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Ausgabe:

November/1997

Spalte:

995

Kategorie:

Allgemeines

Autor/Hrsg.:

[Slenczka, Reinhard]

Titel/Untertitel:

In der Wahrheit bleiben. Dogma –­ Schriftauslegung –­ Kirche. Festschrift für Reinhard Slenczka zum 65. Geburtstag. Hrsg. von M. Seitz u. K. Lehmkühler.

Verlag:

Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 1996. 206 S., 1 Porträt. gr.8°. Kart. DM 54,­. ISBN 3-525-58163-7.

Rezensent:

Wolfgang Beinert

Dem Erlanger Systematiker, Vertreter, wie das Vorwort sagt (7), "einer eindeutig evangelisch-lutherischen Theologie", widmen fünfzehn Freunde, Wegbegleiter und Kollegen zum Wiegenfest in alphabetischer Reihenfolge (was den Mühen einer bei Festschriften immer schwierigen Gliederung elegant enthebt) wissenschaftliche Festgaben im (vergleichsweise) schlanken Band, die von längeren Abhandlungen bis zu gerade dreiseitigen Miszellen reichen. Beigegeben sind eine Übersicht über des Jubilars Lebenseckdaten und seine Veröffentlichungen sowie ein Verzeichnis der Beiträger.

In der einen oder anderen Weise bewegen sich die Aufsätze um die Gravitationszentren der Forschungen Slenczkas: Themen der Fundamentaldogmatik, der Christologie und Ekklesiologie, der Sakramentenlehre, nicht an letzter Stelle auch der Ökumenik, deren Anliegen mit großem Ernst der Geehrte sich verpflichtet weiß. Männer wie Bischof Karl Lehmann, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, und Vitaly Borovoy, führende Gestalt im Außenamt des Moskauer Patriarchates, würdigen durch ihre Teilnahme im Kreis der Gratulanten dieses Engagement.

Die Vielzahl der Artikel auf angewiesen knappem Raum zu würdigen, ist ein Ding der Unmöglichkeit; ihre Themen anzudeuten, mag immerhin die Aufgabe eines appetizers erfüllen:

J. Baur geht den aristotelischen Ursprüngen des Begriffs Orthodoxia nach. V. Borovoy liefert einen anregenden Beitrag zum Kontext-Problem der Theologie, wenn er die Gründe für das Scheitern des "utopischen Maximalismus" (im römischen Papsttum und der byzantinischen Rom-Idee) aufspürt. Historische Arbeiten liefern A. I. C. Heron (zu den neutestamentlichen Calvin-Kommentaren), T. Mannermaa (Luther und die Theologie der Liebe), G. Müller (zu den ökumenischen Implikationen der reformatorischen Ekklesiologie). Dem innerkonfessionellen Dialog sind zuzuordnen die Gedanken von K. Chr. Felmy (ein hochinteressanter Vergleich zwischen den Forderungen für den Abendmahlsempfang in der Orthodoxie und im Luthertum), R. Frieling (Kirchenbegriff in der ökumenischen Diskussion), K. Lehmann (katholisches Schriftverständnis), F. Mildenberger ("Was heißt ökumenische Dogmatik heute?"). In einer Diskussion mit dem Dichter Reiner Kunze denkt W. Eisinger über das "Zutrauen zum gesprochenen und geschriebenem Wort" nach; G. Hummel meditiert über "Gottes Anderssein als Gottes Säkularität" vor dem Hintergrund postmoderner (vor allem die Theodizee berührenden) Gottesproblematik. Das Thema "Welt" greift auch W. Joest auf (Ist vom christlichen Glauben her Hoffnung für die Welt legitim?). Über die Schriftinspiration handelt der Kurzbeitrag W. Pannenbergs, über die Erbsünde der Bayreuther Systematiker W. Schoberth. Für den katholischen Praktiker besonders lesenswert ist der abschließende Text von M. Seitz mit pastoraltheologischen Erwägungen zum geistlichen Amt und seiner komplexen Situation im Spiegel des Pfarrer(innen)nachwuchses.

Natürlich gehen die meisten Autoren auf die theologische Arbeit Slenczkas ein. Das geschieht nicht immer nur im Jubelton, sondern auch kritisch. So wird diese Festschrift zu einem gelungenen Beispiel interdisziplinärer Auseinandersetzung mit der Lebensleistung eines einflußreichen akademischen Lehrers.