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Ausgabe:

April/1999

Spalte:

419 f

Kategorie:

Christliche Kunst und Literatur

Autor/Hrsg.:

Fritz, Johann Michael [Hrsg.]

Titel/Untertitel:

Die bewahrende Kraft des Luthertums. Mittelalterliche Kunstwerke in evangelischen Kirchen.

Verlag:

Regensburg: Schnell & Steiner 1997. 136 S. m. 80 Taf. 8. Kart. DM 24,80. ISBN 3-7954-1134-3.

Rezensent:

Claudia Nauerth

In diesem Band sind Vorträge abgedruckt, die als Referate in der Sektion für Kunstgeschichte der Görres-Gesellschaft während ihrer Generalversammlung in Dresden 1995 gehalten wurden.

Der erste Beitrag des Herausgebers lenkt den Blick auf ein angeblich wenig beachtetes Phänomen: In evangelischen Kirchen vor allem der Neuen Länder haben sich zahlreiche mittelalterliche Kunstwerke erhalten. Sie überlebten, weil sie weiter genutzt, umgenutzt oder gar nicht genutzt wurden, oft am Standort. Fritz sieht darin die bewahrende Kraft des Luthertums, die der Sammelband aus theologischer, kirchengeschichtlicher, kunsthistorischer und denkmalpflegerischer Sicht erläutern will (11). Beigegeben ist ein reicher, nach Objektgruppen geordneter Bildteil (beschrieben von Christoph Emmendörfer).

Günther Wartenberg gibt einen Überblick über die Bilder in den Kirchen der Wittenberger Reformation (19-33). Dabei geht er aus von der "grundsätzlichen Gestaltbarkeit der christlichen Wahrheit" (19 f.), eine Prämisse, die man hinterfragen müßte, und beleuchtet dann die verschiedenen reformatorischen Positionen (Zwingli, Calvin, Karlstadt, Luther).

Gottfried Seebass referiert über mittelalterliche Kunstwerke in evangelisch gewordenen Kirchen Nürnbergs (34-53) und berücksichtigt besonders die historischen Vorgänge, die Rolle Osianders und das Verhalten des Nürnberger Rates angesichts wirtschaftlicher Sachzwänge.

Eike Wolgast widmet sich der Reformation im Herzogtum Mecklenburg und dem Schicksal der Kirchenausstattungen (54-70), die besonders durch die unterschiedliche religiöse Orientierung der Herzöge von Mecklenburg bestimmt wurden.

Frank Schmidt legt noch einmal den Akzent auf die Fülle der erhaltenen Denkmäler (ein kurzer Überblick, 71-78) und fragt nach den liturgischen Voraussetzungen der Weiternutzung, Umnutzung oder Nichtnutzung, an Beispielen dargelegt.

Gotthard Voss zeigt am Beispiel (Über Dom und Domschatz von Halberstadt. Einzigartiges Denkmal mittelalterlicher Kirchenkunst, 79-95) die Probleme der Wiederherstellung nach dem Krieg auf, sowohl die generellen (Erhalt des ursprünglichen Sinnzusammenhanges) als auch Einzelfragen (Hochaltar, Domschatz). Der Beitrag ist besonders sachlich-informativ. Dagegen ist der letzte Beitrag von Rainer Volp (Hinrichtung des Kulturerbes, 96-104) polemisch-aggressiv ("Hinrichtung"!) bis in die Sprache und schadet m. E. eher dem Anliegen

Fazit: Insgesamt ein nützlicher Band, der das Problem der Erhaltung der mittelalterlichen Kunstwerke in evangelischen Kirchen deutlich macht.