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Ausgabe:

Dezember/2006

Spalte:

1295 f

Kategorie:

Kirchengeschichte: Alte Kirche, Christliche Archäologie

Autor/Hrsg.:

Pamphilius von Caesarea:

Titel/Untertitel:

Apologia pro Origene. Apologie für Origenes.

Verlag:

Übers. u. eingel. v. G. Röwekamp. Turnhout: Brepols 2005. 484 S. 8° = Fontes Christiani, 80. Kart. Euro 39,16. ISBN 2-503-52148-7.

Rezensent:

Gert Haendler

Als Einleitung bringt Röwekamp auf 200 Seiten die Kurzfassung seiner von H. Frankemöller und W. Geerlings betreuten Dissertation, die bei der Kulturwissenschaftlichen Fakultät der Universität Paderborn im Winter 2004/05 eingereicht wurde: »Streit um Origenes. Eine theologiegeschichtliche Untersuchung zur Apologie für Origenes des Pamphilius von Caesarea«. Röwekamp stellt fest: »Die Verurteilung von 15 ðorigenistischenÐ Thesen durch das 5. ökumenische Konzil von 553 stempelte den Theologen für lange Zeit zum Häretiker«. In der Neuzeit jedoch hat Origenes katholische Theologen angeregt: »Im 20. Jahrhundert befruchteten Teile des origenistischen Denkens nicht nur den theologischen Aufbruch in Frankreich und Deutschland, der mit den Namen H. de Lubac, J. Danielou, H. und K. Rahner sowie Hans Urs von Balthasar verbunden ist, sondern auch Origenes selbst wird seitdem neu bewertet« (9).

Zunächst schildert Röwekamp die damaligen Schauplätze Alexandrien und Caesarea (11­12), danach das Leben und erste Streitigkeiten um Origenes. Kapitel III stellt Pamphilius von Caesarea vor, der zuerst Werke des Origenes abgeschrieben und Exzerpte hergestellt hat. Euseb bezeichnet sich als einen Schüler des Pamphilius und rühmt ihn in seiner Schrift de martyribus Palaestinae als einen Mann der Entsagung und Weltverachtung, der rastlosen Arbeitsfreude und Hilfsbereitschaft (47 f.). Euseb berichtet auch vom Martyrium des Pamphilius, der 307 verhaftet wurde. Nach einer zunächst nur leichten Gefangenschaft, in der er noch literarisch tätig sein konnte, wurde er am 16. Februar 310 hingerichtet.

In dieser Gefängniszeit 307­309 hat Pamphilius seine Apologie für Origenes verfasst. Euseb schreibt, er habe mit Pamphilius gemeinsam dieses Werk erarbeitet. Für Euseb war Origenes ein Lehrer der Kirche. Knapp 100 Jahre später sah man das anders: »Der Übersetzer Rufin ordnete das Werk (beziehungsweise das erste Buch) in seinem Vorwort allein Pamphilius zu« (52). Hie ronymus ging zunächst von zwei Texten aus, später beschuldigte er seinen einstigen Freund Rufin, das Werk fälschlich unter dem Namen des Pamphilius veröffentlicht zu haben. Nochmals ein halbes Jahrtausend später meinte Patriarch Photios, »daß die Bücher 1­5 von beiden gemeinsam erarbeitet wurden und Buch 6 von Eusebius nach dem Tod des Pamphilius hinzugefügt wurde« (52). Röwekamp hält Photios für glaubwürdig, »gerade weil er kein Freund des Origenes war« (53). Erhalten ist sowieso nur das erste Buch, »und zwar ausschließlich in der Übersetzung des Rufin« (55).

Kapitel IV, »Die Übersetzung der Apologie durch Rufin«, schildert die Streitigkeiten um Origenes im 4. und 5. Jh. Be sonders Bischof Epiphanius von Salamis sowie Hieronymus bekämpften das Erbe des Origenes (58­72). Für Origenes setzte sich zunehmend Rufin ein, der aus dem Abendland stammte, sich aber auch im Osten lange aufgehalten hat. In Rom hat Rufin 397 mit der Übersetzung begonnen, doch er hat nur das erste von sechs Büchern des Origenes übersetzt. Kapitel V, »Zum Inhalt der Apologie«, bringt Punkt für Punkt die damals erörterten Themen. Besonders die Liste der Vorwürfe gegen Origenes ist als Einstieg in die Details geeignet: Man kann sie in der Darstellung lesen (109­201), man kann dazu im lateinischen Text und der deutschen Übersetzung von Pamphilius Apologie 87­188 die Worte vergleichen (312­395). Auf diese Weise ermöglicht der Band, den Problemen »auf den Grund« zu gehen.

Rufin äußert sich auch in seiner Schrift »De adulteratione librorum Origenis« = »Über die Fälschung der Bücher des Origenes« (396­425). Für Rufin war Origenes ein großer Kirchenlehrer, in seinen Büchern wurde später manches verfälscht. Die Angaben hat Röwekamp ausgewertet (201­208). Am Ende der Arbeit stellt Röwekamp die Frage: »Origenes ­ ein Häretiker?« (208­217) Bedenken der Alten Kirche waren vielfältig, aber die Verurteilung des Konzils 553 hat den Namen Origenes nicht genannt. Daher urteilt Röwekamp insgesamt positiv: »Ohne Verteidiger und Verehrer des Origenes, wie immer man ihre analytische Leistung bewerten mag, wäre dessen Erbe ganz untergegangen, das die Theologie des 20. Jahrhunderts wieder entdeckt hat und das auf katholischer Seite unter anderem deren Ausbruch aus neuscholastischer Erstarrung mit bewirkt hat. Daß Origenes auch zur Zeit die theologische Forschung mehr befruchtet als jeder andere frühchristliche Theologe, zeigt ein Blick in jede beliebige Bibliographie der Patrologie« (216).

Zur Überlieferung des Textes wird nur eine ältere Edition genannt: Migne, PG 17 (444). Eine Anmerkung teilt mit, dass Röwekamp der Edition von Amacker/Junod in den Bänden 464/465 der Sources Chrétiennes folgt, die einen Text mit französischer Übersetzung 2002 vorlegte. Die deutsche Übersetzung stammt offenbar von Röwekamp, der damit auch als Übersetzer Verdienste hat. Seine Arbeit über Pamphilius von Caesarea erinnert an eine sympathische Gestalt der Alten Kirche, über die sonst wenig gesagt wird. Die verwickelten Vorgänge um die Nachwirkungen und unterschiedlichen Beurteilungen des Origenes werden übersichtlich dargestellt und können Studierenden als ein hilfreicher Einstieg empfohlen werden.