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Ausgabe:

März/2008

Spalte:

331–348

Kategorie:

Literatur- und Forschungsberichte

Autor/Hrsg.:

Heinrich Holze

Titel/Untertitel:

Theologie – Predigt – Geschichtsschreibung
Neue Editionen patristischer und mediävistischer Literatur in den Sources Chrétiennes 2005–2007

In den beiden vergangenen Jahren sind in den Sources Chrétiennes zahlreiche neue Texte erschienen. Es handelt sich um theologische und apologetische Traktate, Predigten und liturgische Texte, monastische Schriften und geschichtliche Darstellungen, deren Entstehung sich über das erste Jahrtausend der Kirchengeschichte erstreckt. Alle Schriften werden in kritischer Edition vorgelegt und mit kommentierender Einleitung und französischer Übersetzung versehen. In ihrer Vielfalt repräsentieren sie einen Ausschnitt der altkirchlichen, byzantinischen und mittelalterlichen Literaturgeschichte. Die Texte sollen thematisch gebündelt und in chronologischer Folge vorgestellt werden.


1) Lateinische Patristik


Das Schrifttum von Tertullian, dem produktivsten christlichen Autor lateinischer Sprache aus vorkonstantinischer Zeit, ist in den Sources Chrétiennes bereits gut erschlossen. Von seinen Lehrwerken liegen vor De praescriptione haereticorum (SC 46), Adversus Marci­onem (SC 365, 368, 399, 456, 483), Adversus Hermogenem (SC 439), De carne Christi (SC 216/217), Adversus Valentinianos (SC 281/281) und De baptismo (SC 35). Von den katechetischen Schriften wurden De spectaculis (SC 332), De patientia (SC 310), De paenitentia (SC 316), De cultu feminarum (SC 173) und Ad uxorem (SC 273) veröffentlicht. Die montanistische Periode ist mit De exhortatione castitatis (SC 319), De monogamia (SC 343), De virginibus velandis (SC 424) und De pudicitia (SC 394/395) vertreten. In die Jahre des Umbruchs und der Hinwendung zum Montanismus fällt die anzuzeigende Schrift De pallio.1
Sie gilt als eine Schrift Tertullians, die schwer zugänglich ist. Das liegt nicht zuletzt an der schwierigen Textüberlieferung, die nach wie vor große Probleme bereitet, obwohl bereits kritische Editionen vorliegen, darunter im Corpus Christianorum (1954) und in der Wiener Kirchenväterausgabe (CSEL 1954). In der vorliegenden Ausgabe unterzieht Marie Turcan, Mitglied der École Française de Rome, die Handschriftenüberlieferung erneut einer kritischen Prüfung. Unter Berücksichtigung aller seit dem 16. Jh. erschienenen Ausgaben legt sie eine neue Textfassung vor, die fortan als die maßgebliche Edition dieser Schrift gelten darf.
In der Einführung werden die Einleitungsfragen erörtert. Die Entstehung von De pallio lässt sich in das zeitliche Umfeld zweier anderer Schriften, De anima und Adversus Valentinianos, zu denen deutliche Verbindungslinien bestehen, und damit in das Jahr 209 datieren. Tertullian schreibt diese Schrift also in einer Lebensphase, in der ihm die katholische Kirche zunehmend in einer Moral des Kompromisses zu verflachen scheint. Inhaltlich setzt er sich mit Kritikern auseinander, die seine Entscheidung verurteilen, die römische Toga mit dem Mantel der griechischen Philosophen zu vertauschen. In einem sich steigernden Argumentationsgang nimmt Tertullian die Überlegungen der Gegner auf, betrachtet sie von verschiedenen Seiten, um sie mit Ironie und Sachkunde in einer bilderreichen Sprache zu widerlegen, verweist auf das Leben in der Natur sowie auf die Kulturgeschichte der Menschen, führt Beispiele aus der griechischen Götterwelt an und erwähnt die biblische Urgeschichte, um daraus folgernd das Tragen des Philosophenmantels als den begründeten Ausdruck praktischer, moralischer und sozialer Überlegenheit der Christen über das Heidentum darzustellen. Mit der neuen Edition von De pallio hat die Herausgeberin ein wichtiges Zeugnis für das spannungsreiche Verhältnis von Christentum und Kultur im frühen 3. Jh. erschlossen. Das beigefügte Register ist besonders wertvoll, weil es fast den gesamten Wortschatz dieser Schrift berücksichtigt und dadurch einen analytischen Blick in die sprachliche Werkstatt Tertullians erlaubt.
Von Cyprian liegen in den Sources Chrétiennes bereits vier Schriften vor: die Taufschrift Ad Donatum, das apologetische Werk Ad Demetrianum sowie die ethischen Traktate De bono patientiae und De opere et eleemosynis (SC 291, 440, 467, vgl. ThLZ 107 [1982], 483–489; 126 [2001], 451 f.). Im 500. Band der Sources Chrétiennes ist jetzt die bedeutende Schrift De ecclesiae unitate ediert worden.2 Cyprian setzt sich darin mit dem novatianischen Schisma in Rom sowie mit den Gegnern in der eigenen Gemeinde auseinander und entwickelt in Auseinandersetzung mit ihnen seine Lehre von der Kirche. In der Einleitung erläutern die Herausgeber den zeitlichen Kontext: die Lage des römisches Reichs in der Mitte des 3. Jh.s, die reichsweite Verfolgung unter Kaiser Decius, die Situation der afrikanischen Kirche (Kapitel 1). Die Entstehung der Schrift wird auf den Frühsommer 251 datiert. Adressaten sind die Gläubigen der Gemeinde, die zur Bewahrung der Einheit der Kirche aufgefordert werden, aber auch Novatian und seine karthagischen Anhänger (Kapitel 2). Die literarische Analyse zeigt, dass Cyprian seine Schrift nach dem Modell der »epistula exhortatoria« gestaltet hat (Kapitel 3): Zunächst wird die von den Schismatikern ausgehende Gefährdung der Gemeinden beschrieben (»narratio«); dann wird die Lehre von der Einheit der Kirche aus der Bibel entfaltet (»confirmatio«); daraufhin wird die Missachtung des bischöflichen Amtes bei den Schismatikern und bei den Bekennern angesprochen (»refutatio«); schließlich werden die Leser aufgefordert, den Weg der einen und ungeteilten Kirche nicht zu verlassen (»amplificatio«). Dem rhetorisch geprägten Aufbau entsprechen die theologischen Themen: Im Zentrum steht der Gedanke, dass die Kirche auf lokaler wie auf universaler Ebene eine einzige und ungeteilte ist. Cyprian entfaltet seine Lehre aus der Bibel und macht deutlich, was sich daraus für das Verhältnis von Ortskirche und Gesamtkirche, das Wirken der Synoden und das kollegiale Miteinander der Bischöfe ergibt. Für Cyprian ist die Einheit der Kirche eine von Menschen zu gestaltende Aufgabe, zugleich aber Ausdruck göttlicher Gnade. Durch den Dienst des bischöflichen Amtes in der Eucharistie verbindet sich die Kirche mit dem leidenden und auferstandenen Christus. Aus aktuellem Anlass wird das Verhältnis zwischen der karthagischen und der römischen Kirche ausführlich thematisiert (Kapitel 4). Nützlich ist, dass die zentralen ekklesiologischen Begriffe in der Reihenfolge ihres Auftretens behandelt werden (Appendix 2). Das Problem einer doppelten Redaktion in Buch 4 von »De ecclesiae unitate« wird ausführlich und mit dem Ergebnis erörtert, dass die Frage der Authentizität zwar grundsätzlich offen bleibe, dennoch viel dafür spreche, beide Textfassungen Cyprian zuzuschreiben, weil die Rede vom »Primat« bei ihm keine prinzipielle Vorrangstellung des Petrus bedeute, sondern nur auf die zeitlich frühere Berufung aufmerksam mache (Kapitel 5).
