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Ausgabe:

Juni/2007

Spalte:

656 f

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Ranft, Patricia

Titel/Untertitel:

The Theology of Work. Peter Damian and the Medieval Religious Renewal Movement.

Verlag:

New York-Houndsmill: Palgrave Macmillan 2006. VI, 264 S. 8° = The New Middle Ages. Lw. £ 37,99. ISBN 1-4039-6847-0.

Rezensent:

Karl-Hermann Kandler

Patricia Ranft, emeritierte Professorin für Geschichte an der Central Michigan University, legt hiermit ein Buch vor, das sich mit der Theologie der Arbeit befasst. Nach einer Einleitung (1–10) wird in einem ersten Teil die Grundlage beschrieben: frühe christliche Einstellung zur Arbeit (13–29), im zweiten Teil der Anteil von Petrus Damiani (»The Framework: Peter Damian’s Contribution«, 33–96) und im dritten Teil »The Completed Edifice: Medieval Monas­tic Movement« (99–201). Anmerkungen, Bibliographie und Index (203–264) beschließen das Buch.
Schon die Gliederung der Monographie macht deutlich, dass der Anteil, der Petrus Damiani gewidmet ist, nur etwa ein Drittel des Textes umfasst. Es geht insgesamt um eine Theologie der Arbeit – und zwar auf dem Hintergrund der Tatsache, dass Papst Johannes Paul II. den Gründer des Opus Dei kanonisiert hat. Diese Begründung ist dem Rezensenten nicht einsichtig geworden.
Im ersten Teil wird kurz die biblische Grundlage einer christlichen Einstellung zur Arbeit dargelegt – vor allem wird die Arbeit als Ausdruck der Ebenbildlichkeit des Menschen mit Gott gesehen, dann werden Aussagen von Kirchenvätern aufgeführt und schließlich wird die Rolle, die die Arbeit im frühen und im benediktinischen Mönchtum eingenommen hat, beschrieben.
Im zweiten Teil wird zunächst das 11. Jh. als die »Welt des Petrus Damiani« behandelt. Mit Recht wird seine Rolle im Kreis der Kirchenreformer – und zwar im Vergleich zu Humbert a Silva Candida und damit im Widerspruch zu dessen rigoristischer Haltung angesichts der simonistischen Weihen – herausgearbeitet: »Sein guter Ruf zugunsten der monastischen und geistlichen Reform ließ ihn eine glaubhafte Stimme sein als Bischof von Ostia«, er steht im Zentrum der Reorganisation des Papsttums und der päpstlichen Politik seiner Zeit. Er selbst vergleicht sich als Kardinalbischof mit der alten römischen Gesellschaft und bezeichnet sich als geistlichen Senator für die universale Kirche (50). Er ist davon überzeugt, dass die (neue) Kunst der Dialektik »keinen Platz hat inmitten der Mysterien der Kirche« (54). Dann beschreibt die Vfn. die »Soziale Theologie« von Petrus Damiani und sieht diese betont in ihrem »historischen Kontext«. Sie bezeichnet ihn als den »Cheftheoretiker« für den Erfolg der mittelalterlichen religiösen Erneuerung. Diese Erneuerung war der Schlüssel für die gesellschaftliche Akzeptanz der neuen Haltung zur Arbeit und zum Arbeiter. Petrus unterscheidet die jeweils spezifische Arbeit der Angehörigen der verschiedenen Stände; der Priester muss Mitgefühl haben, während der weltliche Richter den Schuldigen strafen muss, indem er den Unschuldigen aus der Hand des Schuldigen reißt (75). Schließlich behandelt die Vfn. Damians Sendung (»apostolate«): die Theologie der Arbeit in Aktion; diese findet die Vfn. in seinen Schriften begründet, in denen es ihm um beides geht, um das eschatologische Mandat und um die kontinuierliche Form dieser Welt in ihrer idealen Gestalt wie in der Absicht ihrer Schöpfung (77). Dabei kommen die Laienbruder- und -schwesternschaft, wie sie in dem Kloster des Petrus, in Fonte Avellana, bestanden, zur Geltung. Sie hätten Zeugnis abgelegt für ein rechtes apostolisches Leben. Es geht ihm darum, dass die Arbeit »perfekt zum Ebenbild Gottes« gehört, »zum Kampf für die imitatio Christi« (191). Das sei für die westkirchliche Konzeption des Verständnisses von Arbeit wegweisend gewesen. Die Kenntnis darüber werfe ein neues Licht auf die Sicht der mittelalterlichen Ideen über die Arbeit (96). Dem wird man zustimmen müssen.
In dem dritten Teil, der die Hälfte des Buches füllt, wird »der vollendete Bau: die mittelalterliche monastische Bewegung« be­schrieben. Hier werden nun die wichtigsten Zweige des Mönchtums und ihre Haltung zur Arbeit aufgeführt, die Regularkanoniker, die Zisterzienser, die Karthäuser, die Frauenbewegung und »marginale Gruppen« und die Mendikanten. Die Vfn. weiß, dass sie keine vollständige Geschichte der Arbeit vorlegt, sie will nur auf die Rolle hinweisen, die die Religion beim Fortschritt im Verhältnis zwischen Arbeit und Arbeiter gespielt hat (191). Man vermisst aber die Einbindung des Themas in die mittelalterliche Ordnung von den drei Ständen (oratores oder sacerdotes/bellatores oder pugnatores/laboratores oder agricultures), wie sie von Gerhard von Cambrai in Angriff genommen und von Adalberto von Laon ausgeführt worden ist (»… die einen beten, die anderen kämpfen und wiederum andere arbeiten …«). – Das ausführliche Literaturverzeichnis enthält (fast) nur englischsprachige Werke.
Die Vfn. weist auf ein Thema hin, das bisher wenig bearbeitet worden ist. Dafür ist ihr zu danken.