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Ausgabe:

Februar/2007

Spalte:

214-215

Kategorie:

Praktische Theologie

Autor/Hrsg.:

Pahl, Irmgard [Hrsg.]:

Titel/Untertitel:

Coena Domini II. Die Abendmahlsliturgien der Reformationskirchen vom 18. bis zum frühen 20. Jahrhundert.

Verlag:

Fribourg: Academic Press Fribourg 2005. XX, 775 S. m. Tab. gr.8° = Spicilegium Friburgense, 43. Kart. EUR 78,00. ISBN 3-7278-1375-X.

Rezensent:

Jörg Neijenhuis

Mit diesem voluminösen Band kommt das Vorhaben, die Abendmahlsliturgien der Reformationskirchen zu dokumentieren, zu seinem Ziel. Der erste Band von ðCoena DominiÐ hat die Abendmahlsliturgien des 16. und 17. Jh.s dokumentiert; er ist in derselben Reihe als Bandfolge 29 im Jahr 1983 erschienen (vgl. die Rezension von Siegfried Bräuer in ThLZ 110 [1985], 70). Damit ist aber nicht das ganze Vorhaben skizziert. Es umfasst vier Bände, von denen schon der erste Band ðPrex EucharisticaÐ 1968 als Bandfolge 12 erschienen ist, der 1978 eine zweite Auflage und 1997 eine ergänzte dritte Auflage erlebt hat. Der noch ausstehende vierte Band soll den Titel ðSacrum ConviviumÐ tragen und die mit ðPrex EucharisticaÐ begonnene Edition mit den entsprechenden Texten der Gegenwart zur Eucharis tie/zum Abendmahl zum Abschluss bringen. Angekündigt ist, dass die römische Messliturgie in ihrer Entwicklung seit dem Tridentinum dokumentiert wird und ebenso Abendmahlsliturgien der Ge genwart, sofern sie nicht in Coena Domini II enthalten sind.

Coena Domini II ist in vier Kapitel gegliedert: zunächst die lu therische Liturgie und die Ordnungen der Unionskirchen, im zweiten Kapitel die reformierte Liturgie, dann folgt die anglikanische Liturgie und im vierten Kapitel die freikirchliche Liturgie. Als An hang folgt die alt-katholische Liturgie.

Zunächst werden mit einer kurzen, wenige Seiten umfassenden Einführung die reformatorischen Liturgien dieser Epochen charakterisiert und in ihrer Entwicklung dargestellt. Für alle vier Kapitel samt Anhang wird dasselbe Schema benutzt, das schon bei Prex Eucharistica angewandt worden ist und bei Coena Domini I weitergeführt wurde: Erst wird das Dokument und seine Entstehung beschrieben, dann wird es ediert. Die Einführung in das Dokument beginnt mit der Nennung der Quelle bzw. Quellen, dann folgt eine Einführung in die Entstehung der Liturgie, sei es, dass Autoren, sei es, dass Gremien etc. benannt und die Umstände des Erscheinens aufgeführt werden. Darin enthalten ist immer auch eine Übersicht der Rubriken der Abendmahlsliturgie. Abschließend wird eine Bibliographie geboten. Sollten zu einem Unterkapitel mehrere Abendmahlsliturgien gehören, wie z. B. gleich zu Beginn des Buches 15 Agenden der Aufklärungsepoche, dann wird zunächst in sie eingeführt, ehe alle Texte nacheinander in einem Block ediert werden. Das bedingt eine gewisse Umständlichkeit, da nicht gleich nach der Einführung in die jeweilige Liturgie ihr Text folgt. Aber schon an diesem ersten Teil ist erkennbar, dass wirklich viele, wenn na türlich auch nicht alle Abendmahlsliturgien ediert wurden. Zahlreiche fremdsprachigen Liturgien, wie z. B. die der skandinavischen Länder, aber auch Islands, der Slowakei, solche aus französischsprachigen Ländern, sind aufgenommen, dann die amerikanischen Ordnungen; auch die Ordnung der Waldenser, der Böhmischen Brüder, der Herrnhuter Brüdergemeine wurden ediert, und zwar von liturgisch Fachkundigen, die sich in diesen Traditionen auskennen. Den fremdsprachigen Liturgien (nicht den englischen oder französischen) wurde eine Übersetzung zur Seite gegeben. Auch manche Einführung ist in englischer oder französischer Sprache abgefasst.

Die vielen Abendmahlsliturgien ­ insbesondere, wenn man Coena Domini I für das 16. und 17. Jh. hinzunimmt ­ geben einen guten Überblick über die Vielfalt der Liturgien und damit auch über die damit verbundenen Abendmahlstheologien. Nicht zu unterschätzen ist, dass man diese Texte nun bequem zur Hand nehmen kann, was vordem eher schwierig war, insbesondere, wenn es sich um Texte z. B. aus Amerika oder der Slowakei handelte. Dass darauf einige Mühe verwendet wurde, darf man annehmen, insbesondere, wenn man den langen Zeitraum seit dem Erscheinen des ersten Bandes bedenkt. Aber die Sorgfalt und Stringenz, mit der dieser Band wie die vorausgehenden erarbeitet wurde ­ was die Herausgeberin auszeichnet ­, wird belohnt, wenn mit dieser Fülle an Material liturgiewissenschaftlich und darüber hinaus interdisziplinär in historischer, systematischer und ebenso in ökumenischer Sicht geforscht und gearbeitet wird.