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Ausgabe:

März/2008

Spalte:

253–254

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Zwickel, Wolfgang

Titel/Untertitel:

Einführung in die biblische Landes- und Altertumskunde.

Verlag:

Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2002. 176 S. m. Abb. u. Tab. gr.8° = Einführung. Kart. EUR 19,90. ISBN 3-534-15084-8.

Rezensent:

Jobst Bösenecker

Kenntnisse aus dem Bereich der biblischen Landes- und Altertumskunde leisten einen wichtigen Beitrag zum Verständnis der biblischen Texte. Auf diesem Gebiet sind in den letzten Jahren erheb­liche Fortschritte erzielt worden; zugleich ist durch die zunehmende Ausdifferenzierung und Spezialisierung das Feld vielfältiger, aber auch unübersichtlicher geworden. Umso mehr ist es zu begrüßen, dass mit dieser Einführung ein aktueller zusam­menfassender Überblick über den momentanen Stand in diesem Bereich vorliegt. Vorrangig an Studierende zur Vermittlung von Grundkenntnissen, aber auch an Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Nachbardisziplinen gerichtet will das Buch »einen Überblick über den derzeitigen Stand der Forschung, vor allem aber auch einen Einblick in die Methodik in den vielfältigen Disziplinen vermitteln, die von diesem Fach berührt werden« (9). Der Schwerpunkt liegt dabei auf der Zeit des Alten Testaments, doch finden auch die Zeit vor dem 1. Jt. v. Chr. und die neutestamentliche Epoche Be­rück­sichtigung. Erfreulich ist, dass die Darstellung durchgängig von zahlreichen Abbildungen, Karten, Plänen, Diagrammen und Ta­bel­len begleitet wird, in denen viele wichtige Informationen an­schaulich aufbereitet sind. Überhaupt wird der didaktischen Vermittlung große Aufmerksamkeit geschenkt, so sind beispielsweise am Rand jeweils wichtige Begriffe zum fortlaufenden Text aufgeführt. Am Ende finden sich zum einen eine (teilweise kurz kommentierte) Bibliographie mit vorrangig deutschsprachiger Literatur (153–172), zum anderen Register (in Auswahl) zu Personen und Sachen bzw. Bibelstellen (173–175).
Nach einer kurzen Einführung (11 f.), die die Einbindung der biblischen Landes- und Altertumskunde in die Theologie in den Blick nimmt und die Bibel als »noch immer ... wichtigste, umfassendste und inhaltsreichste Quelle für die Kenntnis dieser Region« (11) herausstreicht, widmet sich das zweite Kapitel dem »Land der Bibel« (13–22) und damit der historischen Geographie hinsichtlich 1. der zu Grunde zu legenden Grenzziehung; 2. seiner Lage zwischen den Großmächten; und 3. seiner wechselnden Bezeichnungen. Bei Ersterem erweist es sich als sinnvoll, »von den geographischen und damit von über die Zeiten hinweg gleichbleibenden Größen auszugehen« (14), die dann genauerhin beschrieben werden. Eine »Geschichte der biblischen Landes- und Altertumskunde« (23–37) orientiert sachkundig und unterhaltsam über die ersten Anfänge in frühchristlicher Zeit bis in die neueste Gegenwart hinein und weist darauf hin, wie dabei auch religiöse und politische Interessen eine Rolle gespielt haben. Kapitel 4 »Hermeneutik der Biblischen Archäologie« (38–51) stellt sich der Frage: »Was will, was soll, was kann die Biblische Archäologie leisten?« (38) und nimmt eine Verhältnisbestimmung von Exegese und Archäologie (44–47) vor: Beide müssen zunächst unabhängig voneinander ihre Arbeit tun; deren jeweilige Ergebnisse zusammengenommen »erhält man ein umfassenderes und vielschichtigeres Bild, als es allein durch Exegese oder allein durch Archäologie gewonnen werden könnte« (aus der Zusammenfassung, 51). Darauf folgen »Überlegungen zur Chronologie« (52–69) hinsichtlich biblischer Texte und für den Be­reich der Archäologie, mit ausführlichen chronologischen Tabellen und Übersichten ab S. 62 ff.
Auf die Diskussion um die von I. Finkelstein vorgeschlagene »Low Chronology«, wonach »die frühen eisenzeitlichen Schichten rund 100 Jahre später anzusetzen [sind], als dies traditionell üblich war«, wird S. 60, Anm. 6, hingewiesen; sie ist aber – da noch ohne »abschließende Klärung« (ebd.) – nicht in die Tabelle S. 62 aufgenommen. Ausführlich widmet sich Kapitel 6 »Landeskunde« (70–107) der physikalischen Geographie. Dort finden sich zunächst grundlegende Informationen zum Fruchtbaren Halbmond, zu Geologie Palästinas, Böden und Klima, bevor dann die einzelnen Regionen des Landes, untergliedert nach Westjordanland, Jordangraben und Ostjordanland beschrieben werden. Ein Eindruck davon, mit welchen (eher geringen) Einwohnerzahlen für die Städte im 1. Jt. v. Chr. zu rechnen ist, wird S. 99 f. vermittelt. Schließlich werden noch Überblicke über Flora und Fauna, Rohstoffe, Straßen und Handel geboten.
Das nächste Kapitel wendet sich den »Archäologische[n] Methoden« (108–127) zu, die zum einen bei Ausgrabungen von Siedlungshügeln, zum anderen bei Oberflächenuntersuchungen (Surveys) an­zuwenden sind, wobei hier »nur einige wenige Grundzüge geboten werden, die für das Verständnis der Arbeit mit der Sekundärlite­ratur grundlegend sind« (108). Erfreulicherweise werden im An­schluss auch die wichtigen Bereiche Ikonographie und Epigraphik kurz erörtert. War von der Lokalisierung biblischer Ortschaften bereits im Zuge der »Geschichte der biblischen Landes- und Altertumskunde« (23 ff.) die Rede gewesen, wird sie eigens unter methodischem Aspekt in der »Historische[n] Topographie« (128–136) be­handelt. Dabei stehen »normalerweise drei Informationsbereiche zur Verfügung, die man alle für eine Lokalisation prüfen muss« (128), nämlich: 1. historische und 2. archäologische Quellen; 3. heutiger Ortsname. Je nach Quellenlage muss zwischen gesicherten, wahrscheinlichen und fraglichen Lokalisierungen unterschieden werden, was in Bibelatlanten nicht immer ersichtlich ist (vgl. 136). Sehr knapp gehalten ist das Kapitel über »Sitten und Gebräuche« (137–139), unter Hinweis auf die wichtigen älteren Arbeiten von G. Dalman, A. Musil und T. Canaan. Am Ende steht ein Kapitel über »Kulturgeschichte« (140–152), in dem nach einem Gesamtüberblick Stichwörter wie »Ackerbau und Viehzucht«, »Architektur«, »Grabsitten und -gebräuche«, »Münzen« u. a. zu finden sind.
So ergibt sich insgesamt ein informativer erster Einblick in die vielfältigen Felder der biblischen Landes- und Altertumskunde. An­gesichts der wachsenden Einsicht in deren Bedeutung für das Verstehen der antiken Lebenswelt, in der die biblischen Texte entstanden sind, bleibt zu hoffen, dass das Buch viele interessierte Leserinnen und Leser finden und der Biblischen Archäologie im Theologiestudium mehr Aufmerksamkeit bringen wird.