Der lateinische Text wird mit kleineren Korrekturen aus CCL 3 (1972) übernommen. Der textkritische Apparat wird nur in Auswahl geboten; größere Abweichungen werden in einem eigenen Kapitel vermerkt (Appendix 1). Zur französischen Übersetzung ist der Hinweis des Herausgebers wichtig, dass »haeresis« nicht mit dem abgeleiteten Begriff »hérésie«, sondern mit »dissi­dence« übersetzt wird. Dadurch solle deutlich gemacht werden, dass es Cyprian in der Auseinandersetzung mit Schismatikern nicht primär um die Erörterung von Dogmen, sondern um ekklesiologische Differenzen gehe. Bleibt noch hinzuweisen, dass der Edition mehrere Register beigegeben sind, welche das Verständnis des Textes und die Erschließung der Wirkungsgeschichte vereinfachen: ein Bibelstellenregister, ein Register mit Verweisen auf andere Schriften Cyprians, ein Index antiker und mediävistischer Autoren und schließlich ein analytischer Sachindex.
Unter dem Namen des Ambrosiaster findet sich im altkirchlichen Schrifttum der älteste lateinische Kommentar der Paulusbriefe. Er ist von besonderer Bedeutung, weil er keine allegorische Auslegung bietet, sondern ein historisches Verstehen des Textes erkennen lässt, das augustinische Züge trägt. Vermutlich der gleiche Verfasser, der in der Überlieferung (Cassiodor) mit Ambrosius von Mailand identifiziert wird, aber wohl im Umfeld von Papst Damasus (366–384) in Rom zu finden ist, hat mit den Quaestiones Veteri et Novi Testamenti eine weitere Schrift geschrieben, in der insgesamt 127 exegetische und dogmatische Fragen behandelt werden. Es handelt sich dabei um die älteste Sammlung dieser Art in der lateinischen Patristik. Der vorliegende Band der Sources Chrétiennes veröffentlicht daraus zwei Abschnitte: Adversus paganos (q. 114) und De fato (q. 115).3 Wie Marie-Pierre Bussières, Universität von Ottawa, in ihrer Einleitung zeigt, handelt es sich dabei um kleine Traktate, die apologetisch-polemische Züge tragen und sich mit der heidnischen Lebens- und Vorstellungswelt auseinandersetzen. Der geschichtliche Hintergrund ist das Wiedererstarken heidnischer Religiosität nach der Regierungszeit von Kaiser Julian. Adversus paganos polemisiert gegen die polytheistischen Göttervorstellungen, sieht in ihnen eine Vergötterung der Menschen am Werk und belegt die moralische und geistige Überlegenheit des monotheistischen christlichen Glaubens. De fato verwirft die astrologischen Kulte der Heiden und ihren Schicksalsglauben, beschreibt diese als eine Erfindung der Dämonen und stellt ihnen die christliche Lehre von der persönlichen Verantwortlichkeit des Menschen und der Allmacht des gerechten Schöpfergottes gegenüber. Beide Schriften fügen sich ein in die apologetische Literatur des 4. Jh.s, unterscheiden sich von ihr aber dadurch, dass die polemische Auseinander­setzung im Vordergrund steht. Nicht die Annäherung oder gar Versöhnung zwischen Antike und Christentum, sondern die Ab­grenzung des christlichen Glaubens vom Heidentum ist das durchgängige Thema.
Beide Schriften wurden erstmals von Alexander Souter in der Wiener Kirchenväterausgabe kritisch ediert (CSEL 50, 1908). Auf dieser Textgrundlage und nach einer erneuten kritischen Durchsicht der handschriftlichen Überlieferung hat Marie-Pierre Bussières beide Schriften mit einem neuen textkritischen Apparat herausgegeben, der an mehreren Stellen gegenüber dem Souter-Text veränderte Lesarten vorschlägt. In Verbindung mit der französischen Übersetzung, einer ausführlichen Kommentierung und mehreren Registern ist eine gelungene Edition entstanden, die zum Studium des Verhältnisses von Christentum und Kultur im nachkonstantinischen Jahrhundert wichtige Hinweise gibt.
Hieronymus hat sich der antiken Literaturgeschichte als Autor unterschiedlicher literarischer Gattungen eingeprägt: als Verfasser theologischer Traktate, als Übersetzer und Ausleger biblischer Bücher, als Verteidiger der monastischen Lebensform. In den Sources Chrétiennes liegen bisher folgende Texte vor: die im origenistischen Streit entstandene Apologia adversus Libros Rufini (SC 303; vgl. ThLZ 109 [1984], 284), der Dialog Altercatio Luciferiani et orthodoxi über die Theologie der Taufe (SC 473) sowie die Bibelkommentare über das Buch Jona (SC 323) und das Matthäusevangelium (SC 242/259; vgl. ThLZ 112 [1987], 315–318). Anzuzeigen sind an dieser Stelle seine Homilien über das Markusevangelium.4 Herausgeber ist Jean-Louis Gourdain, der bereits in der Dissertation (1991) die (mit diesen gemeinsam überlieferten) Psalmenpredigten des Hieronymus einer eingehenden Analyse unterzogen hat. In seiner Einleitung geht er zunächst auf die Frage der Autorschaft ein. Sie wurde vor einigen Jahren mit dem Hinweis bestritten, es handele sich ursprünglich um Predigten des Origenes, die nur übersetzt worden seien. Gourdain hält jedoch an Hieronymus als Verfasser fest und datiert die zehn Predigten, die Hieronymus in der Geburtskirche zu Bethlehem gehalten hat, in die Zeit der origenistischen Kontroverse Ende des 4. Jh.s. Ihr besonderer Wert liegt darin, dass es sich um die älteste altkirchliche Auslegung des in der Auslegungsgeschichte eher stiefmütterlich behandelten Markusevangeliums handelt. Die literarische Form ist freilich weniger die einer Predigt als vielmehr die eines Kommentars, der unter Einbeziehung dialogischer Elemente einzelne Texte des Evangeliums von Johannes dem Täufer bis zum Kreuzestod Jesu auslegt. Dabei unterscheidet er – wie auch in seinen anderen exegetischen Schriften – zwischen dem buchstäblichen und dem geistlichen Schriftsinn, wobei Letzterer natürlich dem Erstgenannten übergeordnet ist. Auffällig sind die zahlreichen Angriffe gegen die Juden, die der Herausgeber jedoch nicht mit einer konkreten Auseinandersetzung, sondern mit der theologischen Unterscheidung von Gesetz und Evangelium erklärt. Anders verhält es sich bei den Themen des trinitarischen Glaubens und der christologischen Soteriologie, bei denen sich Hieronymus in die Auseinandersetzung mit den Häretikern seiner Zeit einschaltet. Auch wenn Hieronymus die Rechtgläubigkeit seiner Lehre betont, klingt doch in seiner Schriftauslegung immer wieder der Einfluss des Origenes an, dem er sich wie keinem anderen Theologen der Alten Kirche verbunden sah. Die Adressaten dieser Predigten sind in erster Linie Mönche, in denen Hieronymus das wahre Christsein verkörpert sieht, Katechumenen, die sich den Mönchen anschließen wollen, sowie Pilger, die in das Heilige Land gekommen sind.
Der lateinische Text stimmt weitgehend mit der von Germain Morin in CCL 78 veröffentlichten Ausgabe überein. Der Herausgeber vermerkt nur kleinere Veränderungen, die sich aus einer erneuten Durchsicht der Überlieferungsgeschichte des Textes ergeben. Eine kurze, aber informative Bibliographie sowie zwei Register zum Schriftgebrauch und zum Gebrauch wichtiger lateinischer Begriffe runden diese Edition ab, die einen weiteren wichtigen Text der Bibelauslegung des Hieronymus erschließt.


