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Ausgabe:

Februar/2007

Spalte:

182-183

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Ferreiro, Alberto:

Titel/Untertitel:

Simon Magus in Patristic, Medieval and Early Modern Traditions.

Verlag:

Leiden-Boston: Brill 2005. XI, 371 S. m. Abb. gr.8° = Studies in the History of Christian Traditions, 125. Geb. EUR 89,00. ISBN 90-04-14495-1.

Rezensent:

Peter Busch

In diesem Sammelband sind Aufsätze rund um die Simon Magus-Tradition kombiniert, die Alberto Ferreiro, weiland Professor am Department of History an der amerikanischen Seattle Pacific University, seit 1993 in verschiedenen Fachzeitschriften publiziert hatte. Lediglich eine kunsthistorische Studie zur Darstellung von Papst Clemens I., Martin von Tours und Simon Magus in der Kathedrale von Léon/Spanien (Kapitel 13, 261­285) ist im hier zu besprechenden Band erstveröffentlicht.

F. begibt sich mit seinem Forschungsschwerpunkt in eine differenzierte und literarisch breit diskutierte wissenschaftliche Umgebung, die jedoch in der Tendenz eng auf die neutestamentlichen und frühen patristischen Linien fokussiert ist. Als Beispiel kann die neuere Studie von Stephen Haar (Simon Magus: The First Gnostic, Berlin 2003) genannt werden, in der die forschungsgeschichtlich bedeutenden Fragestellungen von Rudolph und Beyschlag aus den 70er Jahren des letzten Jh.s zum Thema »Simon und die frühe Gnosis« immer noch erkennbar sind.

Die Gesamtdiskussion ist ihm durchaus präsent, wie das umfangreiche Literaturverzeichnis (337­357) sowie die zahlreichen und zum Teil sehr ausführlichen Fußnoten zeigen. Ganz explizit (4) sieht er seine Studie begleitend zu den Beobachtungen der Schweizer Association pour l¹étude de littérature Apocryphe Chrétienne und deren Organ »Apocrypha«.

Im Unterschied zum neutestamentlich und patristisch geprägten Mainstream der Forschungsumgebung allerdings untersucht F. exemplarisch die Wirkungsgeschichte der antiken Simon Magus-Traditionen in breiter kultureller und historischer Verzweigung, und darin liegt m. E. das Besondere am vorliegenden Band.

Die Sammlung selbst ist in sich geordnet und hat eine innere Logik ­ darum werden die Einzelstudien, die ja alle als solche schon im Vorfeld separat als in sich geschlossene Aufsätze veröffentlicht worden waren, »Kapitel« genannt und suggerieren damit aufeinander aufbauende Elemente eines Gesamtwerkes (wenn dies auch so in der Disposition des Autors [3­6] nicht explizit genannt ist). Dieses Gesamtwerk ist so angelegt, dass sich dem Leser eine Entfaltung der Simon Magus-Traditionen bis in die Neuzeit mit exemplarischen Schwerpunkten bietet: Die Überschriften zu Kapitel 1 (Simon Magus: The Patristic-Medieval Traditions and Historiography, 9­26) und dem letzen Kapitel 15 (Artistic Representations of Simon Magus and Simon Peter in the Princeton Index of Christian Art: With Up-to-Date Inventory and Bibliography, 307­335) mögen dies beispielhaft belegen.

Obwohl die Komposition der ursprünglichen Einzelaufsätze zu einem Gesamtwerk insgesamt gelungen ist, erscheint diese dem Leser freilich thematisch etwas mäandrierend: Neben traditionsgeschichtlich geprägten Teilen (etwa die Traditionen um die Auseinandersetzungen zwischen Simon Magus und Petrus, in Kapitel 4 speziell in den Darstellungen der Acta Petri und der Passio Petri et Pauli, 55­81, in Kapitel 9 mit dem begleitenden Motiv der Hunde, 147­200; oder in Kapitel 10 speziell in den Darstellungen in mittelalterlichen englischen und irischen Legenden, 201­220) sind forschungsgeschichtliche Querschnitte (etwa Kapitel 2: »Ten Years of Editions and Publications on New Testament Apocrypha«, 27­34), kirchengeschichtliche Untersuchungen (speziell häresiologischen Charakters, so etwa Kapitel 6, »Priscillian and Nicolaitism«, 111­122) und kunsthistorische Studien (beispielsweise das oben erwähnte Kapitel 13 oder auch Kapitel 14: »Simon Magus and Simon Peter in a Baroque Altar Relief in the Cathedral of Oviedo, Spain«, 287­306) enthalten.

Dies hat allerdings durchaus positive Effekte, zeigt die dargebotene Buntheit doch dem vom Mainstream geprägten Leser die Fülle der Wirkungsgeschichte.

Auch die exemplarische Schwerpunktsetzung ist belebend. Herauszuheben sind hier insbesondere die Berücksichtigung der einschlägigen mittelalterlichen antiislamischen Traditionen (so schon als entscheidende Linie in Kapitel 1, 20­23, skizziert und in Kapitel 11, »Simon Magus, Nicolaus of Antioch and Muhammad«, 221­240, exemplarisch ausgeführt) sowie gerade die speziellen traditions- und kunstgeschichtlichen Ausprägungen auf der iberischen Halbinsel (vgl. die oben erwähnten kunstgeschichtlichen Studien oder die besondere Berücksichtigung des aus Spanien stammenden Priszillianismus). Womöglich ist dieser hispanophile Schwerpunkt F.s auch dadurch begründet, dass dessen Biographie mit dem spanischsprachigen Mexiko verbunden ist.

Der bunte Charakter der Aufsatzsammlung und die skizzierten Schwerpunktsetzungen fügen sich am Ende dennoch zu einem Eindruck einer gewissen, an der Simon Magus-Tradition orientierten Einheitlichkeit und vermitteln einem Leser aus dem vom üblichen eher neutestamentlich und patristisch geprägten Diskussionskreis vielfältige neue Facetten eines bekannten Themas.