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Ausgabe:

März/1998

Spalte:

296

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Martin, Gerhard Marcel

Titel/Untertitel:

Sachbuch Bibliodrama. Praxis und Theorie.

Verlag:

Stuttgart-Berlin-Köln: Kohlhammer 1995. 117 S. gr.8°. Kart. DM 34,­. ISBN 3-17-013912-6.

Rezensent:

Birgit Marchlowitz

Den Körper als Bühne des Lebens entdecken, das ist im weitesten Sinne die Intention Martins. Eine Erfahrung, die sich auch mit der Biographie des Autors deckt. Seine persönlichen Entdeckungsreisen auf dem Weg zum bewußten Umgang mit dem eigenen Körper vergleicht er dementsprechend euphorisch mit dem Erlebnis "einer leibhaftigen Wiedergeburt" (23). Wie der Körper als Inszenierungsort des Lebens gedeutet wird, so auch als "Aufführungsort des Bibliodramas" (26). Körper und Theater, das sind zwei Schlüsselbegriffe für M.s Einführung ins Bibliodrama. Das Buch ist ­ laut Einleitung (9-12) ­ "kein Lehrbuch", "keine kritische Darstellung", es will vielmehr das "Entdeckte präsentieren" (11). Dadurch bekommen die Ausführungen insgesamt eher subjektiven Charakter. Immer wieder tritt der Autor mit Bemerkungen zur eigenen Biographie hervor, die u. a. seine langjährige Praxis in der Bibliodrama-Arbeit spiegeln.

Die einzelnen Kapitel nähern sich der Thematik jeweils von einem anderen Ausgangspunkt. Fast entsteht der Eindruck, als ob das Buch Ergebnis einer Komposition unterschiedlicher Vorträge sei. Zunächst werden die Anfänge der Bibliodrama-Bewegung geortet (13-24), dann das Körper-Erleben als Grunderfahrung thematisiert (25-31), um dann eingehender die linguistisch-strukturalistische Exegese als Zugang zum Bibliodrama vorzustellen (33-48). Dieses Kapitel beinhaltet erstmalig methodische Hinweise und Verfahrensschritte für die konkrete Umsetzung. In der darauffolgenden Passage erzählt M. von eigenen Veranstaltungen, die in einem eher essayistischen Stil assoziativ aneinandergereiht werden (49-56). Für die praktisch interessierte Leserschaft ist Kapitel 5 "Der Bibliodramaprozeß mit der Gruppe" aufschlußreich (57-80). Hier wendet sich der Autor einzelnen Fragen der Durchführung zu: Geklärt werden u. a. Größe der Gruppe, Zeitumfang, Rolle des Teamer, Gestaltung der Eröffnungs- und Abschlußphase. Mehr theoretisch orientiert geht der folgende Abschnitt vor, der das Bibliodrama unterschiedlichen Dramengattungen zuordnet: der Tragödie, der Komödie, dem absurden Theater, dem Lustspiel bzw. der Groteske (81-92). Das Buch schließt ab mit einigen Beobachtungen "Zum gegenwärtigen Stand der Bewegung/Zukunftsperspektiven" (93-96) und einem Anhang (97-109) sowie einem ausgewählten Literaturverzeichnis (111-115). Als Schlußbemerkung resümiert M. die Zielsetzung seines Buches: Bibliodrama ist für ihn "die Suche nach einer (protestantischen) Kultur und neue Berührung mit der Natur als Schöpfung" (109).

Insgesamt macht M.s Buch neugierig auf Bibliodrama, neugierig vor allen Dingen aber auf ein Seminar mit M. selber. Als Anleitung zur eigenen Durchführung bibliodramatischer Veranstaltungen eignet sich die Darstellung weniger, da sie stets zwischen biographischen Kommentaren und mehr theoretischen Analysen changiert.