2) Monastisches Schrifttum


Hieronymus nimmt auch in der Geschichte des altkirchlichen Mönchtums eine wichtige Stellung ein. Mit seinen Schriften hat er entscheidend dazu beigetragen, dem asketischen Ideal im Abendland den Weg zu bahnen. Dabei orientierte er sich an den Vorbildern des ägyptischen Mönchtums, die er freilich nicht unkommentiert, sondern in wertender Deutung überlieferte. Die drei Mönchsleben des Paulus, Malchus und Hilarion, die er der bereits vorliegenden athanasianischen Vita Antonii zur Seite stellte, bezeugen die abendländische Rezeption des asketischen Ideals und sind die ersten Zeugnisse lateinischer Hagiographie.5 Pierre Lec­lerc, Universität Rouen, ordnet in seiner Einleitung die drei Viten in Leben und Werk des Hieronymus ein: die Entdeckung der Askese in Trier und die Lektüre der Vita Antonii; erste Erfahrungen anachoretischen Lebens in der syrischen Wüste, die zur Niederschrift der Vita Pauli (376) inspirieren; die vorübergehende Rück­kehr nach Rom, wo asketische Kreise gebildet werden; schließlich die endgültige Hinwendung nach Palästina, wo er Klöster gründet und die beiden anderen Mönchsviten (388/391) zur Verteidigung und Illustration des asketischen Lebens verfasst (Kapitel 1). Der historische Kontext ist durch die Anerkennung des Christentums als reichskirchlicher Religion und das Aufkommen asketischen Lebens ge­kennzeichnet. Hieronymus kann daran anknüpfen und wird in einer Zeit, in der philosophische und religiöse Strömungen den Boden bereitet haben, zum Apologeten des Virginitätsideals (Kapitel 2). Er greift dazu die literarischen Formen der antiken Biographie und des Romans auf, was sich im Aufbau und den Themen (z. B. Reise, Askese, Keuschheit) zeigt, und gibt ihnen durch Einbindung in die biblische Gedankenwelt eine christliche Deutung, die dazu einlädt, den monastischen Heroen nachzueifern (Kapitel 3). Adalbert de Vogüé, Abtei Pierre-qui-Vire, beschreibt in seinem Beitrag die Bedeutung des Hieronymus für die Popularisierung des Mönchtums. Mit den Viten habe er seinen Lesern unterschiedliche Vorbilder asketischen Lebens vor Augen gestellt und dadurch in der monastischen Literatur (Sulpicius Severus, Johannes Cassian, Cassiodor, Sozomenus) lange fortgewirkt (Kapitel 4). Martín Morales, der in der Dissertation eine Edition der Vita Malchi erarbeitet hat (Rom 1991), legt mit dem vorliegenden Band erstmals für alle drei Viten eine kritische Textedition vor, die damit nach einer Analyse der handschriftlichen Überlieferung den bislang allein zur Verfügung stehenden Mignetext (PL 23) ablöst. Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Erforschung des frühen abendländischen Mönch­tums bekommt dadurch, dass erstmals eine verlässliche Textgrundlage der Viten Hieronymus’ vorliegt, neue Impulse. Die ausführliche Einleitung, die von Pierre Leclerc erarbeitete fran­zösische Übersetzung, mehrere Register sowie eine ausführliche Bibliographie werden die Aufnahme dieses Bandes in der Fachwissenschaft zusätzlich befördern.
Während die Viten des Hieronymus den Blick auf die abendländische Wirkungsgeschichte des ägyptischen Mönchtums richten, erschließt sich dieses in seinem Selbstzeugnis in anderen Quellen. Zu den mit Abstand wichtigsten gehören die Apophthegmata Patrum, welche »Worte der Mönchsväter« in unterschiedlichen Überlieferungen und Sprachen bewahrt haben. In den vergangenen Jahrzehnten sind viele Untersuchungen zu den Apophthegmata erschienen, die sich aber durchweg auf Migne (PG 65, PL 73) stützen mussten, da noch keine kritische Textausgabe existierte. Dies hat sich mit der kritischen Edition des griechischen Textes der systematischen Sammlung der Apophthegmata geändert. In den vergangenen Jahren wurden in den Sources Chrétiennes die ersten beiden Bände veröffentlicht (SC 387, 474). In Weiterführung des Editionsprojektes, das von Jean-Claude Guy, dem 1986 verstorbenen Nestor der französischen Patristik, begonnen wurde, liegt jetzt der abschließende dritte Teilband der griechischen Überlieferung vor.6 Für die Überlieferungsgeschichte der Handschriften und für die Editionsprinzipien muss auf die früheren Bände verwiesen werden. Der jetzt vorliegende Band bietet die noch ausstehenden fünf Kapitel der systematischen Sammlung, in denen die Väterworte unter folgenden Überschriften zusammengefasst werden: Über die Liebe (17); Über die Sehenden (18); Über die Wundertäter (19); Über das tugendhafte Verhalten (20); Von Vätern, die in der Askese alt geworden sind (21). Für die Benutzung aller drei Bände hat der Herausgeber nützliche Hilfsmittel zur Verfügung gestellt, welche den Umgang mit der Textüberlieferung wesentlich erleichtern. Zu­nächst sind jedem Apophthegma (neben dem textkritischen Apparat und der französischen Übersetzung) die Angaben über die Stel lung in der alphabetisch aufgebauten Sammlung (»Alphabe­tikon«) sowie die Seitenangabe bei Migne zur Seite gestellt. Außerdem werden Unterschiede zwischen den beiden Textausgaben vermerkt und erläutert. Wichtig sind sodann die Register, die mehr als die Hälfte des vorliegenden Bandes ausmachen:
1. Eine Konkordanz zwischen der alphabetischen und der systematischen Sammlung: Sie bringt die bereits am Textort befindlichen Angaben in eine von Abraham 1 bis Zénon 6 reichende übersichtliche Ordnung und macht es möglich, sich ohne Probleme zwischen beiden Textsammlungen zu bewegen. 2.Ein Schriftindex, der alle direkten und indirekten Zitate und Verweise des Alten und des Neuen Testaments vermerkt (dabei zeigt sich der auf beide Testamente gleichmäßig verteilte Schriftgebrauch, wobei die Psalmen und das Matthäusevangelium besonders häufig zitiert werden). 3. Ein Verzeichnis der Orte, Städte und Landschaften, die in den Apophthegmata genannt werden (in diesem Zusammenhang wird der wichtige Begriff »Kellia« angeführt). 4. Ein Verzeichnis aller Personennamen: Anachoreten, biblische Gestalten und Personen der politischen Geschichte; überraschenderweise werden hier auch chris­tologische Titel (Christus, Soter, Kyrios, Hyios) oder Begriffe wie Pneuma oder Graphe (Schrift) vermerkt. 5. Besonders nützlich (mehr als 200 Seiten) ist das Wortregister, das alle griechischen Worte (mit wenigen Ausnahmen wie z. B. Artikel) auflistet und die Orte ihres Vorkommens anführt. Mit diesem Register hat der Herausgeber ein herausragendes Instrument zur Erschließung der Texte geschaffen. Mit einem Blick sieht man jetzt, um nur ein Beispiel zu nennen, wo sich die für das endzeit­liche Selbstverständnis der Anachoreten wichtige Wortgruppe »anapausis« findet und was sich daraus für die Deutungsgeschichte ergibt.
Mit diesem Band ist die kritische Edition der systematischen Sammlung der Apophthegmata abgeschlossen. Wilhelm Bousset hatte in seiner großen Untersuchung zu den Apophthegmata aus der Beobachtung, »wie verworren und vielfältig die Textüberlieferung« ist, die Schlussfolgerung gezogen, dass eine kritische Ausgabe vermutlich nicht erstellt werden könne (Apophthegmata, Tübingen 1923, 3). Jean-Claude Guy hat gezeigt, dass dies doch möglich ist. Mit seiner Edition hat er einen entscheidenden Schritt getan, um diese wichtige Quellengruppe des frühen ägyptischen Mönchtums auf verlässlicher Basis zu erschließen.
Eine bislang unbekannte Schrift aus der Geschichte des altkirchlichen Mönchtums liegt uns unter dem Titel Kapitel der Schüler des Evagrius vor.7 Es handelt sich dabei um eine Schrift, die im Umkreis des Evagrius Ponticus († 399) entstanden ist. Nach ihrer Entdeckung in einer Handschrift des Bénaki-Museums in Athen im Jahre 1975 wird sie in den Sources Chrétiennes zum ersten Mal in einer kritischen Edition vorgelegt. Herausgeber ist Paul Géhin, Leiter der griechischen Sektion am Institut de Recherche et d’Histoires des Textes in Paris, der in den Sources Chrétiennes bereits mehrere Werke des Evagrius herausgegeben hat (SC 340, 397, 438). In seiner Einleitung erläutert Géhin die schwierige Überlie­ferungsgeschichte. Die Athener Handschrift, eine vom Anfang des 14.Jh.s stammende Kopie, bietet mit 198 Kapiteln die umfang­reichste Textsammlung, die allerdings viele Fehler, Auslassungen und Irrtümer aufweist. Daneben gibt es, weniger vollständig, dafür aber älteren Datums und von besserer Überlieferungsqualität, meh­rere kleine Sammlungen in syrischer und armenischer Sprache, die sich mit der Athener Handschrift teilweise überschneiden, sie aber auch ergänzen und korrigieren. Schließlich ist auf die indirekte griechische Tradition zu verweisen, die sich etwa bei Maximus Confessor († 662) zeigt, der diese Sammlung bei der Abfassung seiner Capita de caritate ausgiebig verwendet hat und Texte an­führt, die nicht in der Athener Handschrift enthalten sind. Beigefügte Tabellen zeigen Übereinstimmungen und Abweichungen zwischen den verschiedenen Sammlungen.
Insgesamt wird deutlich, dass die Textsammlung ursprünglich wesentlich größer gewesen sein muss und darum – auch in der vorliegenden Edition, die 222 Kapitel (»képhalaia«) enthält – nicht als abgeschlossen gelten kann. Der Titel der Sammlung ist weitgehend gesichert, auch wenn es bei einem der ältesten Textzeugen die Variante »Kapitel der Lehren des Evagrius« gibt. Entstanden ist die Sammlung vermutlich nach dem Tod des Evagrius in Palästina in den ersten Jahrzehnten des 5. Jh.s. Es handelt sich dabei um Worte der Schüler des Evagrius vom Anfang des 5. Jh.s. Auch wenn die Texte, die durchschnittlich fünf bis zehn Zeilen umfassen, für sich stehen und selbständig verfasst sind, entdeckt man in ihnen doch die großen Linien der geistlichen Lehre des Evagrius und gewinnt einen Einblick in sein mystisches Denken. Zu den Fragen, die in den kurzen Abschnitten behandelt werden, gehören solche, die sich auf die Begründung des geistlichen Lebens beziehen: Wie entstehen die Gedanken im Menschen? Mit welchen Mitteln können sie abgewehrt werden? Auf welche Weise erreicht man den Zustand der Leidenschaftslosigkeit? Wie gelangt man zum kontemplativen Leben? Was ist das immerwährende Gebet? Worin besteht Gotteserkenntnis? Mehrere Kapitel behandeln theologische Themen: zum Verständnis der Wunder, zur Bedeutung von Person und Werk Christi, zum Wesen des trinitarischen Gottes sowie zur Lehre von den letzten Dingen. Andere Abschnitte beschreiben, wie die Schrift allegorisch-symbolisch auszulegen sei, um den geistlichen Sinn zu erfassen. Auffällig ist die Vielzahl philosophischer Begriffe, Themen und Denkformen, die zeigt, wie intensiv sich die Evagriusschule mit den geistigen Strömungen der Zeit auseinandergesetzt hat. Eine genauere Auswertung dieser bedeutsamen Sammlung, die durch ein ausführliches griechisches Wortregister erleichtert wird, steht noch aus. Schon jetzt aber ist deutlich, dass sie unsere Kenntnis über Evagrius und sein Fortwirken im altkirchlichen Mönchtum erweitern wird.


