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Ausgabe:

Dezember/1997

Spalte:

1116 f

Kategorie:

Altes Testament

Autor/Hrsg.:

Ryou, Daniel Hojoon

Titel/Untertitel:

Zephaniah’s Oracles against the Na-tions. A Synchronic and Diachronic Study of Zephaniah 2:1–3:8.

Verlag:

Leiden-New York-Köln: Brill 1995. XVII, 403 S. gr.8° = Biblical Interpretation Series, 13. Lw. hfl. 173,50. ISBN 90-04-10311-2.

Rezensent:

Heinz-Dieter Neef

Es handelt sich bei diesem Buch um die leicht überarbeitete "Ph.D.thesis" der theologischen Fakultät der Freien Universität Amsterdam vom Wintersemester 1994. Der Vf. gliedert es in sechs Kapitel.

Das 1. Kapitel (1-11) dient zunächst der methodischen Grundlegung. Der Vf. kritisiert, daß in der neueren Prophetenforschung die diachrone Lesung des Textes ein deutliches Übergewicht habe. Unter diesem Methodenschritt versteht er das, was traditionell als redaktionsgeschichtliche Frage behandelt wird. Der Vf. geht in seiner Studie den umgekehrten Weg und stellt die synchrone Lesung des Textes an den Anfang, denn der Text müsse zu allererst als Einheit betrachtet werden. Unter der synchronen Lesung versteht er die linguistische, syntaktische und stilistische Analyse des Textes. Entsprechend dieser methodischen Vorgabe steht in Kapitel 2 (12-69) das Bemühen um den korrekten Text Zeph 2,1-3,8 im Vordergrund. Der Vf. bietet eine Übersetzung von 2,1-3,8 (13-16), diskutiert alle Versteile unter textkritischen, philologischen und semantischen Gesichtspunkten und geht ausführlich auf die Forschung ein.

Im 3. Kapitel (73-168) steht die linguistische Analyse von 2,1-3,8 im Vordergrund: Morphologie, Morphosyntax, Satzsyntax, Texthierarchie, Stilfiguren wie Ellipse, casus pendens, Topikalisation, Wortstellung. Von diesen Beobachtungen her kommt der Vf. zu folgender Gliederung: 2,1-4 (1. Perikope), 2,5-15 (2. Perikope), 3,1-8 (3. Perikope). Er gibt eine ausführliche Begründung für diese Gliederung und beschreibt die Beziehungen der Sätze untereinander ("interclausal syntax").

Kapitel 4 (169-288) dient der literarischen Analyse von 2,1-3,8, worunter der Vf. die Dimensionen des Stils (Wiederholungen von Worten und Motiven, Chiasmus, inclusio, Parallelismus, Phonetik) sowie das Zusammenspiel der Stilelemente versteht.

Zur Durchführung der Analyse wird der Text in einem "colometrical layout" (181-186) dargeboten. Dabei grenzt er sieben Einheiten ab: I 2,1-4 (186-207); II 2,5-7 (207-222); III 2,8-11 (222-238); IV 2,12 (238-240); V 2,13-15 (240-252); VI 3,1-5 (252-269); VII 3,6-8 (269-281). Als Ergebnis hält er fest, daß 2,1-3,8 eine konzentrische Struktur zeige und die vier Fremdvölkersprüche chiastisch aufgebaut seien: Zephanjas Rede ­ Jahwes Rede ­ Jahwes Rede ­ Zephanjas Rede. Inhaltlich seien diese mit der Aussage der Königsherrschaft Gottes verbunden.

Die diachrone Analyse ist das Thema des 5. Kapitels (291-343). Aufgrund der literar-, form-, traditions- und redaktionsgeschichtlichen Untersuchung unterscheidet der Vf. in der Prophetie Zephanjas vier Gruppen von Worten: A Gerichtsworte gegen Juda und Jerusalem 1,2-18; 3,18; B Mahnrede 2,1-3; C Fremdvölkersprüche 2,4-15; D Heilsworte. Diese Gruppen datiert er an das Ende der Herrschaft Josias. Als nachexilische Zusätze sieht er an: 1,3b.4bB.5bA.9.13bAB.13cAB.17b.18bAB; 2,3aBC.7cAB.9dAB.11; 3,5.8dAB.14-20. Das Kapitel wird abgeschlossen mit einem Vergleich der Fremdvölkersprüche Zephanjas mit denen anderer Propheten (320-326) sowie drei Exkursen zu den Adressaten von 2,1-3 (326-328), den Mahnreden im Alten Testament (329-333) und Weherufen im Alten Testament (334-343).

Im Schlußkapitel (344-359) bietet der Vf. eine Zusammenfassung der synchronen und diachronen Analyse. Als zentrale theologische Themen des Zephanjabuches sieht er folgende an: Hochmut, die Nationen und das Gottesvolk, der Restgedanke, die theozentrische Sicht Zephanjas, der Tag Jahwes als Gerichts- und Gnadentag. Der Vf. beschließt seine Studie mit einer ausführlichen Bibliographie (361-390), einem Autoren- und Bibelstellenregister (391-403).

Die Stärke der Studie liegt zweifellos in der Beschreibung der sprachlichen Gestalt von Zeph 2,1-3,8. Hier scheut der Vf. keine Mühe, mit Hilfe einer methodisch abgesicherten synchronen Analyse den Text bis ins letzte Detail unter breiter Aufnahme der neueren Forschungsdiskussion zu untersuchen. Der Vf. geht da-bei behutsam und methodisch korrekt mit Zeph 2,1-38 um. Die entsprechenden Abschnitte seines Buches sind eine Fundgrube von z. T. neuen Beobachtungen zu den Fremdvölkerorakeln Zephanjas. Die Schwäche der Studie liegt m. E. in der mangelnden Verbindung der Ergebnisse der synchronen Analyse mit der theologischen Aussageabsicht Zephanjas. Hier hätte der Vf. noch tiefer vordringen müssen, als er dies auf nur drei Seiten (355-358) tut. Der Vf. hat eine wichtige Studie vorgelegt, an der die zukünftige Zephanjaforschung nicht vorbeigehen darf.