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Ausgabe:

Januar/2007

Spalte:

37-38

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Haacker, Klaus:

Titel/Untertitel:

Versöhnung mit Israel. Exegetische Beiträge.

Verlag:

Neukirchen-Vluyn: Neukirchener Verlag; Wuppertal: Foedus 2002. 219 S. 8° = Veröffentlichungen der Kirchlichen Hochschule Wuppertal. Neue Folge, 5. Kart. EUR 19,90. ISBN 3-7887-1836-6 (Neukirchener Verlag); 3-932735-58-7 (Foedus).

Rezensent:

Peter von der Osten-Sacken

Der Wuppertaler Neutestamentler hat in diesem Band 15 Beiträge vereinigt, die überwiegend aus seiner Vortragstätigkeit im Nachgang zum Beschluss der Synode der Evangelischen Kirche im Rheinland von 1980 »Zur Erneuerung des christlich-jüdischen Verhältnisses«, zum kleineren Teil aus Vorarbeiten zu seinem Kommentar zum Römerbrief (1999) erwachsen sind. Bis auf zwei neue Arbeiten (»Jesus unter den Messiaskandidaten des antiken Judentums« und »Bibelübersetzung nach dem Holocaust: Ein Beispiel aus dem Römerbrief«) sind die Vorträge, bereichert um mehr oder weniger knappe Anmerkungen, zuerst im Zeitraum von 1982 bis 2000 publiziert worden. In der vorliegenden Zusammenstellung werden sie durch eine Reflexion auf den »Holocaust als Datum der Theologiegeschichte« (1986 = Teil I) und durch eine Skizze von bisher unternommenen exegetisch-theologischen »Schritten zur Versöhnung zwischen Christen und Juden« (2000 = IV) gerahmt, die übrigen Beiträge zwanglos unter die beiden Teile »Jesus« (II) und »Paulus« (III) subsumiert.

Mit dieser Ausrichtung seiner Arbeit weiß sich H. in seiner theologischen Existenz zum einen der historischen Forschung am Neuen Testament, zum anderen der Herausforderung theologischen Denkens verpflichtet, wie sie mit den zerstörerischen Auswirkungen des Antisemitismus im 20. Jh. in Deutschland und mit der Mitverantwortung der Kirchen durch die Ausprägungen ihrer traditionellen Judenfeindschaft gegeben ist. Geht Letztere bis auf die christliche Bibel zurück? H. unternimmt eine eher apologetische Interpretation der neutestamentlichen Zeugnisse, indem er Manifestationen eines kirchlichen Antijudaismus aufs Ganze gesehen erst jenseits der Kanongrenzen ausmacht. Umso größeres Gewicht erhält sein sensibler und kundiger Beitrag über »Elemente des heidnischen Antijudaismus im Neuen Testament«, insbesondere bei Paulus, der diese Grenzziehung bezweifeln lässt und zusammen mit dem »Bekenntnis des Paulus zur Hoffnung Israels nach der Apostelgeschichte des Lukas« und der Erörterung der Frage »Wer war schuld am Tode Jesu?« zu den bedeutenderen Beiträgen des Bandes gehört. Ungeachtet dieser Favorisierung einzelner Arbeiten und trotz gelegentlicher etwas enigmatischer Aussagen (z. B. im Vorwort zum palästinensisch-israelischen Konflikt, im Schlussteil zur Judenmission; 206.208) verdient H.s Band insgesamt einen festen Platz unter den exegetisch-theologischen Arbeiten zur qualitativen Erneuerung des christlich-jüdischen Verhältnisses.