3) Kirchengeschichtsschreibung nach Euseb


In der Nachfolge der Kirchengeschichte des Euseb von Caesarea sind mehrere historiographische Werke entstanden, die an das große Vorbild anknüpfen und es weiterführen. In den Sources Chrétiennes werden drei dieser Werke herausgegeben. Das an erster Stelle zu nennende und wohl auch bedeutendste ist die Kirchengeschichte des Sokrates von Konstantinopel (380–439). In sieben Bü­chern wird darin die von der konstantinischen Wende (305) bis zu Theodosius II. (439) reichende Geschichte der Christenheit dargestellt.
Der Standort des Sokrates ist durch zwei Aspekte bestimmt.Zum einen gehört er der novatianischen Kirchengemeinschaft an und richtet von ihr aus den Blick auf das Geschehen. Zugleich verteidigt er in den Lehrauseinandersetzungen zwischen Nizänern und Arianern die Position der nizänischen Orthodoxie. Das bereits vorliegende Buch I behandelt die Regierungszeit Kaiser Konstan-tins (SC 477, vgl. ThLZ 130 [2005], 1139/40). In den letzten Jahren konnte die Edition der Kirchengeschichte des Sokrates mit drei weiteren Bänden, welche die Bücher II–VII enthalten, abgeschlossen werden. 8 Buch II behandelt die turbulente Regierungszeit der Söhne Konstantins sowie die Auseinandersetzungen um den Arianismus und die Rezeption des Nizänums auf den Konzilien von Antiochien, Sirmium, Mailand, Rimini, Konstantinopel und Alex­andrien. Buch III schildert den Aufstieg Kaiser Julians zur Macht, lenkt den Blick auf seine neue Religionspolitik und beschreibt ihn als einen ignoranten Zyniker, der von der Heiligen Schrift keine Kenntnisse hat. Buch IV umgreift die Regierungszeit der Kaiser Valentinian I. und Valens. Die arianische Krise bestimmt nach wie vor das Geschehen. Sokrates handelt vom Wirken der Kappadozier sowie von den Pressionen, denen die Nizäner ausgesetzt sind. Den ägyptischen Mönchen wie auch Evagrius Ponticus ist ein großes Kapitel gewidmet. Buch V handelt von der Regierung der Kaiser Gratian und Theodosius und ihrem politischen Willen, das Heidentum weiter zurückzudrängen und stattdessen die nizänische Orthodoxie und mit ihr das Christentum als alleinige Staatsreligion zu etablieren. Buch VI umfasst die Regierungszeit des Kaisers Arkadios und ist zu einem großen Teil dem Leben und Wirken des Johannes Chrysostomus gewidmet. Buch VII beendet das Gesamtwerk mit der Herrschaftszeit von Theodosius II. Hier finden sich viele Hinweise auf die profane Geschichte sowie auf das Ergehen der jüdischen Gemeinden und ihres Verhältnisses zu den Christen. Außerdem wird das Wirken großer Bischöfe wie das von Cyrill von Alexandrien geschildert. Sokrates hat in seiner Darstellung zahlreiche Quellen und bisweilen auch die mündlichen Berichte von Zeitzeugen verwendet. Die Einleitung zu Buch I (SC 477) nennt u. a. Rufin von Aquileja, Gelasius von Caesarea, Euseb von Caesarea und Athanasius von Alexandrien. Außerdem werden bischöfliche Briefe, synodale Beschlüsse und kaiserliche Dokumente zitiert. Das Werk wird dadurch zu einer herausragenden Quelle der altkirchlichen Ge­schichtsschreibung. Wichtig sind auch die Beschreibungen führender Theologen, die sein persönliches Urteil erkennen lassen und das Geschichtsbild dieser Zeit wesentlich geprägt haben.
Der griechische Text beruht auf der kritischen Edition, die Günther Christian Hansen in GCS NF Bd. 1 (1995) vorgelegt hat. Die französische Übersetzung wurde von Pierre Périchon und Pierre Maraval angefertigt. Maraval, Patristiker an der Sorbonne in Paris, hat neben der Einleitung (in SC 477) auch die fortlaufende Kommentierung des Textes verfasst.
Zu den Werken, die an Euseb von Caesarea anknüpfen, gehört sodann die Kirchengeschichte des Sozomenus (380–440). Wie das gleichnamige Werk des Sokrates, von dem Sozomenus erkennbar abhängig ist, behandelt die Darstellung das auf Kaiser Konstantin folgende Jahrhundert und schildert den Übergang von der altrömischen Religion zum Christusglauben. Von den insgesamt neun Büchern sind in den Sources Chrétiennes bereits mehrere Bände mit den Büchern I–V (SC 306, 418, 495) veröffentlicht worden (vgl. ThLZ 109 [1984], 748; 122 [1997], 965–973). Der vorliegende Band mit den Büchern V und VI setzt das Editionsvorhaben fort.9 Buch V behandelt die Regierungszeit Kaiser Julians, die Neuausrichtung der römischen Religionspolitik und die Renaissance des Heidentums. Sozomenus zeichnet von diesem Kaiser ein weitgehend negatives Bild, beschreibt die Christenverfolgungen und Martyrien, lässt aber auch seine Intelligenz und sein politisches Geschick erkennen. Buch VI hat die Geschehnisse bis in die späten 70er Jahre des 4. Jh.s zum Gegenstand. Kaiser Jovian wird trotz seiner kurzen Herrschaftszeit gewürdigt, weil er wieder an die konstantinische Religionspolitik anknüpft. Besondere Aufmerksamkeit findet, dass die römischen Herrscher im Kirchenstreit unterschiedliche Positionen eingenommen haben: Die Sympathie gilt Valentinian, der im Westreich die nizänische Position stützt, während Valens, Herrscher im Ostreich, wegen seiner arianischen Neigungen verurteilt und als Verfolger der Rechtgläubigen gezeichnet wird. Athanasius und die drei Kappadozier kommen ausführlich zu Wort. Sozomenus bietet außerdem wichtige Informationen über die Entwick­lungen des orientalischen Mönchtums. Das Buch endet mit der Niederlage und dem Tod des Valens gegen die Perser. In seiner Einleitung macht Guy Sabbah, Patristiker an der Universität von Lumière-Lyon, darauf aufmerksam, dass die persönlichen Kommentare, die Sozomenus in die Darstellung einflicht, sein geistiges Profil erkennen lassen. Sie zeigen einen Autor, der am politischen und geistigen Geschehen interessiert ist und sich an ein literarisch gebildetes Publikum wendet. Theologische Fragen spielen mit Blick auf die nichtchristlichen Leser nur eine untergeordnete Rolle. Sozomenus weiß sich nach dem Vorbild der klassischen Geschichtsschreibung dem Ideal der objektiven Darstellung verpflichtet. Das zeigt sich am Aufbau und der Gestaltung des Werkes, vor allem aber an den Quellen, Dokumenten und Urkunden, die zahlreich herangezogen und der Darstellung zugrunde gelegt werden.
Der kritische Text ist der Edition von J. Bidez und G. C. Hansen (GCS) entnommen und mit einer französischen Übersetzung versehen worden, die noch von André-Jean Festugière (1898–1982) erstellt und dann von Bernard Grillet, Universität Lyon, überarbeitet wurde. Zwei Übersichtskarten des christlichen Orients und des monastischen Ägyptens sowie ein Namensregister erleichtern das Studium der Kirchengeschichte des Sozomenus, deren baldige Fertigstellung in den < span class="tkursivpetit">Sources Chrétiennes zu wünschen ist.
Die Kirchengeschichte des Theodoret von Cyrus (393–466) ist das dritte Werk in der Reihe der an Euseb anknüpfenden historiographischen Schriften. Vom Schrifttum des Theodoret liegen in den Sources Chrétiennes bereits mehrere Editionen vor: der Kommentar über Jesaja (SC 276, 295, 315; vgl. ThLZ 111 [1986], 214), Briefe (SC 40, 98, 111, 429), die Schrift Heilung der heidnischen Krankheiten (SC 57) sowie eine Mönchsgeschichte, welche das Leben der bei Antiochien siedelnden Asketen beschreibt (SC 234, 257; vgl. ThLZ 105 [1980], 443–445). Der hier anzuzeigende Band, welcher die beiden ersten der insgesamt fünf Bücher der Kirchengeschichte umfasst, bildet den Auftakt zur Edition in den Sources Chrétiennes.10 Das Werk ist in der Mitte des 5. Jh.s geschrieben und umfasst wie die anderen beiden Werke das Jahrhundert von der konstantinischen Wende bis in die Zeit von Theodosius II. Annick Martin, hervorgetreten durch eine Arbeit zur ägyptischen Kirche zur Zeit des Athanasius (»Athanase d’Alexandrie et l’Église d’Égypte au IVe siècle«, 1996), gibt in der Einleitung einen biographischen Überblick über das Leben Théodorets als Mönch und Bischof von Cyrus. Erwähnt werden seine Gegnerschaft zu Cyrill von Alexandrien und seine Freundschaft zu Nestorius, die zurVerurteilung führen und erst postum wieder aufgehoben werden. Der geschichtliche Ort der Darstellung in der Mitte des 5. Jh.s ist durch das Vorbild Eusebs sowie durch die beiden Parallelwerke bestimmt. Wie sich Theodorets Kirchengeschichte zu den historiographischen Schriften des Sokrates und des Sozomenus verhält, wird kontrovers diskutiert. Sicher ist, dass Theodoret die Darstellung des Sokrates gekannt hat, während das Verhältnis zu Sozomenus noch Gegenstand der Diskussion ist. In literarischer Hinsicht erweist sich die Kirchengeschichte Theodorets vor allem als eine apologetische Schrift, mit welcher der Verfasser die nizänische Orthodoxie polemisch gegen die arianische Häresie verteidigt. Der Verlauf der Geschichte wird theologisch interpretiert und als ein Kampf zwischen Gott und Satan dargestellt. Das Aufkommen der Häresien sowie die Verfolgungen, denen die katholische Kirche ausgesetzt ist, sind ein Ausdruck dieses eschatologischen Kampfes. Gleichzeitig will Theodoret seine Leser mit der Aussage, dass die politische Geschichte im Dienst der Geschichte der Kirche steht, geistlich erbauen. Die Dokumente, Briefe und Ur­kunden, die Theodoret mit begleitenden Kommentaren an­führt, dienen diesem apologetischen Interesse, dem auch die Chronologie untergeordnet wird.
Die Textausgabe entspricht der Edition von L. Parmentier und G. C. Hansen (GCS), beruht aber auf einer erneuten kritischen Durchsicht der Handschriftenüberlieferung, verbunden mit Änderungsvorschlägen und philologischen Anmerkungen. Die Übersetzung stammt von Pierre Canivet, der als Verfasser einer Untersuchung zum Mönchtum Theodorets (»Le monachisme syrien selon Théodoret de Cyr«, Paris 1977) hervorgetreten ist.


4) Ostkirchliche Liturgiegeschichte


Ephraim der Syrer (306–373) gehört im 4. Jh. zu den bedeutendsten syrischen Theologen. Von ihm sind exegetische, dogmatische, monastische und liturgische Schriften überliefert, die zum Teil auch in den Sources Chrétiennes veröffentlich wurden. Dazu gehören der Kommentar zum Diatessaron (SC 121) sowie die Hymnen über die Geburt Jesu (SC 459, vgl. ThLZ 130 [2005], 1136/7) und die Über das Paradies (SC 137). Jetzt sind auch die Osterhymnen vorgelegt worden. Sie beruhen auf der von Edmund Beck (CSCO 248/249) besorgten kritischen Textedition, die in der vorliegenden Ausgabe nicht noch einmal abgedruckt, sondern mit kleineren Änderungsvorschlägen vorausgesetzt und in französischer Übersetzung wiedergegeben wird.11 Herausgeber ist François Cassingena-Trévedy, Mönch in der Abtei Saint-Martin von Ligugé und Dozent an dem Universitätsinstitut für Liturgie in Paris. Die Osterhymnen Ephraims nehmen in der Geschichte der Liturgie einen bedeutsamen Platz ein. Sie zeigen, dass sich in der Mitte des 4. Jh.s in den Gemeinden Mesopotamiens die liturgischen Reformen des Konzils von Nizäa noch nicht durchgesetzt haben. Stattdessen dominieren judenchristliche Prägungen der Quartodezimaner, die Ostern in Anknüpfung an die jüdische Pesachberechnung am 14. Nisan feiern und eine ursprüngliche Form der Osterfeier bewahren. Die Entstehung der Hymnen lässt sich nur annäherungsweise datieren. Der Herausgeber vermutet die Jahre 338–363, also die Zeit des kirchlichen Wirkens Ephraims in Nisibis bis zur persischen Eroberung, nach der er seine Heimatstadt verließ und sich auf römischem Gebiet in Edesssa niederließ.
Die Ausgabe enthält insgesamt 35 Homilien, von denen 21 vom Passahfest, neun von der Kreuzigung und fünf von der Auferstehung handeln. Das macht deutlich, dass die liturgische Erinnerung mehr auf die Passion und die Höllenfahrt Christi als auf die Auferstehung gerichtet ist. Der Sitz im Leben dieser Hymnen, deren Sprache auf eine enge Beziehung zu den gottesdienstlichen Hörern schließen lässt, liegt vermutlich in den Vigilien der Osterwoche. Inhaltlich fallen die zahlreichen Bezugnahmen auf das Alte Testament auf, darunter besonders auf den Bericht über die Einsetzung des Passahfestes in Exodus 12–14. Die Opferung des Lammes bildet das Zentrum der eucharistischen Theologie Ephraims. Dem entspricht die Betonung des Kreuzes, jedoch nicht in der paulinischen Interpretation, sondern verstanden als Medizin und Heilmittel zur Befreiung. Das Passionsgeschehen wird in den Begriffen eines ehelichen Dramas zwischen Gott und seinem Volk beschrieben, das durch den Abstieg Christi zur Hölle eine Wende nimmt, die in Relation zum Frühling gedeutet wird. Die Sprache ist poetisch und lyrisch, von einer schwingenden und gesanglichen Metrik geprägt, was in der französischen Übersetzung in gelungener Weise zum Ausdruck kommt. Dass der Herausgeber dabei an die Übersetzungen von Rouwhorst (1989), Cerbelaud (1995) und Beck (1964) anknüpfen kann, schmälert sein Verdienst nicht. Ein Bibelstellenregister sowie zwei Indizes zu Themen und Personen runden die Ausgabe ab, mit der ein wichtiger Text der ostkirchlichen Liturgiegeschichte erschlossen wird.


