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Ausgabe:

April/2007

Spalte:

481-482

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Anselm, Reiner und Jan Hermelink [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Der Dritte Weg auf dem Prüfstand. Theologische, rechtliche und ethische Perspektiven des Ideals der Dienstgemeinschaft in der Diakonie. 6.Kästorfer Management-Symposion.

Verlag:

Göttingen: Universitätsverlag 2006. 160 S. gr.8°. Kart. EUR 14,00. ISBN-10: 3-938616-56-3.

Rezensent:

E. W.

Die Herausgeber dieses Bandes leiten den Master-Weiterbildungsstudiengang »Führungskompetenz in theologischer Sicht« der Göttinger Theologischen Fakultät, in dessen Rahmen die Mehrzahl der Beiträge vorgetragen wurde. Auf eine von den Herausgebern und dem Koordinator des Studiengangs St. Schleissing verfasste Einführung folgen kirchentheoretische Erwägungen von J. Hermelink (Kirche als Diakonie – Diakonie als Kirche) und H.-R. Reuter (Kirchenspezifische Anforderungen an die privatrechtliche berufliche Mitarbeit in der Evangelischen Kirche und ihrer Diakonie). Während Hermelink danach fragt, wie Diakonie als Kirche die Mitte ihres Handelns darstellen kann, plädiert Reuter dafür, von der Kirchenmitgliedschaft als Regel auszugehen, die funktionsbezogen modifiziert werden kann. Die hier berührten arbeitsrechtlichen Aspekte behandeln die Juristen R. Richardi (Arbeitsrecht in der Diakonie) und U. Hammer (Dritter Weg und Tarifvertrag – Gegensatz oder notwendige Ergänzung?) kontrovers. Für Richardi ist der Dritte Weg gleichwertig mit dem Tarifvertragssystem, für Hammer stellt er ein permanentes Paradoxon dar, das durch ein Integriertes Kommissions- und Tarifmodell ersetzt werden soll. »Was heißt Solidarität in der ›Dienstgemeinschaft‹?« fragen M. Freyermuth, P. Fündeling und L. Stempin. Freyermuth möchte statt »Dienstgemeinschaft« lieber »Sozialpartnerschaft« sagen, für Fün deling ist der Dritte Weg ein nicht zur Disposition stehendes Erfolgsmodell. Stempin präzisiert den Begriff »Dienstgemeinschaft«, indem er drei Dimensionen unterscheidet. Auch K. Tanner setzt die hohen normativen Ideale dieses Begriffs in Beziehung zur Realität und plädiert für ein Dienen in Freiheit (»Wem diene ich, wenn ich diene?« Zum Verhältnis von Individualismus und Dienstgemeinschaft). Der Betriebswirtschaftler G. Schanz (Unternehmen als Wertegemeinschaften) sieht die Verbindung von Un­ternehmenskultur und Wertegemeinschaft in der Diakonie tief verwurzelt, während R. Anselm (Konflikt und Konsens. Ethische Aspekte zur Auseinandersetzung um den »Dritten Weg«) eine in der Diakonie selbst zu leistende theologische Reflexion anmahnt, die auf einen spezifisch protestantischen Dritten Weg hinführt.
Der Sammelband ist ein beachtenswertes Beispiel für die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der praktischen Diakonie im Inte­resse einer aus dem Evangelium motivierten »Dienstleistung«.