das Buch nicht zur Seite mit dem Gefühl: Mit diesem Phänomen bin ich fertig, sondern mit der Frage, wie es wohl weitergehen mag.

Die Wandlungen sind zahlreich, nicht nur in der koreanischen Frühgeschichte. Immerhin ist inzwischen recht wahrscheinlich, daß etliche ihrer Gedanken und Motive schon in anderen religiösen Gruppen in Korea nach Kriegsende in Umlauf waren, die in neuem Zusammenhang die Lehre Moons bestimmen, insbesondere die Deutung des Sündenfalls als sexuell (18 f.). Ebenso ist der Kenntnisstand zur Frage nach der Entstehung des normativen Schrifttums um ein Stück weiter geklärt (48-52) - auch hier hat es Vorstufen gegeben und gibt es verschiedene Versionen; daneben haben neuere Verlautbarungen Rev. Moons eine ähnliche Autorität - auch hier liegt also ein Wandel vor.

Man sollte auch positiv vermerken, daß die Lehre (Kap. 3, 63-92) und die Praxis (Kap. 4, 93-120) getrennt dargestellt werden, beides recht knapp, aber doch in solider Form.

Wichtig ist der Unterschied, der zwischen der Vereinigungskirche und der Vereinigungsbewegung, also zwischen voll Engagierten und partiell Engagierten zu konstatieren ist. Und aus der Vielzahl der Organisationen werden m. E. zu Recht die herausgehoben, deren Anliegen im religiösen Kern der Vereinigungskirche verankert ist: Der Kampf gegen den Kommunismus, und die Vereinigung der Religionen untereinander und von Religion und Wissenschaft. Die Polemik wird in Kap. 6 (144-171) weniger fortgeführt als zunächst einmal dargestellt, recht informativ und zugleich besonnen in der kritischen Stellungnahme.

Man muß dem Altmeister der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen für dies solide Buch aus seinem Ruhestand dankbar sein, auch weil danach etliches aus der älteren Literatur übergangen werden kann, auch das Buch des Unterzeichnenden.