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Ausgabe:

April/2008

Spalte:

396–397

Kategorie:

Kirchengeschichte: Neuzeit

Autor/Hrsg.:

Blaufuß, Dietrich, u. Thomas Scharf-Wrede [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Territorialkirchengeschichte. Handbuch für Landeskirchen- und Diözesangeschichte.

Verlag:

Neustadt an der Aisch: Degener & Co. 2005. XIX, 357 S. u. Ktn. gr.8° = Veröffentlichungen der Arbeitsgemeinschaft der Archive und Bibliotheken in der evangelischen Kirche, 26. Geb. EUR 29,80. ISBN 3-7686-4225-9.

Rezensent:

Ch. M.

Ein unbedarfter Leser, der ein Buch dieses Titels zur Hand nimmt, erwartet eine knappe Einleitung in methodische und materiale Fragen der Territorialkirchengeschichte, vielleicht gar eine kurzgefasste Übersicht über die Kirchengeschichte des Landes, gegliedert nach Regionen. Er findet in dieser Neubearbeitung des Handbuchs »Deutsche Landeskirchengeschichte« (Neustadt an der Aisch 1999) knappe Selbstdarstellungen der einschlägigen Vereine und Verbände, Aufzählungen von Veröffentlichungen und Tagungen sowie die Kontaktdaten samt Mailverbindungen. Die Artikel sind uneinheitlich geraten – Anhalt bieten beispielsweise nur sehr knappe Biogramme von Funktionsträgern in der »Kirchengeschichtlichen Kammer für Anhalt« mit Lebensdaten, Baden orientiert sich gar nicht an einem vorgegebenen Schema, Bayern ist ganz und gar vorbildlich, Berlin hat gar keine Biogramme – dabei dürfte es nicht sonderlich schwer sein, für »den Gründer Generalsuperintendent Ernst Hermann von Dryander« (33), der die heutige Arbeitsgemeinschaft für Berlin-Brandenburgische Kirchengeschichte gegründet hat, ein paar biographische Angaben zusammenzubringen: B. Andresen, Ernst von Dryander. Eine biographische Studie, AKG 63, Berlin-New York 1995. Dann würde auch auffallen, dass Dryander den Verein gerade einmal sechs Wochen als Generalsuperintendent der Kurmark leitete, weil er dann dieses kirchliche Amt niederlegte. Natürlich lohnte beispielsweise auch Nikolaus Müller, erster Herausgeber des JBrKG und Kirchenhistoriker an der Berliner Fakultät, mindestens ein knappes Biogramm. Eine ganze Anzahl von Biogrammen findet sich dagegen in der Rubrik Niedersachsen (73–78); in der Rubrik Thüringen vermisst man beispielsweise den langjährigen Geschäftsführer und Jenaer Kirchenhistoriker Joachim Schüffler. Die Abschnitte pendeln zwischen schlichten Aufzählungen und einer präzisen Nachzeichnung einer Verbandsgeschichte im Kontext bestimmter allgemeiner Entwicklungen. Letzteres beispielsweise im Beitrag von Norbert Buske über Pommern (84–101). Ein Personenregister rundet den Band ab, zwei Karten sind beigegeben – während die katholische Karte immerhin regionale Gliederungen von Dekanaten zeigt, bietet die evangelische nur die großen Flächen der Landeskirchen ohne jede Untergliederung, selbst die Stadt mit dem Sitz der Leitung fehlt. Gibt es denn wirklich keine territorialgeschichtlichen Interessen angemessenere Karte der EKD? Das Buch ist zweifelsohne verdienstvoll, aber die Herausgeber sollten eine weitere Auflage vorlegen, den Titel präzisieren, größere Einheitlichkeit anstreben und ihre Autoren etwas stärker auf gemeinsame Prinzipien verpflichten.