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Ausgabe:

Dezember/2006

Spalte:

1347 f

Kategorie:

Ökumenik, Konfessionskunde

Autor/Hrsg.:

Schmid, Georg, u. Georg Otto Schmid [Hrsg.]:

Titel/Untertitel:

Kirchen, Sekten, Religionen. Religiöse Gemeinschaften, weltanschauliche Gruppierungen und Psycho-Organisationen im deutschen Sprachraum.

Verlag:

Ein Handbuch. Begr. v. O. Eggenberger (Ý). 7., überarb. u. ergänzte Aufl. Zürich: Theologischer Verlag Zürich 2003. 528 S. gr.8°. Geb. Euro 36,00. ISBN 3-290-17215-5.

Rezensent:

Reinhard Hempelmann

Handbücher, die in immer neuen Auflagen erscheinen, wachsen in der Regel in ihrem Umfang. Die siebte Auflage des von Oswald Eggenberger begründeten Handbuches umfasst 528 Seiten und ist im Themenspektrum deutlich erweitert. Die Herausgeber des Buches, Georg Schmid und Georg Otto Schmid sind gleichzeitig Praktiker evangelischer Weltanschauungsarbeit in der Schweiz. Sie zeigen den Wandel der religiösen Landschaft auf, die sich in Richtung einer religiös-weltanschaulichen Vielfalt entwickelt. In den ersten Kapiteln des Handbuches dokumentieren sie die zunehmende innerchristliche Vielfalt in verschiedenen Gruppen und Milieus der historischen Kirchen. Gleichzeitig bilden sich auch außerhalb und neben den kirchlichen und freikirchlichen Strukturen alternative Formen christlicher Frömmigkeit, die ihren Ausdruck in eigenständigen Denominationen und Konfessionen suchen.

In der Anordnung des Stoffes beschreiten die Verfasser gewissermaßen einen Weg von innen nach außen. Nach der Darstellung der christlichen Kirchen und Gemeinschaften sowie der aus dem Christentum entstandenen Endzeitgruppen (Adventisten, Zeugen Jehovas und Freie Bibelforscher-Gemeinden) und Apostelgemeinden geht die Darstellung weiter zum Mormonentum, der Neugeistbewegung, den Neuoffenbarern und der Theosophie und Esoterik. In einem weiteren Schritt wird so dann die Präsenz der Weltreligionen in ihren unterschiedlichen Formen der Vergemeinschaftung in Blick genommen (Judentum, Islam, Hinduismus und Sikhismus, Buddhismus). Die Beiträge befassen sich weniger mit den Religionen insgesamt, sondern mit denjenigen Gruppierungen, die im westeuropä ischen Kontext in vielfältigen Gruppenbildungen und Aktivitäten präsent sind. Die weiteren Teile des Handbuchs behandeln die Themenbereiche Neuheidentum, Okkultismus/Satanismus, Freidenkerbewegung und Freireligiöse Vereinigungen, sogenannte Psycho-, Marketing- und Politgruppen (Ge mein schaf ten und Bewegungen mit primär nichtreligiöser Orientierung).

Das Handbuch enthält in der Einleitung und den einführenden Texten zu den Kapiteln originelle Anmerkungen und Deutungen zu den Wandlungsprozessen der religiös-weltanschaulichen Landschaft. In der Darstellung heutiger Religionskultur wenden die Verfasser ihr Augenmerk insbesondere denjenigen Phänomenen zu, die gegenwärtig besondere Anziehungskraft und Resonanz erlangen. Besondere Aufmerksamkeit wird deshalb beispielsweise der Pfingstbewegung, Charismatik und Neocharismatik gewidmet. Ebenso findet die »Trendreligion Buddhismus« in den Darstellungen besondere Berücksichtigung.

Hinsichtlich der Auswahl und subjektiven Bewertung gehen die Verfasser in dem Handbuch folgenden Weg: Die deskriptiven und an Informationen orientierten Passagen konzentrieren sich auf Charakteristisches und unterscheiden zwischen Beschreibung und subjektiver Wertung, die jeweils in Schrägschrift (kursiv) gesetzt ist. Am interessantesten ist das Handbuch in denjenigen Passagen, die pointiert und teilweise im eingängigen Sprachstil zu religiös-weltanschaulichen Ent wicklungen und ihrer Herausforderung für die christlichen Kirchen Stellung beziehen. Die zahlreichen Einzelartikel sind in der Regel so verfasst, dass nur das Wesentliche zu Geschichte und Lehre einer Gemeinschaftsbildung beschrieben wird. Angaben zu den Kategorien Zeitschrif ten, Statistik, Adressen und Internetadressen der jeweiligen Be wegung bzw. des jeweiligen Verbandes schließen die lexikalisch gestalteten Artikel ab. Im Blick auf die Auswahl der Gemeinschaftsbildungen herrscht ein gewisser Eklektizismus vor. Einzelne neue christliche oder esoterische Gemeinschaften werden thematisiert, andere nicht. Eine Reihe von Darstellungen ist bereits überholt und korrekturbedürftig. Hier zeigt sich die Schwierigkeit, angesichts zunehmender religiös-weltanschaulicher Pluralisierung die Sachinformationen jeweils auf den neuesten Stand zu bringen. Durch das umfangreiche Register wird der Charakter des Handbuches sinnvoll unterstrichen. Auf Literaturangaben wird weitgehend verzichtet. Das Buch ist ein gutes Hilfsmittel zum Auffinden von Grundinformationen zu religiös-weltanschaulichen Strömungen und Gruppen.