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Ausgabe:

April/2008

Spalte:

383–384

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Skreslet, Stanley H.

Titel/Untertitel:

Picturing Christian Witness. New Testament Images of Disciples in Mission.

Verlag:

Grand Rapids-Cambridge: Eerdmans 2006. XV, 263 S. m. Abb. u. 8 Tafeln. gr.8°. Kart. US$ 25,00. ISBN 978-0-8028-2956-6.

Rezensent:

Christoph Stenschke

Nachdem das Thema Mission in den Bibelwissenschaften viele Jahre stiefmütterlich behandelt wurde, sind im vergangenen Jahrzehnt an die 15 Monographien zu verschiedenen Aspekten der urchristlichen Mission erschienen, darunter umfassende Darstellungen (z. B. E. J. Schnabel, Die urchristliche Mission, Wuppertal-Zürich: R. Brockhaus 2002).
In der vorliegenden Monographie untersucht der amerikanische Missiologe Skreslet (Union Theological Seminary) die Bilder, die im Neuen Testament für die Ausbreitung des christlichen Glaubens verwandt werden. Zunächst beschreibt S. das Verhältnis von verwandten Bildern und Missionsverständnis (»Images and Mission», 1–36). Es geht um den Einfluss von Bildern auf die Missionsarbeit der Vergangenheit (»… the kinds of images that typically enjoyed wide support through the course of the modern mission­ary movement«, 18), die Funktion dieser Bilder »as motivators and as interpretive constructs« (18) und die Notwendigkeit, neue Bilder für die Glaubensvermittlung zu finden (Darstellung und Würdigung der Vorschläge von S. Bevans, D. E. Messer und B. F. Gannaway). S. beschreibt die neueren Studien zur Mission im Neuen Testament und sein Vorgehen bei der Rückbesinnung auf die Bilder und Begriffe des Neuen Testaments.
Die folgenden Abschnitte gelten einzelnen Bildern. Das »An­kündigen der guten Nachricht« (37–76) ist die öffentliche Verkündigung, die auf dem Vertrauen in christliche Verkündigung der Erlösung und Versöhnung beruht. Das lukanische Doppelwerk hat diesem Bild seine vertraute Form gegeben: »Here, the reader meets the missioner as powerful orator, who skillfully declaims the message of the gospel to large but potentially audiences« (29). Doch betont S. auch die Verwundbarkeit der Mission: »To assume the role of the Good News announcer can also mean to risk rejection, humil­iation, and even mortal danger« (29).
Bei der Redeweise »Christus an Freunde weitergeben« (»Sharing Christ with friends«, 79–117) geht es um das persönliche Gespräch mit Verwandten, Freunden und Nachbarn (behandelte Texte: Joh 1,35–42; 4,1–42; Mk 2,1–12). Die Voraussetzung dafür ist nur die Überzeugung, dass die eigene Glaubenserfahrung es wert ist, anderen mitgeteilt zu werden. Interessanterweise stammen S.s Texte aus den Evangelien. Die Verbreitung des Evangeliums durch die Mitglieder der urchristlichen Gemeinden ist in Briefen des Neuen Testaments aber nur an wenigen Stellen direkt zu greifen (vgl. die Diskussion bei W. Reinbold, J. P. Ware, J. P. Dickson, R. L. Plummer).
Mission als »Interpretation des Evangeliums« (»Interpreting the Gospel«, 119–54) befähigt zur Verkündigung in anderen kulturellen Kontexten (Texte: Apg 8,26–40; 10,1–48; 14,8–20; 17,16–36). »This im­age suggests that missioners are not sent into a void; nor do they carry their message into some kind of amorphous world culture in order to apply it like a salve to a wound whenever they come across sufferers of the human condition« (30 f.). Die neutestamentlichen Berichte zeigen, wie ein neuer Hörerkreis und eine bestimmte Gestalt des Evangeliums scheinbar das erste Mal aufeinandertreffen. Dabei besteht die Rolle der »Übersetzer-Missionare« eher darin, zu übertragen, Verbindungen herzustellen und anzuregen, als darin, eine christliche Position zu repräsentieren oder zu verkörpern. Fraglich bleibt, ob diese Schlussfolgerung gerade den gewählten Texten der Apostelgeschichte gerecht wird. Freilich geht es um Anknüpfung und Übersetzung, doch folgt dieser in jedem Fall die deutliche Verkündigung jüdisch-christlicher Glaubensinhalte.
Im Abschnitt »Das Hirtenamt« (»Shepherding«, 155–90; Joh 10 und 20 f.) geht es um Jünger als Hirten. S. beleuchtet den alttestamentlichen Hintergrund und diskutiert, ob man bei dieser Tätigkeit tatsächlich von Mission sprechen kann. Er beschreibt den Hirtendienst im Neuen Testament, das Hirtenamt des Petrus und entwirft eine »missionarische Poimenik« (183–90, es geht um die »crucial function of gathering«, 230). Zuletzt greift S. die neutestamentlichen Bilder des Bauens und Pflanzens auf, die im Kontext der paulinischen Mission erscheinen (191–226; 1Kor 3). Nach der Zusammenfassung (227–232) beschreibt S. die gemeinsamen Motive der untersuchten Bilder (232–41). Der Band beinhaltet über 30 Illustrationen aus Kunstgeschichte und Gegenwart, die die exegetisch erhobenen Bilder vertiefen sollen (231).
S.s Arbeit bereichert das Verständnis der Glaubensverbreitung im Neuen Testament, weil er Mission nicht auf euaggelizein und seine Derivate beschränkt, sondern umfassender arbeitet. Sein Gegenstand, die Arten der Vermittlung der christlichen Botschaft, wird in den neueren Studien nicht in diesem Umfang abgedeckt. S. setzt sich hauptsächlich mit missiologischen Fragestellungen auseinander und diskutiert am Ende jedes Kapitels die jeweiligen missiologischen Implikationen. Die von S. erhobenen und verwandten Bilder für christliches Glaubenszeugnis bieten zugleich viele Anregungen, wie die von verschiedenen Kirchen geforderte und mit vielen Unsicherheiten belastete Neuevangelisierung Europas aussehen könnte.