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Ausgabe:

Februar/2007

Spalte:

150-152

Kategorie:

Judaistik

Autor/Hrsg.:

Hayman, A. Peter:

Titel/Untertitel:

Sefer Ye.sira. Edition, Translation and Text-Critical Commentary.

Verlag:

Tübingen: Mohr Siebeck 2004. VIII, 206 S. gr.8° = Texts and Studies in Ancient Judaism, 104. Lw. EUR 79,00. ISBN 3-16-148381-2.

Rezensent:

Catherine Hezser

Peter Haymans Edition des Sefer Yes.ira ist als erster Teil einer dreibändigen Reihe konzipiert. H. plant, in Zukunft eine Sammlung seiner Aufsätze zum Sefer Ye.sira (Teil 2) sowie einen inhaltsbezogenen Kommentar (Teil 3) zu veröffentlichen. Deshalb beschäftigt sich der vorliegende Band ausschließlich mit dem Text und textkritischen Fragen.

Das Buch besteht aus einer detaillierten Einleitung in textgeschichtliche Aspekte (1­41; Appendizes, 43­58), gefolgt von einer synoptischen Edition der drei wichtigsten Rezensionen mit Übersetzung, textkritischem Apparat und Kommentar (59­195), die den Hauptteil des Buches bildet. Eine Bibliographie sowie ein Quellen- und Autorenindex schließen den Band ab.

H. erklärt in seiner Einleitung, weshalb er die synoptische Form der Textdarbietung gewählt hat. Sefer Ye.sira, dessen früheste Handschriften aus dem 10. Jh. stammen, hat eine komplexe Textgeschichte. Die Handschriften lassen sich verschiedenen Rezensionen zu ordnen, wobei die wichtigsten die sogenannte Kurze, Lange, und Saadianische Rezension sind. Diese drei Rezensionen sind in der vorliegenden Edition durch ihre wichtigsten Handschriften vertreten. Aus den über 100 Handschriften und Fragmenten zum Sefer Ye.sira hat H. die 19 wichtigsten ausgewählt und zur Grundlage für seine Edition gemacht. Die im kritischen Apparat verzeichneten Textvarianten stammen aus diesen 19 Handschriften, die auf den Seiten 12­14 genauer beschrieben sind. Diese Auswahl war notwendig, um den Apparat für den Leser zu vereinfachen. Das Ziel dieser Edition ist es, den Text des Sefer Ye.sira mit seinen Hauptvarianten gut zugänglich zu machen.

H. betont, dass es sich bei dem vorliegenden Band nicht um eine kritische Edition handelt, die versucht, den »ursprünglichen« Text wiederherzustellen. Er knüpft dabei an Peter Schäfers Untersuchungen zur Hekhalot-Literatur an, der gezeigt hat, dass die flukturierende Textsituation die Rekonstruktion eines Urtextes un mög lich macht. Man muss stattdessen von einem mehr oder weniger offenen Text ausgehen, der von den Schreibern der Manuskripte weiter verändert wurde. H. steht den Möglichkeiten der Textkritik jedoch positiver gegenüber als Schäfer und spricht von einem »earliest recoverable text« (7). Dabei handelt es sich nicht um den Urtext, sondern um den Text, der allen drei Rezensionen gemeinsam ist. Die genaue Form dieses Textes lässt sich nicht rekonstruieren, aber H. bietet sie dennoch im Appendix III, um dem Leser einen Eindruck von den möglichen Veränderungen und Zusätzen der Langen Rezension (Appendix IV) zu vermitteln.

Vor H. hatte bereits Ithamar Gruenwald eine »Preliminary Critical Edition of Sefer Yezira« (Israel Oriental Studies 1, 1971, 132­177) erstellt. Gruenwalds erste kritische Edition bietet den Text der Handschrift Vatikan als Grundtext sowie eine Auswahl von Handschriftvarianten im Apparat. Eine neue Edition ist notwenig, da seitdem das gesamte Geniza-Material der Saadianischen Rezension zur Verfügung steht und da aus den bereits genannten Gründen eine synoptische Darstellung der drei Rezensionen einer auf einem Manuskript basierenden Ausgabe vorzuziehen ist. Während der jeweilige Haupttext der drei Rezensionen im Anschluss an die synoptische Darstellung ins Englische übersetzt ist, gibt es eine solche Übersetzung für die zum Teil vollständig aufgeführten Textvarianten aus anderen Handschriften allerdings nicht. H.s detaillierter textkritischer Kommentar bietet eine ausführliche Diskussion der wichtigsten Textvarianten, die im kritischen Apparat aufgezeigt sind.

Abschließend wird betont, dass sich auf Grund der Rezensionen keine einfache Entwicklungslinie des Textes erstellen lässt. Die bisherige Annahme, dass die Kurze Rezension den frühesten Text bietet und dass die Saadianische Rezension auf einer Überarbeitung der Langen Rezension beruht, kann hier nicht verifiziert werden. Die Kurze Rezension ist in ihrer jetzigen Form nicht mit dem frühest zugänglichen Text identisch. Die längeren Rezensionen können gelegentlich durchaus frühere Textpassagen enthalten. Textkritische Urteile müssen sich deshalb auf Einzeltexte beschränken.

Insgesamt bietet diese Edition den Text des Sefer Ye.sira erstmals in einer sowohl kritischen als auch gut zugänglichen Form. Man kann nur hoffen, dass H. sein Versprechen hält und in Zukunft zwei weitere Bände veröffentlichen wird, die dem Inhalt des Textes gewidmet sind.