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Ausgabe:

Januar/2008

Spalte:

22–23

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

[Pesch, Otto Hermann]

Titel/Untertitel:

Studien zur Hermeneutik des ökumenischen Gesprächs. Festschrift für Otto Hermann Pesch. Hrsg. v. J. Brosseder u. M. Wriedt.

Verlag:

Frankfurt: Lembeck 2007. 460 S. m. 1 Porträt. gr.8°. Geb. EUR 25,00. ISBN 978-3-87476-525-1.

Rezensent:

Friederike Nüssel

Die Festschrift, die Johannes Brosseder und Markus Wriedt ihrem Lehrer und Freund Otto Hermann Pesch zum 75. Geburtstag gewidmet haben, umfasst 20 Studien namhafter katholischer und evangelischer Autoren. Diese sind vier Themenschwerpunkten zugeordnet. Im ersten Teil »Zur Hermeneutik« widmet sich Peter Neuner den Metamorphosen der ökumenischen Metapher »Grundkonsens – Grunddifferenz«. Joachim Track erörtert die »Her­me­neutik des ökumenischen Gesprächs« und Markus Wriedt tritt im Interesse ökumenischer Hermeneutik für »die Nutzlosigkeit der Kirchengeschichte«, d. h. für eine »nichtfunktionalistische, nicht-utilitaristische, nicht instrumentalisierte Kirchengeschichte« (83) ein. Im zweiten Teil »Zur Geschichte« sind Beiträge versammelt, die sich mit der geschichtlichen Entwicklung ökumenischer Hermeneutik befassen. Richard Heinzmann konzentriert sich auf »Aristoteles und die Hermeneutik der Religionsgespräche in der Hochscholastik des Mittelalters«. Rolf Decot erörtert die reichspolitische Behandlung der Religionsfrage auf Reichstagen und in den Religionsgesprächen. Manfred Hoffmann vergleicht Rhetorik und Dialektik in den Auslegungen des Johannesevangeliums bei Erasmus von Rotterdam und Philipp Melanchthon. Oswald Bayer rekonstruiert »Das paulinische Erbe bei Luther«. Risto Saarinen widmet sich unter der Überschrift »Gunst und Gabe« Luthers exis­tentieller Anwendung von Senecas Schrift »Über die Wohltaten« und Gunther Wenz zeichnet den kulturprotestantischen Beitrag von Adolf von Harnack zur kontroverstheologischen Debattenlage nach. Im dritten Teil »Zur Systematik« erörtert Martin Seils die Problemgeschichte der Exklusivpartikel »sola fide« im ökumenischen Dialog. Wolfhart Pannenberg bestimmt »Ökumenische Aufgaben im Verhältnis zur römisch-katholischen Kirche«. Theodor Schneider reflektiert die Sakramententheologie im ökumenischen Ge­spräch anhand von »Lehrverurteilungen – kirchentrennend?«. Ul­rich Kühn steuert eine als Essay gehaltene Besinnung über die »Verborgene Kirche« bei. Harding Meyer fragt: »Was ist zwischen den Kirchen seit dem Zweiten Vatikanum an gemeinsamer ekklesialer Wirklichkeit gewachsen?« Und Johannes Brosseder stellt »Ökumenische Anfragen an die römisch-katholische Ekklesiologie« unter dem Stichwort »koinonia«. Im vierten Teil »Zur Praxis« reflektiert Eric Gritsch die »Foundation for an ›Evangelical‹ Social Ethic«. Stephan Pfürtner erörtert die interkonfessionelle Konsensbildung im Bereich ethischer Normen und Wolfgang Grünberg hält ein Plädoyer für »Die ›europäische Stadt‹ und ihre Kirche«. Im fünften und letzten Teil des Bandes legen Bischof Wolfgang Huber aus evangelischer und Karl Kardinal Lehmann aus römisch-katholischer Sicht ihr Verständnis der »Ökumene der Profile« dar. Sie bringen dabei eine ökumenische Hermeneutik zum Zuge, die eine aufrichtige Einschätzung der gegebenen Differenzen in Verbindung mit der Aufmerksamkeit für die Stärken des Anderen zum Ausgangspunkt für die Suche nach weiterer Annäherung macht. Zur Umsetzung einer solchen Hermeneutik gehört nach wie vor die kritische Untersuchung der Reichweite kirchentrennender Lehrgegensätze. Die darin enthaltenen kontroverstheologischen Probleme so aufzuarbeiten, dass sich kein Anlass zur Verwerfung (mehr) erkennen lässt – das ist die ökumenisch-theologische Aufgabe, in deren Dienst O. H. Pesch sein Lebenswerk (dokumentiert in dem nach fünf Sachgruppen geordneten Schriftenverzeichnis, 423–460) gestellt hat. Treffender als mit Studien zur Hermeneutik dieses Unterfangens hätte man den Jubilar kaum ehren können.