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Ausgabe:

November/2007

Spalte:

1182 f

Kategorie:

Altertumswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Eggler, Jürg, u. Othmar Keel

Titel/Untertitel:

Corpus der Siegel-Amulette aus Jordanien. Vom Neolithikum bis zur Perserzeit. In Zusam­menarbeit m. D. Ben-Tor, D. Homès-Fredericq, M. Jaggi, N. Lapp, S. Münger, Ch. Uehlinger u. m. Zeichnungen v. U. Zurkinden-Kolberg.

Verlag:

Fribourg: Academic Press Fribourg; Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht 2006. XVIII, 510 S. m. zahlr. Abb. u. 2 Ktn. 4° = Orbis Biblicus et Orientalis. Series Archaeologica, 25. Geb. EUR 112,00. ISBN 978-3-7278-1549-2 (Academic Press Fribourg); 978-3-525-530-14-6 (Vandenhoeck & Ruprecht).

Rezensent:

Christian Frevel

Der anzuzeigende Band steht in Verbindung mit dem auf zunächst fünf Bände angelegten Corpus der Stempelsiegel-Amulette aus Is­rael/Palästina, dessen erster Band (Keel, Othmar, Corpus der Stempelsiegel-Amulette aus Palästina/Israel. Von den Anfängen bis zur Perserzeit. Katalog Band 1: Von Tell Abu Faragˇ bis Atlit [OBO.A 13], Fribourg-Göttingen 1997) vor zehn Jahren erschienen ist. Ergänzend dazu wurden hier die Siegel-Amulette aus Jordanien in einem sorgfältig erarbeiteten Katalogband zusammengestellt, der 719 Katalogeinträge zu Objekten beinhaltet, von denen über 90 % aus kontrollierten Grabungen stammen und von denen eine ganze Reihe erstmalig publiziert werden. Abweichend von dem Corpus der Stempelsiegel aus dem Westjordanland wurden im vorliegenden Band neben den Stempelsiegel-Amuletten auch Rollsiegel und Rollsiegelabrollungen vom Neolithikum bis hin zur Perserzeit aufgenommen. Die Objektaufnahme wurde mit dem Jahr 2000 abgeschlossen, so dass Funde aus neueren Grabungen in diesem Band noch nicht erwartet werden können. Vom Standpunkt der Nutzer ist es sicherlich wünschenswert, dass die Siegel aus aktuelleren Grabungen in Ergänzungsbänden den Katalog vervollständigen. Die Objektauswahl hat sich nahezu, aber nicht ausschließlich, auf die in Grabungen dokumentierten Siegel beschränkt. Das Kriterium für die Aufnahme weiterer Siegel, eine »vertrauenserweckende Erwähnung eines Fundorts« (XIII) in Jordanien, bleibt – so sinnvoll es die Auswahl begrenzt – ein weiches und recht subjektives Kriterium. Die Beschreibungsprinzipien des Katalogs orientieren sich an den Kategorien, die im Einleitungsband aus dem Jahre 1995 von Keel beschrieben wurden (Keel, Othmar, Corpus der Stempelsiegel-Amulette aus Palästina/Israel. Von den Anfängen bis zur Perserzeit. Einleitung [OBO.A 10], Fribourg-Göttingen 1995). Dort findet sich beispielsweise die Angabe »Konoid Typ IV (§ 253)«, wobei auf den entsprechenden Paragraphen inzwischen auch über das Internet zuzugreifen ist (http://www.bible-orient-museum.ch). Dies ist sehr hilfreich, wenn der Einleitungsband nicht zur Hand sein sollte. Im Online-Support finden sich auch bereits die ersten Addenda zum Literaturverzeichnis des Bandes. Der Katalog ordnet die Siegel alphabetisch nach den 83 Fundorten von Abū Nuṣēr in der nordwestlichen Umgebung von Amman bis zum Wādī aṭ-Ṭamad in der Nähe von Ḫirbet al Muddayyina, was das Nachschlagen er­leichtert, den Überblick über die Siegel einer bestimmten Subpe­riode oder einer gewissen Motiv-Gruppe hingegen natur­gemäß erschwert. Hier bietet das im Anschluss an die umfangreiche Bi­bliographie (488–501) abgedruckte ikonographische Register (502– 510) eine wertvolle Hilfe. Darüber lassen sich schnell alle Siegel auffinden, auf denen ein Greif oder ein Uräus das Motiv bildet oder zum Motiv gehört. Das Auffinden der Fundorte erleichtert eine Karte (leider ohne Koordinatennetz), die jeweils in die Um­schlag­innenseite des Bandes eingedruckt ist.
Der Katalog klassifiziert nach der Katalognummer jeweils zu­erst das Objekt, beschreibt daraufhin ausführlich die Basisgravur bzw. bei Siegelabdrücken und Siegelabrollungen das Motiv unter Angabe von Parallelen und bietet dann eine Datierung des Objekts. Anschließend werden der derzeitige Aufbewahrungsort und in knapper Form der Fundkontext des Objekts benannt. Eine kurze Bibliographie schließt die einzelnen Katalogangaben ab. Bis auf wenige Ausnahmen sind die Katalogeinträge in deutscher Sprache verfasst. Lediglich kurze Passagen (so wie die von Nancy Lapp katalogisierten Siegel vom Bāb ed-h-D_hrā oder die von Deyse Homès-Fredericq erfassten drei Objekte von al-Lahūn) sind in englischer Sprache gehalten. Auf der rechten Katalogseite sind die besprochenen Objekte jeweils mit Photo und Strichzeichnung dargestellt (bei den Skarabäen von oben, von unten und von der Seite und bei den Rollsiegeln von vorne und in der Abrollung meist im Maßstab von 2:1). Die Photos wie auch die Strichzeichnungen, von denen viele eigens für den vorliegenden Katalogband von Ulrike Zurkinden-Kolberg angefertigt wurden, haben eine hohe Qualität.
Mit dem Katalogband zu den Siegel-Amuletten aus Jordanien liegt ein wichtiges und unverzichtbares Hilfsmittel für das Studium der Siegelikonographie der südlichen Levante vor. Das Urteil einer »Substantial Scientific Publication«, das bereits für der Katalogband über die Siegel-Amulette aus Palästina/Israel 1997 durch den israelischen Irene Levi-Sala Preis dokumentiert wurde, darf auch für den folgenden Band reklamiert werden. Das unterstreicht auch der Dank des Direktors der Antikenabteilung Jordaniens Fawwaz Al-Khraysheh, der als Vorwort dem Band beigegeben ist. Der Katalog wird zu Auswertungen der Ikonographie des Ostjordanlandes in Einzelstudien führen, die er selbst naturgemäß nicht leisten kann, wofür er aber eine entscheidende und bisher nicht gegebene Grundlage geschaffen hat.