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Ausgabe:

März/2008

Spalte:

310

Kategorie:

Religionspädagogik, Katechetik

Autor/Hrsg.:

Angel, Hans-Friedrich, Bröking-Bortfeldt, Martin, Hemel, Ulrich, Jakobs, Monika, Kunstmann, Joachim, Pirner, Manfred L., u. Martin Rothgangel

Titel/Untertitel:

Religiosität. Anthropologische, theologische und sozialwissenschaftliche Klärungen.

Verlag:

Stuttgart: Kohlhammer 2006. 212 S. gr.8°. Kart. EUR 22,00. ISBN 978-3-17-019326-0.

Rezensent:

Wolfgang Schoberth

Der Band präsentiert die Beiträge einer Arbeitsgruppe katholischer und evangelischer Theologen an der Universität Regensburg, die seit 1998 in der interdisziplinären Beschäftigung »mit dem Phänomen Religiosität … ein zutiefst religionspädagogisches Anliegen« (199) verfolgt, insofern »Religiositätstheorie(n) religionspädagogische Interaktions- und Handlungskonzepte beeinflussen« (ebd.). Der Plural deutet freilich bereits an, dass auch unter den Teilnehmern der Arbeitsgruppe keine Einigkeit über Kontur und Leis­tungsfähigkeit des Begriffs der Religiosität besteht. Die Klärungen, die der Band in Aussicht stellt, bestehen darum nicht in einer bündigen Theorie von Religiosität oder auch nur einem Konsens über deren Grundlagen, sondern sind eher Erkundungen in einem unübersichtlichen Feld, das von dem Leitbegriff mehr vage be­nannt als erfasst wird.
Möglicherweise liegt die Leistungsfähigkeit des Begriffs gerade in seiner Unschärfe, indem er in kaum zu synthetisierender Weise auf die je individuelle Wirklichkeit von Religion verweist, wie dies etwa in den Überblicken zur Forschungslage in den Beiträgen von Pirner und Jakobs deutlich wird. Eben deshalb ist aber der vor allem von Angel und Hemel erhobene Anspruch, »daß ›Religiosität‹ mit gutem Grund nicht nur als Basistheorie der Religionspädagogik gelten kann, sondern auch für das Gespräch aller religionsbezogenen Wissenschaften« (13), kaum einzulösen: Damit »Religiosität als anthropologische Größe« (210) fungieren kann, muss entweder der Begriff so allgemein gefasst werden, dass er wenig mehr als eine austauschbare Benennung bleibt, die keineswegs Aussicht auf interdisziplinäre Akzeptanz hat, oder er ist, wie im Beitrag von Rothgangel erkennbar werden kann, so voraussetzungsreich, dass er die inhaltlichen Voraussetzungen, die mit ihm umgangen werden sollen, unerkannt und unthematisiert wiederholt. Der Band benennt mit Recht ein wesentliches Feld der Religionsforschung und bietet teilweise instruktive Überblicke; der Anspruch einer anthropologischen Theorie der Religiosität verengt freilich wieder den Blick und mutet dem Begriff Begründungslasten zu, die er nicht tragen kann.

Mistelgau Wolfgang Schoberth