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Ausgabe:

Januar/2007

Spalte:

20-21

Kategorie:

Religionswissenschaft

Autor/Hrsg.:

Förstel, Karl:

Titel/Untertitel:

Johannes Kantakuzenos: Christentum und Islam. Apologetische und polemische Schriften.

Verlag:

Griechisch-deutsche Textausgabe v. K. Förstel. Altenberge: Oros 2005. XIX, 415 S. 8° = Corpus Islamo-Christianum, 6. Kart. EUR 60,00. ISBN 3-89375-213-7.

Rezensent:

Martin Tamcke

Klaus-Peter Todt legte 1991 seine beim derzeit Wiener Byzantinisten Koder angefertigte Dissertation zum Verhältnis der Kaisers Johannes VI. Kantakuzenos zum Islam vor (Religionswissenschaftliche Studien 16, Altenberge 1991). Zu diesem grundlegenden Werk ist die anzuzeigende Arbeit ein hilfreiches Instrument für den Nachvollzug an den Quellen. Karl Förstels griechisch-deutsche Textausgabe zu den antiislamischen Schriften des Kaisers, die nach Auskunft des Vorworts vom Münsteraner Religionswissenschaftler Adel Theodor Khoury angeregt wurde, steht in bewusstem Bezug zur vorangehenden Untersuchung Todts (VII, Vorwort).

Schon Khoury hatte F. bei Beginn seiner Übersetzungsarbeiten das Buch von Todt zugesandt. »Durch Wohnort und Lebensumstände gehindert«, hätte er, F., einen solchen Kommentar auch nicht verfassen können. In der Einleitung gesteht F. daher folgerichtig ein, in seiner Einleitung »weitgehend von ihm« abzuhängen (IX, Einleitung). Die Edition der nach der Abdankung des Kaisers entstandenen Texte folgt mit der Zugrundelegung dreier sicher edierter Handschriften, die von Johannes Kantakuzenos selbst veranlasst wurden, einer Anregung Todts in dessen Kommentar (F., IX, Anm. 2; Todt, 133). Natürlich behandelt Johannes Kantakuzenos die klassischen Themen der christlichen Apologetik gegenüber dem Islam, etwa die Gottessohnschaft Christi. In den vier Apologien gibt es aber auch konkretere Widerlegungen muslimischer Behauptungen wie »Der Islam stammt nicht von Abraham ab; die Beschneidung ist kein Zeichen von Rechtgläubigkeit; der Name Muhammads hat nicht im Evangelium gestanden; sein Gesetz ist gewalttätig, seine Paradiesschilderung schändlich« (XII). Die Hauptquelle zu den vier Abhandlungen gegen Muhammad sind die von Demetrios Kydones übersetzte Schrift ðcontra legem SarracenorumÐ des Dominikaners Riccoldo da Monte Croce (reiste 1288 zwecks Bekehrung der syrischen Christen nach Täbris, Mossul und Bagdad und kehrte 1301 nach Florenz zurück). Hier ist Kantakuzenos zuweilen nicht zimperlich mit seinen Argumenten gegen Muhammad, der lügt, aus primitiver Umgebung stammt, die Lust sei Muhammad das höchste Ziel der Glückseligkeit. Natürlich geht es auch hier um Korrekturen in christologischer Hinsicht (wie z. B. der Zurückweisung der Kreuzigung Jesu durch Muhammad). Immerhin werden die Juden, denen muslimischerseits unterstellt werde, wie die Christen nicht Freunde Gottes sein zu können, da sie von ihm gezüchtigt würden, von Kantakuzenos entlastet. Dies gelte den Hebräern, nicht den Juden. Wer nun Johannes Kantakuzenos in deutscher Übersetzung mit dem griechischen Text lesen möchte, um sich Kenntnisse zu einem der wichtigeren Autoren byzantinischer Polemik gegen den Islam zu verschaffen, dem wird F.s Ausgabe nützliche Dienste erweisen.