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Ausgabe:

Mai/2007

Spalte:

506 f

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Ulrich, Michael

Titel/Untertitel:

Juden, Christen und Muslime rufen den einen Gott an. Und die christlichen Bekenntnisse über Gott-Vater, Sohn und Heiligen Geist.

Verlag:

Münster: LIT 2005. 114 S. m. Abb. gr.8° = Ästhetik – Theologie – Liturgik, 41. Kart. EUR 16,90. ISBN 3-8258-8515-1.

Rezensent:

Ulrich Kühn

Michael Ulrich legt vor allem eine Reflexion über anrufende, be­kennende und segnende Gebetsrede im Christentum vor: Kapitel 2: »Weg christlicher Formeln monotheistischer Rede« (16–36); Kapitel 3: »Weg christlichen Betens im 1. und 2. Jahrtausend« – das ausführlichste Kapitel mit dogmengeschichtlichen Erinnerungen an die Auseinandersetzungen mit Marcion und Arius (37–40) sowie einem großen Abschnitt über trinitarische Segenswunschformeln im 2. Jt. (41–91). Vorgeschaltet ist ein kurzes Kapitel 1 über den »Weg monotheistischer Rede seit dem ersten Bund« (11–15), am Ende folgen in Kapitel 4 Überlegungen zu künftigen Aufgaben (92–102).
Es ist verdienstvoll, dass die Frage christlichen trinitarischen Redens von Gott als Frage nach dem Anrufen und Bekennen Gottes und als Frage nach dem Segnen im Namen Gottes angegangen wird. Der Vf. unterscheidet zwischen der anrufenden und der bekennenden Gottesrede, wobei die bekennende Rede im Abendland vielfach (in der Tradition Augustins) zum Nebeneinander der drei göttlichen Personen geführt hat, mitunter dann freilich auch mit der vorgeschalteten Nennung des einen Gottes. Dies ist auch bei Segensformeln zu sehen. Das anrufende Reden, das seine Urform im Vaterunser hat, sollte, wenn es trinitarisch erweitert wird, stärker den heilsgeschichtlichen Sinn solchen trinitarischen Anrufens erkennen lassen, wie es der Vf. an Karl Rahners und Herbert Vorgrimlers Vorschlägen, aber auch an früheren liturgischen Beispielen deutlich macht. Insgesamt gilt für den Vf., es müsse deutlich bleiben, »daß Christen auf keinen Fall drei Götter anbeten« (75).
Auf diesem Hintergrund wird dann immer wieder die Nähe vor allem zur jüdischen (der Vf. ist seit langem engagiert im jüdisch-christlichen Gespräch), aber auch zur muslimischen Anrufung Gottes aufgezeigt, worauf der Titel des Buches hinweisen will. Die gleichwohl bestehenden glaubensmäßigen Differenzen im Gottesbild der drei abrahamitischen Religionen (und in ihrer vom Glauben jeweils geleiteten Praxis) bleiben in diesem Buch eher im Hintergrund. Es ist in jedem Falle einsichtig, dass der Vf. vom liturgischen Gebrauch trinitarischer Rede her einem tritheistischen Missverständnis des Christentums mit Gründen entgegentritt und den heilsgeschichtlichen Ursprung dieser Rede (als betender, bekennender und segnender Rede) hervorhebt.