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Ausgabe:

April/2008

Spalte:

393–394

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Steinmetz, Karl-Heinz

Titel/Untertitel:

Mystische Erfahrung und mystisches Wissen in den mittelenglischen Cloudtexten.

Verlag:

Berlin: Akademie Verlag 2005. 309 S. gr.8° = Münchener Universitätsschriften. Veröffentlichungen des Grabmann-Institutes, 50. Geb. EUR 64,80. ISBN 3-05-004011-4.

Rezensent:

Ch. M.

Die Münchener Dissertation des Jahres 2002 entstand im Kontext eines Graduiertenkollegs, das sich mit dem Erfahrungsbegriff beschäftigt. Entsprechend wird zu Beginn knapp definiert, was S. unter »mystische[r] Erfahrung« zu verstehen gedenkt (17–20), und das so präzisierte Begriffsinstrumentarium auf sieben anonym überlieferte volkssprachliche, d. h. mittelenglische Schriften angewendet, die in der Forschung als »Cloud-Gruppe« bezeichnet werden (in deutschen Übersetzungen gern: »die Wolke des Nichtwissens«) und vermutlich in den North-East-Midlands im letzten Viertel des 14. Jh.s entstanden. Der studierte Autor der sieben Texte rezipierte patristische, scholastische und sog. mönchstheologische Texte (Details: 12–17). S. zeigt nun, dass der anonyme Verfasser der Textgruppe einen Rahmen mystischen Wissens voraussetzt, in dem die Relationen zwischen trinitarischem Schöpfer und seinem Ge­schöpf als rationes aeternae gedacht werden (26–30) und insofern das »Geschöpf auf ontischer Ebene schon immer mit Gott eins ist« (264). Da die Seele mit Augustin und Hugo von St. Victor als imago trinitatis verstanden wird, kann aus den berühmten augustinischen Ternaren insbesondere dem Willen besondere Aufmerksamkeit zugewendet werden; dem affectus wird die zentrale Rolle beim Aufstieg zu Gott zugewiesen (40–87). In ähnlich präziser Weise zeichnet S. die Bedeutung von Sünde, Gnade und Gebet für die mystische Kontemplation und ihr Ziel, die Einigungserfahrung, nach. Ein Personenregister schließt seine Arbeit ab.