5) Theologische Kontroversen in der Reichskirche


Die Bittschrift an die Kaiser des römischen Presbyters Faustinus führt in die Zeit des ausgehenden 4. Jh.s und bietet einen Einblick in die nachnizänischen Lehrauseinandersetzungen.12 Der Autor, der mit einer Schrift gegen die Arianer auf sich aufmerksam ge­macht hatte, gehörte in Rom zu einer »Luciferianer« genannten Gruppe, die sich von der katholischen Kirche getrennt hatten. Im Mittelpunkt dieser Gruppe stand Bischof Lucifer von Cagliari (†370), der sich unter Hinweis auf die (alt-)nizänische Lehre der Homoousie von Vater und Sohn der Gemeinschaft mit Priestern und Bischöfen verweigerte, die den von ihm als Arianer bezeichneten Homöern bzw. Homöousianern angehörten. Auf dem Konzil von Rimini (359) kam es darüber zu einem Schisma, das bis zum Ausgang des 4. Jh.s anhielt. Die Rekonstruktion dieses Schismas und seiner Auswirkungen ist schwierig wegen der fragmenta­rischen und unvollständigen Überlieferung. Außerdem hat sich dieser Konflikt fast untrennbar mit einer anderen Auseinandersetzung vermischt, dem von 366 bis 375 dauernden Papstschisma zwischen (Papst) Damasus und (Gegenpapst) Ursinus, da man glaubte, dass die Luciferianer sich gegen den Bischof von Rom auf die Seite des Gegenpapstes gestellt hätten. Die Quellenlage ist dadurch charakterisiert, dass zwei Texte über den Konflikt Auskunft geben. Die katholische Sicht erhellt ein fiktiver Dialog zwischen einem Anhänger der Luciferianer und einem Vertreter der Kirche, in dem um die Frage gestritten wird, ob die (Wieder-)Aufnahme arianischer Geistlicher zulässig ist (Altercatio Luciferiani et Orthodoxi). Diese Schrift, die Hieronymus um 380 in Rom verfasst hat, liegt in den Sources Chrétiennes bereits vor (SC 473). Die Sicht der Gegenseite wird von zwei Priestern der römischen Gemeinde der Luciferi­aner, Faustinus und Marcellinus, entfaltet. In ihrer Schrift, die sich am Gerichtsverfahren orientiert und Züge einer Verteidigungsrede wie einer Kampfschrift trägt, appellieren die Verfasser an den by­zantinischen Kaiser Theodosius, die Arianer zu bekämpfen, und fordern zugleich Schutz vor den Anfeindungen der Katholiken (Libellus precum). Damit in Verbindung steht ein kurzer Text, in dem Faustinus dem Kaiser sein Glaubensbekenntnis erläutert (Confessio fidei). Die kaiserliche Antwort auf beide Schriften liegt in einem Brief an den Praefekten der Praetorianer, Cynégrius, vor, worin die Rechtgläubigkeit der Verfasser gelobt, zugleich aber gefordert wird, diese sollten sich der katholischen Kirche einordnen (Lex Augusta). In der Einführung bietet Aline Canellis, Professor für lateinische Literatur an der Universität Reims, eine geschichtliche Einordnung der Texte und gibt einen Einblick in die religiöse Krise, die das römische Reich und die katholische Kirche im 4. Jh. erschüttert hat. Die Frage, ob es sich um Häretiker oder Schismatiker handelt, wird in Übereinstimmung mit den zeitgenössischen Urteilen (Ambrosius, Rufin, Sulpicius) so beantwortet, dass das Selbstverständnis der Luciferianer als »katholische Gläubige« in nizänischer Tradition durchaus zutreffe, diese sich aber durch ihr Verhalten außerhalb der katholischen Kirche gestellt hätten.
Canellis bietet für die genannten Schriften eine Edition, die nach kritischer Durchsicht aller Handschriften die von O. Günther in der Wiener Kirchenvä­ter­ausgabe (CSEL 35) vorgelegte Textausgabe – mit einigen Veränderungsvorschlägen – bestätigt und mit einem kritischen Apparat versieht, der die bereits vorliegenden Textausgaben in PL, CSEL und CCL einbezieht. Außerdem sind – neben der gelungenen französischen Übersetzung – eine ausführliche Bibliographie sowie ein Personen- und ein Bibelstellenregister beigefügt.
In der Mitte des 6. Jh.s erregte die Kontroverse um die drei ostkirchlichen Theologen Theodor von Mopsuestia, Theodoret von Cyrus und Ibas von Edessa die Gemüter. Streitpunkt war deren (vermeintlich) nestorianisierende Interpretation des Chalcedonense. Die kaiserliche Verurteilung der drei Theologen, unternommen in dem Bemühen, die orientalischen Monophysiten für die Reichskirche zurückzugewinnen, fand im Abendland ein geteiltes Echo. Papst Vigilius schloss sich ihr, wenn auch mit Zögern und Rückziehern, auf kaiserlichen Druck hin an. Demgegenüber stellte sich der nordafrikanische Bischof Facundus von Hermiane († um 570) auf die Seite der sog. Drei Kapitel und verfasste zu ihrer Verteidigung die Streitschrift Pro defensione trium capitulorum. Von diesem umfang-reichen Werk liegen in den Sources Chrétiennes bereits die Bücher 1–10 vor (SC 471, 478, 479, 484; vgl. ThLZ 139 [2005], 1140/41). Mit der vorliegenden Veröffentlichung wird die Edition abgeschlossen.13 Buch 11 zitiert und analysiert Auszüge aus den Schriften von Kirchenvätern, die vergleichbare Auffassungen wie Theodor von Mopsuestia vorgetragen haben: Eustathius von Antiochien, Athanasius, Amphilochius von Ikonium, Gregor von Nyssa, Johannes Chrysos­tomus und Cyrill von Alexandrien. Buch 12 bringt Nachträge und Erläuterungen zu den vorangegangenen Büchern.
Facundus präzisiert den Begriff »Häresie«, bekräftigt mit weiteren Dokumenten seine Deutung des Chalcedonense, lobt die Kaiser Marcian und Leon I., die sich den Bischöfen in Fragen des Glaubens untergeordnet haben, und wirft Kaiser Zeno vor, durch die Veröffentlichung des Henotikon in der Kirche große Verwirrung gestiftet zu haben. Das Buch schließt mit einer eindringlichen Mahnung an Kaiser Justinian. Die Edition enthält noch zwei weitere Schriften ähnlichen Inhalts. In Contra Mocianum Scholasticum wendet sich Facundus an Bischöfe und Geistliche, den Versuchen eines gewissen Mocianus zu widerstehen, der in Afrika mit gelehrten Argumenten für die Verdammung der Drei-Kapitel eintritt. In der Epistula fidei catholicae in defensione trium capitulorum verurteilt ein unbekannter Theologe mit scharfen Worten diejenigen, welche die Verurteilung der drei Kapitel akzeptiert haben.
Die Edition übernimmt die in CCL veröffentlichte textkritische Ausgabe. Anne Fraïsse-Bétoulières, Dozentin für lateinische Literatur an der Université Paul-Valéry in Montpellier, und Aimé Solignac, Mitglied des Instituts der Sources Chrétiennes, haben die Einführungen zu den drei Schriften verfasst und diese mit einer Übersetzung und kommentierenden Anmerkungen versehen.


