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Ausgabe:

Dezember/2006

Spalte:

1299 f

Kategorie:

Kirchengeschichte: Mittelalter

Autor/Hrsg.:

Beierwaltes, Werner, u. Hans Gerhard Senger [Hrsg.]:

Titel/Untertitel:

Nicolai de Cusa Opera Omnia. Symposium zum Abschluß der Heidelberger Akademie-Ausgabe.

Verlag:

Heidelberg, 11. und 12. Fe b ruar 2005. Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2006. XIII, 190 S. m. Abb. gr.8° = Supplemente zu den Schriften der Heidelberger Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse, 19; Cusanus-Studien, 11. Lw. Euro 35,00. ISBN 3-8253-5127-0.

Rezensent:

Karl-Hermann Kandler

Fast ein Jahrhundertwerk ist erschienen. Nach 77 Jahren (statt nach ­ wie geplant ­ 12 Jahren) konnte die historisch-kritische Cusanus-Edition endlich abgeschlossen werden. Das war Anlass zu einem festlichen Symposium, auf dem nach dem Grußwort des Akademiepräsidenten P. Graf Kielmannsegg, nach Dank und Gedenken durch den Vorsitzenden der Cusanus-Kommission W. Beierwaltes und nach dem Verleger Manfred Meiner (der interessante Interna der Verlagsarbeit nannte) der Leiter der Kölner Arbeitsstelle H. G. Senger ausführlich die Geschichte der Edition darstellte (39­77). 1927 war die Kommission eingesetzt und die Edition beschlossen worden; ihr erster Mitarbeiter, R. Klibansky, konnte, fast 100-jährig, den Abschluss noch erleben. Seine Vertreibung aus Deutschland, Krieg, Zerstörung des Verlages in Leipzig und die Nachkriegszeit verzögerten die Fortführung der Edition auf Jahrzehnte. Neben die große Ausgabe trat eine kleine (in der Philosophischen Bibliothek), zuerst nur in deutscher Übersetzung, dann zweisprachig, schließlich traten 1961 die Edition der Predigten des Nikolaus von Kues und die nicht abgeschlossene Herausgabe der Acta Cusana hinzu. Es besteht kein Zweifel, dass durch diese gewaltige Editionsarbeit eine wissenschaftlich gesicherte Arbeit am Lebenswerk des Cusaners erst möglich wurde.

Flankiert werden die genannten Vorträge durch vier weitere. K. Flasch meditiert über »Docta ignorantia und negative Theologie« (81­100) und damit über ein für Nikolaus von Kues zentrales Thema, doch leider beschränkt auf wenige Kapitel seines Hauptwerkes. Der Beitrag ergänzt seine zahlreichen Arbeiten über Nikolaus von Kues. W. Haug handelt über »Gotteserfahrung bei Nicolaus Cusanus« (103­145) und macht deutlich, dass Nikolaus von Kues den Glauben als Voraussetzung für die Gotteserkenntnis sieht. W. Pannenberg referiert über »Die bleibende Relevanz der Erkenntnislehre des Kusaners« (149­162), er unterscheide »Gotteserkenntnis und Erkenntnis der endlichen, geschaffenen Dinge«. P. Gülke meint in seinem Beitrag über »Mutmaßendes Komponieren ­ über die Musik zur Zeit des Cusaners« (165­190), bei Nikolaus von Kues werde in der Musik die Mutmaßung »als ein Stück des Weges zur obersten Wahrheit« verinnerlicht.

Die letzten drei Vorträge, die nicht von ausgesprochenen Cusanus-Forschern gehalten wurden, veranschaulichen, wie das Denken des Nikolaus von Kues über die Jahrhunderte hinweg auch heutiges Denken befruchten kann.