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Ausgabe:

April/2008

Spalte:

369–370

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Barthélemy, Dominique

Titel/Untertitel:

Critique textuelle de l’Ancien Testament. Tome 4: Psaumes. Rapport final du Comité pour l’analyse textuelle de l’Ancien Testament hébreu institué par l’Alliance Biblique Universelle, établi en collaboration avec A. R. Hulst, N. Lohfink, W. D. McHardy, H. P. Rüger, coéditeur, J. A. Sanders, coéditeur, édité à partir du manuscrit inachevé de D. Barthélemy par S. D. Ryan et A. Schenker.

Verlag:

Fribourg: Academic Press Fribourg; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2005. XLVII, 931 S. gr.8° = Orbis Biblicus et Orientalis, 50/4. Geb. EUR 180,00. ISBN 2-8271-0991-3 (Academic Press Fribourg); 3-525-53009-9 (Vandenhoeck & Ruprecht).

Rezensent:

Bernd Janowski

Nachdem in den Jahren 1982 (Jos–2Kön, Esr, Neh, 1/2Chr, Esth), 1986 (Jes, Jer, Thr) und 1992 (Ez, Dan, XIIProph) die ersten drei Bände des von der Weltbibelgesellschaft eingesetzten Komitees für die Textanalyse der Hebräischen Bibel erschienen sind, liegt nunmehr der gewichtige vierte Band zu den Psalmen vor, der auf Grund seines Katalogcharakters im Folgenden weniger besprochen als lediglich angezeigt werden kann. Die redaktionelle Hauptarbeit lag nach dem Tod von D. Barthélemy am 10.02.2002 dabei in den Händen von Pater St. D. Ryan, OP, und von A. Schenker, OP, der auch das Vorwort beigesteuert hat. Der neue Band der CTAT ist so aufgebaut, dass auf eine über die Anlage des Textkommentars orientierende Vorrede (»Avant-propos«), die mit leichten Modifikationen auch in Bd. 3 enthalten ist (XII–XXIII), eine Einleitung folgt, die über einige Grund- und Spezialfragen der Psalter- und Psalmenexegese Auskunft gibt (XXIV–XLVII). Daran schließen sich der ausführliche Textkommentar (1–888) und eine Bibliographie an (889–931), die etwas ungeschickt unterschiedslos die antiken und modernen Au­toren sowie die Handschriften verzeichnet.
Um das Prinzip der Kommentierung zu verdeutlichen, sei als übersichtliches Beispiel der kurze Ps 1 ausgewählt: »(1) Glücklich der Mann, der nicht gegangen ist im Rat von Frevlern, und sich auf den Weg von Sündern nicht gestellt hat, und am Sitz(platz) von Spöttern nicht gesessen hat, (2) sondern der an der Weisung JHWHs sein Gefallen hat und seine Weisung rezitiert bei Tag und bei Nacht. (3) Er wird sein wie ein Baum, gepflanzt an Wassergräben, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und sein Laub wird nicht welken. Und alles, was er tut, wird gelingen. (4) Nicht so die Frevler, sondern wie die Spreu (sind sie), die der Wind verweht. (5) Darum stehen nicht auf Frevler im Gericht und Sünder in einer Versammlung von Gerechten. (6) Fürwahr, JHWH kennt den Weg von Gerechten, aber der Weg von Frevlern wird vergehen.«
Obwohl der masoretische Text von Ps 1 mehrere Probleme enthält, wird im Kommentar der CTAT lediglich die in der obigen Übersetzung kursivierte Formulierung kēn hārešā îm diskutiert. Dabei werden zunächst einige moderne Übersetzung (Bible de Jérusalem, Revised Standard Version, Revidierte Lutherbibel, New English Bible, Traduction Oecuménque de la Bible u. a.) zitiert, sodann frühere Emendationen genannt und die alten Versionen (LXX, Hier, Gal, Syr) angeführt und schließlich einige Interpretationsprobleme besprochen. Am Schluss wird jeweils eine Übersetzung vorgeschlagen, die im Fall von Ps 1,4 als unproblematisch eingestuft wird. Insgesamt werden 589 solcher Fälle diskutiert und in unterschiedlicher Ausführlichkeit dargeboten.
Alles in allem geurteilt macht das vorliegende Werk dem Altmeister der alttestamentlichen Textüberlieferung und Textkritik große Ehre und stellt eine äußerst willkommenes Instrument zur Beurteilung der Textbasis des Psalters dar. Dafür gebührt den beiden Herausgebern dieses Bandes, St. D. Ryan und A. Schenker, höchste Anerkennung und unser aufrichtiger Dank.