6) Geistliche Theologie im Ausgang der Antike


Der aus Aquitanien stammende Sulpicius Severus († 420) gehört – wie auch Hieronymus (siehe unter 2) – in die Geschichte des frühen abendländischen Mönchtums. Seine Werke umfassen neben einer Weltchronik (SC 441, vgl. ThLZ 126 [2001], 460/1) vor allem monastische Schriften, die dem Leben und Wirken des Martin von Tours gewidmet sind. Aus seiner Feder stammt die Vita Martini (SC 133–135, vgl. ThLZ 94 [1969], 918–920). Ihnen zur Seite gestellt sind die Dialoge über die Tugenden des heiligen Martin, mit denen Sulpicius seine Vita ergänzt und die Überlegenheit des abendländischen Mönchtums gegenüber den Orientalen nachweist.14 Literarisch handelt es sich um einen ›hagiographischen Dialog‹ zwischen Sulpicius und zwei Schülern des heiligen Martin, darunter ein gewisser Gallus, nach dem dieses Werk auch seinen Titel erhalten hat. Sulpicius geht es darum, die Wahrheit der Wunder des heiligen Martin aufzuzeigen. Hintergrund sind wachsende Zweifel an deren Authentizität, die nach Martins Tod (397) laut geworden sind. Diese sollen mit der vorliegenden Schrift, die um 401 entstanden ist, widerlegt werden, um den Kritikern des martinischen Mönchtums Wind aus den Segeln zu nehmen.
In Buch 1 berichtet Postumianus, ein Schüler Martins und Freund des Sulpicius, von seiner Pilgerfahrt nach Ägypten, den Begegnungen mit den Wü­stenvätern, der Verbreitung der Vita Martini in Ägypten, aber auch von den Auseinandersetzungen zwischen Mönchen und Bischöfen um den Origenismus. Buch 2 und Buch 3 enthalten Be­richte, Erzählungen, Zeugnisse und andere Texte, die das wunderhafte Wirken Martins belegen sollen, weswegen in der Forschung bereits von einer »zweiten Vita« gesprochen wurde. Tatsächlich wird die Vita Martini durchaus ergänzt, doch stellt Gallus ein eigenständiges Werk dar, das das Themenspektrum in der Gestalt eines literarischen Dialogs zwischen Sulpicius und Gallus entfaltet.
Der vorliegende Band enthält eine kritische Textedition, die von Jacques Fontaine, Mitglied des Instituts der Sources Chrétiennes, neu erstellt wurde. Fontaine, der auch die Vita Martini herausgegeben hat, bezieht sich dabei auf die von Carolus Halm in der Wiener Kirchenväterausgabe (CSEL 1) vorgelegte Edition, unterzieht die Textgrundlage jedoch einer eingehenden Prüfung und erweitert sie um einen bisher nicht berücksichtigten Textzeugen, den Codex Dublinensis. Darauf aufbauend bietet die Edition einen völlig neuen Apparat mit zahlreichen Textvarianten. Von Fontaine stammt auch die Einführung, die eine literarische Analyse und zeitgeschichtliche Einordnung dieses Werkes enthält. Hinzuweisen ist noch da­rauf, dass auch die Übersetzung sowie die Anmerkungen von Fontaine ge­schrieben wurden. Mit der Publikation der »Dialoge« liegen die Werke des Sulpicius Severus in den Sources Chrétiennes vollständig vor.
Alcimus Ecdicius Avitus († 518) ist eine der herausragenden christlichen Persönlichkeiten im Ausgang der spätrömischen Antike. In der Völkerwanderungszeit trägt er dazu bei, die antike Tradition an die neuentstandenen Germanenreiche zu vermitteln. Avitus entstammt dem gallisch-römischen Senatorenadel. Mit Kaiser Avitus und Sidonius Apollinaris ist er verwandt. Als er 490 zum Bischof von Vienne geweiht wird, setzt er sich in dem überwiegend arianisch geprägten burgundischen Königreich für die Stärkung der katholischen Kirche als Garant der alten römischen Einheit ein. Anfang des 6. Jh.s gelingt es ihm, das burgundische Herrscherhau s– den Anfang macht der Thronerbe Sigismund – für den katholischen Glauben zu gewinnen. Unter seiner Leitung tritt 517 das erste burgundische Konzil zusammen. Sein Engagement im politischen Leben bezeugen 86 Briefe, die ihn im Gespräch mit den führenden Persönlichkeiten der Zeit zeigen. Wichtig sind auch seine Predigten, von denen aber nur wenige vollständig erhalten sind. Geistesgeschichtliche Bedeutung hat sein um 500 entstandenes biblisches Epos De spiritalis historiae gestis. Dabei handelt es sich um fünf Gesänge, die in Hexametern geschrieben sind. Band 1 mit den Gesängen I–III liegen bereits vor (SC 444). Darin wird der Anfang der Heilsgeschichte geschildert: Schöpfung, Sündenfall und Vertreibung aus dem Paradies (Gen 1–3). Der vorliegende Band II mit den Gesängen IV–V schließt die Edition ab.15 Gesang IV hat die Sintflut zum Thema und schließt mit der Versöhnung zwischen Gott und Noah und dem Regenbogen als Zeichen des Bun­desschlusses und Symbol der Taufe (Gen 6–9). Gesang V beschreibt die Leiden des Volkes Israel in Ägypten, die Plagen, welche Gott über die Bedrücker verhängt, den Auszug Israels aus Ägypten, die Speisung mit Manna als Symbol der Eucharistie, den Durchzug durch das Rote Meer und den Untergang des sie verfolgenden ägyptischen Heeres. Auch wenn die Themen dem Alten Testament entnommen sind, stellt das Epos eine Verherrlichung des Heilswerkes Christi dar, das in Adam (I–III), Noah (IV) und Moses (V) präfiguriert wird. Die Schrift ist in einer gepflegten Sprache geschrieben und richtet sich an Menschen, die für Bildung und Kultur der klassischen Antike aufgeschlossen sind. Klassische Poesie, biblische Themen und patristisches Denken prägen die fünf Gesänge, die, wie die Herausgeberin Nicole Hecquet-Noti, Universität Genf, in ihrer Einleitung hervorhebt, eines der besonders gelungenen Beispiele der Verbindung von antiker Kultur und christlicher Spiritualität darstellen. Mit diesen Bänden wird diese wichtige Schrift, die bisher nur in der Patrologia Latina vorlag, erstmals in einer kritischen Edition zu­gänglich.
Über die Editionsprinzipien informiert die Herausgeberin im ersten Teilband. Mit dem vorliegenden zweiten Teilband ist die Edition abgeschlossen, die sich durch die gelun­gene französische Übersetzung und mehrere Register leicht er­schließt.


7) Predigt und Geschichtsschreibung im Frühmittelalter


Die Werke von Gregor dem Großen liegen in den Sources Chré­tiennes bereits in nennenswertem Umfang vor. Dazu zählen die Auslegung des Hohenliedes (SC 314), die Dialoge (SC 251, 260, 265), die Predigten über Ezechiel (SC 327, 360; vgl. ThLZ 112 [1987], 679), der Kommentar zum Hiobbuch (SC 32, 212, 221, 476), die Briefe (SC 370, 371; vgl. ThLZ 117 [1992], 414 f.) sowie die Pastoralregel (SC 381, 382; vgl. ThLZ 118 [1993], 408). Mit den Homilien über die Evangelienperikopen wird die Edition der Werke dieses bedeutenden Papstes des Frühmittelalters fortgesetzt.16 Die Sammlung der insgesamt 40 Evangelienpredigten geht auf Gregor selbst zurück. Wie wir seinem an einen nahe-stehenden Bischof gerichteten Brief, den Gregor der Sammlung vorangestellt hat, entnehmen können, ist die Zu­sam­menstellung chronologisch aufgebaut. Das trifft zwar, wie die Herausgeber zeigen, nur eingeschränkt zu. Sicher ist jedoch, dass es sich bei den ersten 20 Predigten, die im vorliegenden Band abgedruckt sind, um Homilien handelt, die Gregor im ersten Jahr seines Pontifikates zwischen November 590 und März 591 gehalten hat. Die Sammlung wird eröffnet mit einer Predigt am 1. Sonntag im Advent des Jahres 590 über die Wiederkunft des Menschensohnes (Lk 21,25–33).
Die weiteren 19 Predigten sind dem Kirchenjahr folgend an den Adventssonntagen, zu Weihnachten, Silvester und Epiphanias sowie an den ersten Sonntagen der Fastenzeit gehalten worden. Außerdem findet der Heiligenkalender (Gedenktage der Heiligen Felix, Andreas, Agnes, Silvester) Berücksichti­gung. Die Predigten behandeln vor allem Texte aus dem Matthäusevangelium (10), aber auch aus dem Lukas- (6) und dem Johannesevangelium (3); das Markusevangelium fehlt. Die Predigten des ersten Teilbandes unterscheiden sich von den für den zweiten Teilband vorgesehenen Predigten vor allem durch ihre Länge. Offenbar sind sie von Gregor zunächst an Sekretäre diktiert und danach bei liturgischen Anlässen in den verschiedenen Kirchen Roms dem Volk vorgelesen worden, während die späteren Predigten von Gregor selbst gehalten wurden.
Wie Bruno Judic, Mediävist an der Universität Tours, in seiner Einführung feststellt, ist die homiletische Sprache einfach und gepflegt. Gregor wendet sich direkt an die römischen Gemeinden. Als Hirte weiß er sich bei seinen Gläubigen, er kennt ihre Erwartungen, Sorgen und Nöte, die durch die Ereignisse der Völkerwanderungszeit, den Durchzug gotischer Heere und den Niedergang des römischen Reichs geprägt sind. Bemerkenswert ist die Fähigkeit Gregors, diese Erfahrungen aufzunehmen und homiletisch zu verarbeiten. Durch kleine Ge­schichten, Anekdoten und Beispielerzählungen versucht er die Aufmerksamkeit der Hörer zu gewinnen, die Botschaft des Evangeliums zu illustrieren und die moralischen Konsequenzen für das Leben aufzuzeigen. Damit entwickelt er einen neuen, lebendigen homiletischen Stil, der sich von den patristischen Vorbildern deutlich unterscheidet und in die Predigtpraxis des Mittelalters vorausweist.
Der lateinische Text der Homilien wurde von Raymond Étaix († 2004) nach langjährigen Vorarbeiten für das Corpus Christianorum (CCL 141, 1999) er­stellt und für die vorliegende Ausgabe mit kleineren Änderungen übernommen. Die Übersetzung wurde von Charles Morel († 2004) erarbeitet, der auch bei Gregors Homilien für Ezechiel (SC 327, 360) die Übersetzung vorgelegt hatte. Die Veröffentlichung des zweiten Teilbandes, der die Homilien 21–40 enthält, wird hoffentlich nicht mehr lange auf sich warten lassen.
Beda Venerabilis (673/4–735) gehört zu den großen lateinischen Schriftstellern des frühen Mittelalters. Leben und Wirken sind untrennbar mit dem Kloster Wearmouth-Jarrow (Northumbrien) verbunden. Zu seinem Œuvre gehören neben grammatischen Handbüchern vor allem theologische Schriften und historische Abhandlungen. Unter den Geschichtswerken hat die Historia ecclesiastica gentis Anglorum eine herausragende Bedeutung. Dieses epochemachende Werk, das bisher nur in unzureichenden Textausgaben vorlag, wird mit der vorliegenden dreibändigen Ausgabe in den Sources Chrétiennes erstmals in einer kritischen Edition herausgegeben.17 Die Verbreitung und Popularität dieses Werkes zeigt sich darin, dass es bis ins späte Mittelalter in mehr als 160 Handschriften überliefert wurde. Michael Lapidge, Literaturwissenschaftler in Cambridge, hat die Edition auf der Basis der ältesten Handschriften erstellt, der Codizes von Sankt Petersburg, London und Cambridge, die auf einen autographischen Text Bedas zurück­geführt werden können. Mit der Edition wird der (kirchen-)historischen Forschung ein Werk erschlossen, das für die frühmittelalterliche Geschichte von zentraler Bedeutung ist. Darin stellt Beda die Geschichte seines Volkes in einem groß angelegten Erzählbogen dar. Die Darstellung beginnt mit der Eroberung Britanniens durch Julius Caesar. Die früheste Kontaktaufnahme zwischen dem britischen Königshof und dem römischen Pontifex wird auf das 2 .Jh. datiert. Die weitere Geschichte Britanniens ist bestimmt durch die römische Herrschaft, den allmählichen Rückzug seit der Zerstörung Roms durch die Goten, die Missionsreise des Palladius zu den Schotten und die Ankunft der Angeln auf der Insel. Einen Wendepunkt bedeutet das Wirken Gregors des Großen: die Aussendung von Mönchen zur Missionspredigt unter den Angeln, die Bindung der neuen Christen an Rom durch Übersendung des Palliums, die Erhebung des Mönchs Augustin zum Bischof der Angeln und die Annahme des christlichen Glaubens durch die Sachsen im Ostteil der Insel (Buch I). Damit beginnt die eigentliche Kirchengeschichte der angelsächsisch gewordenen britischen Insel, die Beda von der Weihe des Paulinus zum Bischof von Northumbrien (625) bis zum Tod des Erzbischofs Berctuald (731) unter Berücksichtigung der politischen und kulturellen Entwicklungen detailliert erzählt (Buch II–V).
Wie André Crépin, Professor an der Sorbonne, in seiner Einleitung zeigt, verfährt Beda in seinem Werk durchaus nach den Regeln wissenschaftlicher Arbeit: die Zeitangaben werden präzise bestimmt, die Dokumente belegt, die Quellen sorgfältig wiedergegeben, die Kapitel in einer logischen Folge aufgebaut. Die Sprache Bedas ist von Sachlichkeit geprägt, lässt jedoch auch inneres Engagement erkennen. Es ist deutlich, dass er – geschult durch das Studium in der klösterlichen Bibliothek – sein Werk in der Tradition spätantiker Ge­schichtsschreibung verfasst hat und dabei an Vorbilder wie Rufin von Aquileia, Cassidor, Isidor von Sevilla und Gregor von Tours anknüpfen wollte. Die französische Übersetzung, die Pierre Monat und Philippe Robin, Professoren für lateinische Philologie an der Universität Franche-Comté, erstellt haben, zeichnet sich dadurch aus, dass sie nahe am lateinischen Original gehalten ist. Die Anmerkungen geben nicht nur über Quellen und Untersuchungen Auskunft, sondern auch über die altenglische Übersetzung des 9. Jh.s. Die Benutzung der neuen Edition wird durch mehrere Register, eine ausführliche Bibliographie sowie eine Karte Englands zur Zeit der Historia ecclesiastica erleichtert.


