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Ausgabe:

Oktober/1997

Spalte:

915 f

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Klauck, Hans-Josef

Titel/Untertitel:

Magie und Heidentum in der Apostelgeschichte des Lukas.

Verlag:

Stuttgart: Kath. Bibelwerk 1996. 147 S. gr. 8° = Stuttgarter Bibelstudien, 167. Kart. DM 39,80. ISBN 3-460-04671-6.

Rezensent:

Günter Haufe

Die sorgfältig durchgeführte Studie ist angeregt durch die vom Vf. mit Recht empfundene Analogie zwischen der Situation des Urchristentums und des heutigen europäischen Christentums angesichts einer multikulturellen und multireligiösen Gesellschaft. Diese Analogie enthält ein hermeneutisches Potential, das Beachtung verdient. Keine ntl. Schrift bietet dafür soviel Anschauungsmaterial wie die Apostelgeschichte des Lukas.

Das gilt insbesondere für die Phänomene von polytheistischem Heidentum und jüdisch-hellenistischer Magie, mit denen sich die frühchristliche Mission auseinandersetzen muß. Auch wenn das kein Zentralthema der Apg ist, so verdient es doch Interesse, welche Traditionen Lukas diesbezüglich aufgreift und in welchem Sinn er sie verarbeitet. Nach einer Betrachtung des in Apg 1 und 2 entfalteten missionarischen Programms werden die für das Thema relevanten Einzelszenen analysiert und interpretiert, von Simon Magus bis zu Paulus in Rom. Plastisch treten die verschiedenen Züge hellenistischer Volksfrömmigkeit und Philosophie hervor. Lehrreich ist, daß Lukas keine massive und frontale Kritik kennt, dafür eher Ironie und Parodie. Am heftigsten werden Simon Magus und Barjesus angegriffen.

Humanes Ethos wird auch Barbaren und Römern zugestanden. Mehrfach ist Lukas bemüht, christliche Missionare von scheinbar verwandten Gestalten der Umwelt abzuheben, zugleich aber Offenheit für philosophische Religionskritik zu signalisieren. Durchweg kritisch gesehen wird das Verhältnis von Religion und Geld. Insgesamt überwiegt eine "irenische Grundeinstellung" zur Umwelt. Anregend sind Vermutungen, die aus einer "leserorientierten Perspektive" erwachsen:

Lukas will einerseits seine Leser davon überzeugen, daß der Glaube durchaus auch vernünftig begründet werden kann, andrerseits auf die Gefahr hinweisen, daß in den Gemeinden Reste von Volksreligiosität und Magie weiterleben können. Die erzählten Modellfälle dienen der "Identitätsbildung und Stabilisierung der christlichen Leser", die im Spannungsfeld von Anknüpfung und Widerspruch, von Inkulturation und Evangelisierung erforderlich sind (138).