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Ausgabe:

Dezember/1997

Spalte:

1125 f

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Schökel, Luis Alonso

Titel/Untertitel:

Biblia del Peregrino. Nuevo Testamento. Edición de estudio. Tomo III.

Verlag:

Bilbao: Ed. Ega; Bilbao: Ed. Mensajero; Estella (Navarra): Verbo Divino 1996. 670 S. gr.8°. ISBN 84-7726-148-1, 84-271-2002-8, 84-8169-089-9.

Rezensent:

Walter Nagel

Das Neue Testament liegt nun in einer neuen spanischen Übersetzung vor. Sie ist von dem Jesuiten Luis Alonso Schökel vorgenommen und, wie es scheint, mit der Autorität des Päpstlichen Bibelinstituts in Rom vollzogen worden. Sch. ist 1920 in Madrid geboren worden. Er studierte in Salamanca 1937 bis 1940 klassische Literatur. Er promovierte 1957 mit der Arbeit "Estudios de Poetica Hebrea". Bis 1995 ist er Professor der Theologie des Alten Testaments. Die Spuren seiner Tätigkeit als Alttestamentler finden sich in den überaus zahlreichen Hinweisen auf das Alte Testament in den Anmerkungen seiner Übersetzung des Neuen Testaments. Vermutlich werden Tomo I und II, enthaltend das Alte Testament, in kurzer Frist erscheinen. Man darf gespannt sein, wie Sch. mit den Apokryphen umgeht.

Bibel und Bibelwissenschaft sind in neuerer Zeit in Spanien von Rom aus sehr gefördert worden. In der Theologischen Literaturzeitung sind die Phasen in den Jahrgängen 1991 und 1992 zur Sprache gekommen. Nachdem Papst Benedikt XIV. im Jahre 1757 die Bibel in Übersetzungen in der "Volkssprache" verlangt hatte, ist 1869 eine neue spanische Verfassung in Kraft getreten. Aber weder der Papst noch die Verfassung änderten etwas an der sog. Glaubensfreiheit. Papst Pius XII. hat 1943 in der Bulle Divino afflante Spiritu die Bibelübersetzung in der jeweiligen Volkssprache empfohlen. Eine spanische Bibelübersetzung ist 1944 mit 7 Millionen Exemplaren erschienen. Auch die Minderheiten wie die Katalanen, Galicier und Basken erhielten eigene Übersetzungen. Wie weit in Südamerika die Verbreitung sich erstreckte, wird man nur vermuten können. Nun ist als Ergebnis des Vatikanum II die Arbeit von Sch. erschienen. In Salamanca, was nicht verwundert, und besonders in Bilbao sind Verlage für die Heilige Schrift federführend ge-worden.

Die hier anzuzeigende Übersetzung ist auf der Konferenz der spanischen Bischöfe offiziell lizensiert worden. Diese Lizenz gilt ebenso den über die Hälfte jeder Seite ausmachenden Anmerkungen aus der Feder Sch.s. Die vielleicht wichtigste Leistung des Vfs. besteht in der als Praefatio geltenden Einleitung und den etwa 20 Seiten Erläuterungen biblischer Begriffe, Namen oder Orte. Es sei nicht verschwiegen, daß eine Reihe von Seiten "blank" geblieben sind. Ob die Druckerei oder die Buchgestaltung der Urheber gewesen sind? Vor allem in den jedem biblischen Buch vorangestellten, jeweils etwa 3 bis 4 Seiten umfassenden Vorreden ist die Auseinandersetzung mit der Forschung zu spüren. Das hier gebrauchte Wort heißt zumeist "andere sind aber der Ansicht". Die drei Briefe des Johannes sind verständlicherweise in einer Vorrede zusammengefaßt. Beim Brief an die Hebräer ist die Klippe der üblichen Frage nach dem Verfasser umschifft, indem die Ansicht vertreten wird, der Brief sei die Predigt an den Teil einer Gemeinde, der besonders interessiert war.

In der Praefatio setzt sich der Vf. mit dem Großteil der vor ihm erstellten spanischen Übersetzungen bibelwissenschaftlicher Untersuchungen auseinander. So erfährt man, daß aus der deutschen Herderbücherei eine ganze Anzahl von Bänden in spanischer Sprache erschienen sind. Es läßt sich s. E. erkennen, daß cum grano salis der spanische Katholizismus an den Grundsatzfragen des christlichen Glaubens besonders beteiligt ist, also an der Arbeit zur Bibel als Heiliger Schrift und an der Theologie der Ökumene. Die französische Kirche sei interessiert an der Möglichkeit, ökumenische Chancen auszunutzen; mindestens aber an der Heimholung der geteilten Teile der Christenheit beißt sie sich die Zähne aus. Die italienische Christenheit arbeite vorrangig an der Sammlung der Dogmen und Erläuterung der Glaubenssätze. Die Möglichkeiten der geistlichen Auseinandersetzungen, die sich dadurch ergeben, liegen auf der Hand. Der Vorrang der spanischen Theologie ist offenkundig.

Eine ganz andere Frage ist die nach der "Urschrift" der von Sch. hergestellten Übersetzung. Sie ist nach Meinung des Rez. im großen und ganzen die griechische Version des NT, dargestellt in dem jedem Theologen bekannten und von ihm benutzten "Nestle".

Schon das Verzeichnis der biblischen Bücher weist solches aus. Im Text gibt es einzelne Anmerkungen, ohne hier alles aufzählen zu wollen. So ist bei Lk 3,7 das "von ihm" ausgelassen. In der Apk ist "figura humana" interpoliert, während die protestantische Forschung mindestens seit Joh. Gottfr. Herder sich auf "Christus" geeinigt hat (Apk 1,13). Um bei der Apk zu bleiben, hier fällt die Gliederung auf. Sie ist anders skandiert, wobei angemerkt sein sollte, daß die Gliederung des Textes vielfach Glückssache ist. Ebenso ist die Anwendung kursiver Lettern im Text Glückssache, außer in dem Falle, daß im Sinne des Vf.s wichtige Sätze hervorgehoben werden sollen.

Ein Einwand muß zu den Anmerkungen generell erhoben werden: Erörtert wurde, ob Jesus vom Geist oder vom Diabolos in die Wüste geführt wurde, ob Jesus allein die himmlische Erscheinung oder Stimme gehabt habe, oder ob der Täufer oder alle dabei Stehenden teilhatten. Das ist nur in den Anmerkungen, die bei Nestle und Aland unter dem Wortlaut stehen, erkennbar. Es ist darum legitim, den Vf. zu bitten, statt der Anmerkungen auch solche Verweise zu bringen. Ebenso könnte es wichtig für den Exegeten werden, ob Nazoraios, oder Nazarenus oder Nasiräus im Text steht (Mt 2,23). Das Bild Jesu dürfte bei den Varianten der Taufe, der Versuchung in der Wüste und bei der Einordnung Jesu nach seinem Erscheinungsbild oder Aussehen nicht gleichgültig sein.