8) Theologie der »byzantinischen Renaissance«


Bei dem von einem Anonymus verfassten Kommentar über die christliche Paraphrase des Handbuchs des Epiktet handelt es sich um eine Schrift, in deren Text- und Überlieferungsgeschichte sich das Fortwirken der antiken Philosophie sowie ihre christliche Rezeption in der byzantinischen Kirche spiegeln.18 Den Ausgangspunkt markiert Epiktet (50–130 n. Chr.), einer der bedeutendsten Vertreter der Stoa in der römischen Kaiserzeit. Seine Philosophie wurde der Nachwelt durch die Aufzeichnungen seines Schülers Arrianus überliefert, der die Gespräche mit seinem Lehrer in einem Handbuch (»Encheiridion«) zusammengefasst hat. Epiktet vertritt darin eine Tugend-Ethik, welche die Befähigung des Menschen zum sittlichen Handeln und die Übereinstimmung mit Gott und die Ergebenheit in seinen Willen als Ziel dieses Handelns propagiert. Die religiöse Prägung dieser Philosophie hat bereits die griechischen Kirchenväter (Justin, Klemens, Origenes) an Epiktet anknüpfen lassen. Sie ist auch der Grund dafür, dass in der byzantinischen Kirche drei christliche Überarbeitungen des Handbuchs geschrieben wurden. Die wichtigste von ihnen ist die Paraphrasis christiana, die in der slawischen Tradition Maximus Confessor († 662) zugeschrieben wird und wohl auch darum weite Verbreitung gefunden hat. Es ist diese christliche Paraphrase des Epiktet-Handbuchs, die zum Gegenstand einer kommentierenden Bearbeitung gemacht wurde.
Der Text dieses Kommentars war bislang nur teilweise bekannt. Das hing mit der schwierigen Handschriftenüberlieferung zusammen, die Michel Spanneut, Literaturwissenschaftler an der Universität Lille, in seiner Einleitung erläutert. Mit der vorliegenden Neuausgabe, in der zwei jüngst identifizierte Handschriften berück­sichtigt wurden, legt Spanneut erstmals eine vollständige Ausgabe dieses Kommentars der Paraphrasis christiana vor.
Wer der Autor ist, muss nach wie vor offen bleiben. Der anonyme Verfasser stellt seine Lehre als christliche Philosophie vor. Der Mensch wird als Vernunftwesen bezeichnet, das über einen freien Willen verfügt und zu einem sittlichen und religiösen Leben gelangen kann. Charakteristisch sind der Vorrang der Moral, die Verurteilung der Leidenschaften und die Betonung der menschlichen Autonomie beim Tugendstreben. Der Herausgeber, der seit seiner Dissertation über den Stoizismus der Kirchenväter (1956) mehrere Studien zum Thema vorgelegt hat, bezeichnet die geistige Haltung des Verfassers als »stoischen Humanismus«, der sich aus neoplatonischem und epiktetischem, aber auch aus christlichem Denken speist. Die Entstehung dieser Schrift kann auf das 8./9. Jh. datiert werden kann. Sie erweist sich damit als ein wichtiges Zeugnis der »byzantinischen Renaissance« und des christlichen Humanismus im Umfeld von Photios und Arethas.


9) Monastische Predigt im Hochmittelalter


Die Werke Bernhards von Clairvaux finden in den Sources Chré­tiennes seit Langem besondere Aufmerksamkeit. Zu den Editions­projekten der letzten Jahre gehören die Predigten zum Hohelied, von denen bereits vier Bände mit 68 Predigten vorliegen (SC 414, 431, 452, 472; vgl. ThLZ 122 [1997], 410 f.; 124 [1999], 1077 f.; 130 [2005], 1144). Die Edition wird mit dem vorliegenden Band, der die Predigten 69–86 enthält, abgeschlossen.19 Der größere Teil von ihnen ist zwischen 1145 und 1148 entstanden. Die Ausrufung des Zweiten Kreuzzuges bedeutete jedoch einen Einschnitt für Bernhard; außerdem schrieb er in dieser Zeit die an seinen Ordensbruder Eugenius III. gerichtete Schrift De consideratione. Zwischen 1148 und 1153 entstanden daher nur sechs Predigten zum Hohelied. In den Predigten 69–79 gibt Bernhard eine Wort-für-Wort-Auslegung von Hhld 2,16–17 sowie 3,1–4 und kehrt dann in den Predigten 80–86 zu Hhld 3,1 zurück. Er entwickelt die Themen seiner geistlichen Theologie und bezieht sie auf die Lebenssituation seiner Hörer. Außerdem setzt er sich mit den theologischen Lehren Wilhelms von Thierry und Gilberts von Poitiers auseinander. Das durchgängige Thema der Predigten ist die Liebe der drei göttlichen Personen sowohl zueinander als auch zum Menschen. Die wichtigste Quelle des Lebens ist die Liebe Christi, mit der dieser sich dem Menschen zuwendet und ihn zur antwortenden Liebe bewegt. Bernhard verschweigt nicht die Schwierigkeiten, die sich der Suche nach Gott in den Weg stellen und nur mit Hilfe des Heiligen Geistes überwunden werden können. Das Ziel ist deutlich: Im Bild von Braut und Bräutigam entwirft Bernhard die Vision von der mystischen Begegnung des Gott Suchenden mit dem im Geist gegenwärtigen Gott durch die Liebe Christi. Die letzte Predigt endet

Die reiche Predigttätigkeit Bernhards wird in den Sources Chré­tiennes nicht nur durch die Predigtreihen zum Hohelied oder zum Kirchenjahr (SC 480/481; vgl. ThLZ 130 [2005], 1144/5) dokumentiert. In mehreren Bänden, von denen jetzt der erste mit 22 Predigten vorliegt, werden auch die übrigen Predigten, die der Abt von Clairvaux bei verschiedenen Anlässen gehalten hat, vorgelegt.20 Die Authentizität dieser Predigten ist nicht zweifelhaft. Ihre Zu­sam­menstellung geht jedoch ebensowenig auf Bernhard zurück wie die Titelüberschriften, die nach seinem Tod von den Mönchen des Skriptoriums in Clairvaux formuliert wurden. Der Unterschiedlichkeit der Entstehungssituationen entspricht die Vielfalt der Themen. In ihnen spiegelt sich das Spektrum der geistlichen Theo­logie Bernhards.
Die Predigten handeln von Gehorsam und Geduld (2), von den Gaben des Heiligen Geistes gegen die Laster (14), vom geistlichen Aufstieg (4, 17, 21), vom Leben im Glauben (1) und von der Vollendung, die im Ruhm des Vaters, des Sohnes und des Geistes der Wahrheit ihren Ausdruck findet (7). Einige Predigten geben eine Auslegung bestimmter Schriftworte aus dem Alten (3, 5, 9) und dem Neuen Testament (9, 18–21). In einer Predigt über die Taufe unterscheidet Bernhard zwischen der Wassertaufe und einer zweiten Taufe, die er auf die Konversion zum monastischen Leben bezieht (11). In ihrer Einleitung verweist Françoise Callerot, Abtei Notre-Dame des Gardes, auf den thematischen Zusammenhang zwischen den vorliegenden Predigten und der Schrift Über die Gnade und den freien Willen, mit der sich Bernhard in die im 12. Jh. geführte theologische Debatte über das Verhältnis von Gnade und freiem Willen eingeschaltet hatte (SC 393). Bernhard erweise sich in den Predigten als ein monastischer Lehrer, was sich auch im Wortgebrauch zeige, wenn wiederholt von »conversio«, »fuga mundi«, »contritio cordis«, »labor et dolor«, »oboedientia«, »discretio« und »vigilantia« die Rede sei. Vor allem aber sei Bernhard ein Lehrer der Bibel, wie die endlose Reihe von Schriftzitaten, insbesondere aus dem Psalter, deutlich mache.
Wie bei den Hoheliedpredigten übernimmt auch diese Ausgabe die kritische Edition der Sancti Bernardi Opera von Jean Leclercq, Henri Rochais und Charles H. Talbot. Neu hinzugekommen ist ein Register der Bibelstellen sowie die sorgfältige französische Übersetzung, die von Pierre-Yves Émery, Taizé, er­stellt wurde.

