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Ausgabe:

November/2006

Spalte:

1160 f

Kategorie:

Neues Testament

Autor/Hrsg.:

Thomas, John Christopher:

Titel/Untertitel:

The Spirit of the New Testament.

Verlag:

Leiden-Blandford Forum: Deo Publishing 2005. XIII, 283 S. gr.8°. Kart. £ 90-5854-029-4.

Rezensent:

Friedrich Wilhelm Horn

In diesem Buch sind 17 Aufsätze zusammengestellt worden, die einen Beitrag zu Pentecostal Theology abgeben wollen. Der Vf. unterrichtet seit 1982 an dem Church of God Theological Seminary in Cleveland (Tn). Er ist Herausgeber des Journal of Pentecostal Theology sowie der Pentecostal Commentary Series. Bis auf zwei bislang noch nicht erschienene Aufsätze sind alle Beiträge in den vergangenen 25 Jahren an sehr unterschiedlichen Orten publiziert worden, etliches in namhaften Fachorganen wie NTS, ZNW oder NovTest. Das Themenspektrum kreist einerseits deutlich um diejenigen biblischen Texte und orientiert sich an denjenigen auf sie bezogenen Voraussetzungen, die für die Identität der Pfingstbewegung grundlegend sind. Der Vf. spricht von dem fünffachen Evangelium, welches als Herz der Pfingstbewegung schlägt: »Jesus is Savior, Sanctifier, Holy Ghost Baptizer, Healer, and Coming King« (19). Andererseits finden sich einige Beiträge, vorwiegend zu den johanneischen Schriften, die relativ unbeeindruckt von dieser pfingstlerischen Position wirken, auch wenn der Vf. versichert, dass der »Pentecostal context ... is hard to underestimate as its impact upon these essays is felt at every level« (1). Der Titel des Buches gewinnt von diesem pfingstlerischen Ausgangspunkt her ganz eigene Konturen: Keinesfalls soll über den Heiligen Geist im Neuen Testament an sich gehandelt werden, vielmehr wird eine spezifische kirchliche Praxis als Folge des Geistes des Neuen Testaments interpretiert.

In dem einleitenden Kapitel zum Thema Pentecostal Theology in the Twenty-first Century entwickelt der Vf. Linien eines Pentecostal Approach to the New Testament (14­18). Hierbei bezieht er sich zwar nominell auf methodische Standards der Bibelwissenschaft, füllt diese jedoch sehr eigenwillig. So wird in fünf Schritten erstens auf Kontext, Struktur und theologische Betonungen verwiesen, dieses insgesamt aber sehr bald eingegrenzt auf literarische Hervorhebungen. Als Beispiel hierfür wird die Rolle des Heiligen Geistes in der Apostelgeschichte genannt. Der auf S. 223­232 abgedruckte Beitrag zu einer Charismatic Structure of Acts, der dieses Beispiel abstützen soll, entbehrt freilich jeder methodischen Grundlegung. Zweitens bemüht der Vf. den Canonical Context. Er belegt sein Verständnis dieser Perspektive am Beispiel des Johannesevangeliums, das als reiche Ergänzung der synoptischen Evangelien dargestellt wird, auch weil es der Lehre Jesu über den Heiligen Geist mehr Raum gebe. Drittens möchte der Vf. unter dem Stichwort Original Context den Stellenwert der historischen Forschung deutlich begrenzen. Er verweist auf abwegige Vorschläge zur Abfolge der johanneischen Schriften, bietet seinerseits allerdings einen nicht weniger eigenwilligen Ansatz, indem er unter Berücksichtigung der sog. Irrlehrer-Polemik eine Chronologie ausgehend von 3Joh über 2Joh zu 1Joh vorschlägt (vgl. hierzu auch den Aufsatz: The Order of the Johannine Epistles). Viertens achtet der Vf. auf den Context in the Church, was im Detail eher einem Sammelbecken wirkungsgeschichtlicher Hinweise gleicht. Fünftens mündet sein Zugang in den Pentecostal Context. Freilich ist auch hier die Vorgabe »how much connection there is between the New Testament documents themselves and the Pentacostal world view« (14) für eine unvoreingenommene Textbetrachtung nicht förderlich.

Der Ertrag der in diesem Buch vereinigten Aufsätze zur neutestamentlichen Wissenschaft ist sehr begrenzt. Wer sich mit gegenwärtiger Pentecostal Theology in den USA oder mit spezifischen Lebensäußerungen dieser Kirche wie etwa mit der spezifischen Gestalt von Glossolalie oder mit der Form der Fußwaschung beschäftigt, wird in diesem Buch wertvolle Hinweise zum Selbstverständnis und zur bibelwissenschaftlichen Arbeitsweise von pentecostal theologians finden.