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Ausgabe:

November/1997

Spalte:

1052

Kategorie:

Dogmen- und Theologiegeschichte

Autor/Hrsg.:

Jaspert, Bernd

Titel/Untertitel:

Theologie und Geschichte. Gesammelte Aufsätze, 1 u. 2.

Verlag:

Frankfurt/M.-Bern-New York-Paris: Lang 1989/ 1994. 417 S. u. 486 S. 8° = Europäische Hochschulschriften. Reihe XXIII: Theologie, 369 u. 476. Kart. sFr 81.­ u. 108.­. ISBN 3-631-42076-5 u. 3-631-45888-6.

Rezensent:

Martin Petzoldt

Durch Verschulden des Rez. kommen diese beiden Bände erst sehr verspätet zur Anzeige. Der Vf., gut bekannt durch seine aktive und gut gegründete Verbindung von Themen mehrerer theologischer Teildisziplinen und seine Tätigkeitsfelder, immer bemüht, den gemeinsamen Grund allen Theologisierens im Erfahrungsmäßigen und im Sprituellen aufzusuchen, legt in diesen Bänden einen großen Reichtum an Aufsätzen, Essays, Bibliographien und Editionen vor, die durch diese Bündelung einem weiteren Leserkreis angeboten werden, der womöglich die Veröffentlichungen in einzelnen Zeitschriften und Sammelwerken nicht hinreichend zur Kenntnis nehmen konnte.

Von dem ausgebreiteten Reichtum sei weniges besonders hervorgehoben: Neben dem Abdruck der umfangreichen Bibliographie zur Deutschen Mystik (1,167-199) und der Internationalen Bibliographie zur Regula Benedicti 1971-1981 (2,57-126) stehen zunächst vor allem Beiträge zu Grundfragen und Methodenproblemen der Geschichte und der Kirchengeschichte, die gleichsam den systematischen Nexus geschichtlichen Arbeitens und Denken zu bestimmen suchen: Hermeneutik, "Krise", Dialog, Frömmigkeit und Mystik. Daneben sei auf die kirchen- bzw. theologiegeschichtlichen Fallstudien hingewiesen, an Personen (u. a. die Mystiker, Martin Luther, Martin Schalling, Gerhard Tersteegen, aber auch Dag Hammarskjöld) oder an Orten (Höxter und Corvey) oder an Sachtopoi (Frömmigkeit, Mystik) orientiert, mit denen der Vf. seine immense Detailkenntnis unter Beweis stellt. Insbesondere Bultmann, aber auch Barth, Tillich und Bonhoeffer gehören für den Vf. zu den Themengebern der Theologie des 20. Jh.s, um die sich auch einige von J.s Buchveröffentlichungen bemühen. Ausdrücklich hinzuweisen ist ­ während die neue Bonhoeffer-Werk-Ausgabe erscheint ­ auf die Textedition der Bonhoefferschen Vorlesung "Die Geschichte der systematischen Theologie des 20. Jahrhunderts" von der Hand des langjährigen Marburger Kirchenhistorikers Winfried Zeller (1911-1982) (2,337-363). In dieser Nachschrift befindet sich erstmalig der bisher nicht rekonstruierbare Anfangsteil der Vorlesung. Dort betont Bonhoeffer sogleich, es gehe in seiner Vorlesung um nichts anderes als darum, "Christus heute zu sehen". Jaspert fügt der Nachschrift, über deren editorische Prinzipien er gleich zu Anfang Auskunft gibt, die vervollständigte und alphabetisierte Liste der Literaturtitel bei, die Bonhoeffer während der Vorlesung genannt und besprochen hatte.

Den Abschluß beider Bände bilden jeweils Beiträge zur Ökumene der Religionen und zur Ökumene der Kirchen. Beeindruckend hier vor allem der Beitrag zum christlich-jüdischen Dialog "Das Kreuz Jesu als symbolische Realität" (2,407-433).

Von den zweimal 15 abgedruckten Beiträgen waren nur vier des zweiten Bandes bisher nicht im Druck erschienen, darunter die Edition der Bonhoeffer-Vorlesung. Dem Vf. gebührt Dank für diese beiden Bände.