Fussnoten:

1) Tertullien: Le Manteau. (De pallio). Introduction, texte chritique, traduction, commentaire et index par M. Turcan. Paris: Cerf 2007. 254 S. 8° = Sources Chrétiennes, 513. Kart. EUR 29,00. ISBN 978-2-204-08493-2.
2) Cyprien de Carthage: L’unité de l’église (De ecclesiae catholicae vnitate). Texte critique du CCL 3 (M. Bévenot). Introduction par P. Siniscalco et. P. Mattei. Traduction par M. Poirier. Apparats, notes appendices et index par P. Mattei. Paris: Cerf 2006. XVIII, 334 S. 8° = Sources Chrétiennes, 500. Kart. EUR 34,00. ISBN 2-204-08132-9.
3) Ambrosiaster: Contre les Paiens (Questions sur l’Ancien et le Nouveau Testament 114) et Sur le Destin. (Questions sur l’Ancient et le Nouveau Testament 115). Introduction, texte critique, traduction et notes par M.-P. Bussières. Paris: Cerf 2007. 273 S. 8° = Sources Chrétiennes, 512. Kart. EUR 30,00. ISBN 978-2-204-08423-9.
4) Jérôme: Homélies sur Marc. Texte latin de G. Morin (CCL 78). Introduction, traduction et notes par J.-L. Gourdain. Paris: Cerf 2005. 232 S. 8° = Sources Chrétiennes, 494. Kart. EUR 27,00. ISBN 2-204-07928-6.
5) Jérôme: Trois Vies de Moines. (Paul, Malchus, Hilarion). Introduction par P. Leclerc, E. M. Morales, A. d. Vogüé. Texte critique par E. M. Morales. Traduction par P. Leclerc. Notes de la traduction par E. M. Morales et P. Leclerc. Paris: Cerf 2007. 337 S. 8° = Sources Chrétiennes, 508. Kart. EUR 39,00. ISBN 978-2-204-08276-1.
6) Les Apophtegmes des Pères. Collection systématique. Chapitres XVII–XXI. Texte critique, traduction, et notes par J.-C. Guy (†). Ouvrage publié avec le concours de l’Œuvre de l’Orient. Paris: Cerf 2005. 471 S. 8° = Sources Chrétiennes, 498. Kart. EUR 35,00. ISBN 2-204-07957-X.
7) [Évagre le Pontique:] Chapitres des disciples d’Évagre. Édition principes du texte grec, introduction, traduction, notes et index par P. Géhin. Ouvrage publié avec le concours de l’Œuvre d’Orient. Paris: Cerf 2007. 349 S. 8° = Sources Chrétiennes, 514. Kart. EUR 38,00. ISBN 978-2-204-08468-0.
8) Socrate de Constantinople: Histoire ecclésiastique. Livres II–III. Texte grec de l’édition G. C. Hansen (GCS). Traduction par P. Périchon (†) et P. Maraval. Notes par P. Maraval. Ouvrage publié avec le concours de l’Œuvre d’Orient. Paris: Cerf 2005. 366 S. 8° = Sources Chrétiennes, 493. Kart. EUR 30,00. ISBN 2-204-07866-2; Livres IV–VI. Texte grec de l’édition G. C. Hansen (GCS). Traduction par P. Périchon (†) et P. Maraval. Introduction et notes par P. Maraval. Ouvrage publié avec le concours de l’Œuvre d’Orient. Paris: Cerf 2006. 362 S. 8°= Sources Chrétiennes, 505. Kart. EUR 32,00. ISBN 978-2-204-08170-2; Livre VII. Texte grec de l’edition G. C. Hansen (GCS). Traduction par P. Périchon (†) et P. Maraval. Introduction, notes et index par P. Maraval. Paris: Cerf 2007. 224 S. 8° = Sources Chrétiennes, 506. Kart. EUR 24,00. ISBN 978-2-204-08171-9.
9) Sozomène: Histoire ecclésiastique. Livres V–VI. Texte grec de l’édition J. Bidez et G. C. Hansen (GCS). Introduction et annotation par G. Sabbah. Traduction par A.-J. Festugière (†) et B. Grillet. Ouvrage publié avec le concours de l’Œuvre d’Orient. Paris: Cerf 2005. 493 S. m. Ktn. 8° = Sources Chrétiennes, 495. Kart. EUR 29,00. ISBN 2-204-07918-9.
10) Théodoret de Cyr: Histoire ecclésiastique. Tome I (Livres I–II). Texte grec de L. Parmentier et G. C. Hansen (GCS, NF 5, 19983) avec annotation par J. Bouffartigue. Introduction par A. Martin. Traduction par P. Canivet. Revue et annotée par J. Bouffartigue, A. Martin, L. Pietri et F. Thelamon. Ouvrage publié avec le concours de l’Œuvre d’Orient. Paris: Cerf 2006. 530 S. m. Tab. u. Ktn. 8° = Sources Chrétiennes, 501. Kart. EUR 45,00. ISBN 2-204-08023-3.
11) Éphrem de Nisibe: Hymnes pascales. Introduction, traduction du Syriaque et notes par F. Cassingena-Trévedy. Ouvrage publié avec le concours de l’Œuvre d’Orient. Paris: Cerf 2006. 334 S. 8° = Sources Chrétiennes, 502. Kart. EUR 29,00. ISBN 2-204-08155-8.
12) Faustin (et Marcellin): Supplique aux empereurs (Libellvs Precvm et Lex Avgvsta). Précédé de Faustin: Confession du foi. Introduction, texte critique, traduction et notes par A. Canellis. Paris: Cerf 2006. 261 S. 8° = Sources Chrétiennes, 504. Kart. EUR 26,00. ISBN 978-2-204-08200-6.
13) Facundus d’Hermiane: Défense des trois chapitres (à Justinien). Tome IV: Livres XI–XII. Texte critique (CGL 90 A) par J.-M. Clément et R. Vander Plaetse. Introduction, traduction et notes par A. Fraïsse-Bétoulières. Contre Mocianus. Épître de la foi catholique. Texte critique (CGL 90 A) par J.-M. Clément et R. Vander Plaetse. Introduction, traduction et notes par A. Solignac. Ouvrage publié avec le concours du Conseil Général du Rhône. Paris: Cerf 2006. 357 S. 8° = Sources Chrétiennes, 499. Kart. EUR 33,00. ISBN 2-204-07961-8.
14) Sulpice Sévère: Gallus. Dialogues sur les »vertus« de Saint Martin. Introduction, texte critique, traduction et note par J. Fontaine avec la collaboration de N. Dupré. Paris: Cerf 2006. 380 S. m. Ktn. 8° = Sources Chrétiennes, 510. Kart. EUR 42,00. ISBN 978-2-204-08302-7.
15) Avit de Vienne: Histoire spirituelle. Tome II (Chants IV–V). Introduction, texte critique, traduction et notes par N. Hecquet-Noti. Paris: Cerf 2005. 254 S. 8° = Sources Chrétiennes, 492. Kart. EUR 27,00. ISBN 2-204-07925-1.
16) Grégoire le Grand: Homélies sur l’évangile. Livre I. Homélies I–XX. Texte latin, introduction, traduction et notes par R. Étaix (†), Ch. Morel (†) et B. Judic. Paris: Cerf 2005. 480 S. 8° = Sources Chrétiennes, 485. Kart. EUR 41,00. ISBN 2-204-07691-0.
17) Bède le Vénérable: Histoire ecclésiastique du peuple anglais (Historia ecclesiastica gentis Anglorum). Tome I (Livres III). Introduction et notes par A. Crépin. Texte critique par M. Lapidge. Traduction par P. Monat et Ph. Robin. Paris: Cerf 2005. 433 S. 8° = Sources Chrétiennes, 489. Kart. EUR 33,00. ISBN 2-204-07849-2; Tome II (Livres III–IV). Introduction et notes par A. Crépin, texte critique par M. Lapidge, traduction par P. Monat et Ph. Robin. Paris: Cerf 2005. 423 S. 8° = Sources Chrétiennes, 490. Kart. EUR 35,00. ISBN 2-204-08012-8; Tome III (Livre V). Introduction et notes par A. Crépin, texte critique par M. Lapidge, traduction par P. Monat et Ph. Robin. Paris: Cerf 2005. 251 S. 8° = Sources Chrétiennes, 491. Kart. EUR 22,00. ISBN 2-204-08045-4.
18) Commentaire sur la Paraphrase Chrétienne du Manuel d’Épictète. Introduction, texte (partiellement) inédit, apparat chritique, traduction, notes et index par M. Spanneut. Paris: Cerf 2007. 269 S. 8° = Sources Chrétiennes, 503. Kart. EUR 38,00. ISBN 978-2-204-08301-0.
19) Bernard de Clairvaux: Sermons sur le Cantique. Tome V (Sermons 69–86). Texte Latin des S. Bernardi Opera par J. Leclercq, H. Rochais et Ch. H. Talbot. Préface par M. Zink. Introduction et notes par P. Verdeyen. Traduction par R. Fassetta. Paris: Cerf 2007. 532 S. 8° = Sources Chrétiennes, 511. Œuvres completes XIV. Kart. EUR 55,00. ISBN 978-2-204-08406-2.
20) Bernard de Clairvaux: Sermons divers. Tome I (Sermons 1–22). Texte latin des S. Bernardi Opera par J. Leclecq, H. Rochais et Ch. H. Talbot. Introduction et notes par F. Callerot. Traduction par P.-Y. Émery, révisée par F. Callerot. Paris: Cerf 2006. 431 S. 8° = Sources Chrétiennes, 496. Œuvres complètes, XXII. Kart. EUR 42,00. ISBN 2-204-08169-8.