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Ausgabe:

März/1998

Spalte:

263 f

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Hermans, Theo

Titel/Untertitel:

Origène. Théologie sacrificielle du sacerdoce des Chrétiens.

Verlag:

Paris: Beauchesne 1996. XXXV, 252 S. 8° = Théologie Historique, 102. Kart. fFr 180.­. ISBN 2-7010-1331-3.

Rezensent:

Hans Georg Thümmel

Der Vf. will die Opfertheologie des Priestertums der Christen bei Origenes umfassend aufarbeiten und hat dazu die Belegstellen aus dem ganzen Werk des Alexandriners zusammengetragen. Eine Grundlegung bildet die Auflistung der Stellen, an denen bei Origenes entsprechende Termini auftauchen. Es handelt sich um ein lexikalisches, sachlich aufgegliedertes Register. Eingeschoben ist die Exegese von 1Ptr 2,5.9a nach Origenes. Es sind diejenigen Stellen, an denen Origenes vor allem auf das Priestertum der Gläubigen zu sprechen kommt.

Der "Tempel aus lebendigen Steinen" und das "auserwählte königliche, priesterliche Geschlecht" sind ihm wichtig. Das Priestertum der Christen steht in Beziehung zum Hohenpriester Jesus Christus. Seine Sonderstellung besteht darin, daß er Priester und Opfer zugleich ist. Das erlösende Opfer Christi ermöglicht die Opfer der Christen. Die vorgeordnete Gnade steht neben dem vollwertigen Engagement des Menschen. Alle diese Opfer werden dem Vater über Christus dargebracht. Grundlage alles christlichen Kultes ist die Erkenntnis, daß Gott Geist ist. So unterscheidet sich der Kult "in Wahrheit" von dem alttestamentlichen "körperlichen" Kult als vorausweisender "Schatten". Das Priestertum der Christen äußert sich in geistlichen Opfern. Diese bestehen im Martyrium, im eigentlichen, aber ­ nach dem weitgefaßten Martyriumsbegriff des Origenes ­ ebenso in der Hingabe im alltäglichen Leben. Opfer sind nichts anderes als der Ausdruck von Glauben und Liebe. Im Einzelnen werden benannt: Gebet, Barmherzigkeit, Reinheit, Gerechtigkeit, und zusammenfassend und überhöhend die Heiligkeit, die von Gott empfangen und als lebenslanges Opfer zurückgegeben wird. Sie besteht nicht in Askese, sondern im vernünftigen Gebrauch der natürlichen Güter zur Ehre Gottes. Schließlich wird an vier Beispielen gezeigt, wie sich der Kult des Christen im Leben realisiert. Noch einmal wird das Martyrium thematisiert, diesmal im engeren Sinne als Mitarbeit am Erlösungswerk Christi, weiterhin die Gotteserkenntnis, die dadurch erworben wird, daß sich der Mensch dem Wort Gottes öffnet, der Kampf gegen die Dämonen und die geistliche Vaterschaft, ausgerichtet an der Vaterschaft Gottes.

Die Arbeit ist ein vorzügliches Nachschlagewerk für alle die Problematik "Kult ­ Opfer ­ geistliches Leben" betreffenden Fragen bei Origenes. Ein Register der behandelten Textstellen hätte die Brauchbarkeit noch erhöht. Als bedeutsam ist zu vermerken, daß hier ein katholischer Theologe am Beispiel eines der fruchtbarsten Schriftsteller der Alten Kirche die Bedeutung des Priestertums aller Gläubigen und die Anbetung (den Kult) Gottes im Geist herausstellt.